Eureka - Shackleton's Voyage

eureka_shakeltonsrevenge.jpgEUREKA ist nicht nur eine amerikanische Fernsehserie, sondern auch das musikalische und geistige Kind von Frank Bossert, der 1997 EUREKA gegründet und seit dieser Zeit gehegt und gepflegt hat. Unter dem Banner EUREKA erblickten seither drei Veröffentlichungen das Licht der Welt („Eureka“, „The Full Circle“, „The Compass Rose“), auf denen sich der Multiinstrumentalist quer durch viele Genres austobte; bevorzugt Folk, Prog, Rock und Symphonic. Vier Jahre nach dem letzten EUREKA Studioalbum „The Compass Rose“, liegt nun mit „Shackleton's Voyage“ das vierte Album dieses Projekts vor, und ohne irgendeine Kenntnis über das bisherige Schaffen des Herren Bossert, behaupte ich, dass „Shackleton's Voyage“ das bisher ambitionierteste Werk ist.

Mit „Shackleton's Voyage“ wagt sich Frank Bossert an eine Konzeptstory ran, die die Musikwelt meines Wissens nach bislang noch nicht thematisiert hat. Wie der Titel bereits andeutet dreht sich das vierte EUREKA Album um die „wahre Geschichte einer aufsehenerregenden Antarktis-Expedition in den Jahren 1914 bis 1916“, die vom Briten Sir Ernest Shackleton geleitet wurde, und die durch einige unvorhergesehene Unwegbarkeiten geprägt wurde. Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten, für diese (noch nicht ausgelutschte) Thematik verdient „Shackleton's Voyage“ jedenfalls ein Sonderlob.
  
Soviel zum Hintergrund, musikalisch bietet Bossert samt einigen Gastmusikern (u.a. Yogi Lang (RPWL) und Billy Sherwood (YES)), das weite Spektrum des 70ties (Symphonic-) Prog Rock, von YES bis zu GENESIS, gemischt mit diversen Einflüssen aus dem Folk, dem Ambient oder ganz allgemein der „Weltmusik“. Freunde der sphärisch-atmosphärischen Keyboardklänge werden an „Shackleton's Voyage“ sicherlich ihre Freude haben, davon gibt’s auf dem Album jede Menge, umgekehrt werden sich diejenigen, die auf Härte in der Musik setzen, mit Grausen abwenden; „Shackleton's Voyage“ segelt musikalisch in ruhigem Fahrwasser dahin. Ach ja, der Name MIKE OLDFIELD taucht im Info häufiger auf, und soweit mir das Schaffen dieses Engländers bekannt ist, passt dieser Vergleich ausgezeichnet.    
Insgesamt gibt es in gut 50 Minuten 15 „Songs“ zu entdecken, wobei sich relativ schnell herauskristallisiert, dass aus besagten 15 mit „The Challenge“, „Going Home“ und „Will You Ever Return?“ gerade mal 3 „richtige“ übrig bleiben. Der Rest ist entweder rein instrumentaler Form (sage und schreibe 9 Stück), oder es handelt sich um erzählende Zwischenspiele („The Last Adventure“, „The Turning Point“, „We Had Seen God!“), die von der angenehmen Stimme des Erzählers Ian Dickinson getragen werden. Dessen Stimme ist wie gemacht, für so eine Aufgabe.

Ein Pluspunkt von „Shackleton's Voyage“ ist, dass die 3 Songs mit gesanglicher Untermalung allesamt überzeugen können. Billy Sherwood drückt „The Challenge“ und „Going Home“ seinen Stempel auf, und man kann sich in diesen Passagen dank der eindringlichen Vocals so richtig ins Geschehen hineindenken. Gleiches gilt für die von Kalema inszenierte Ballade „Will You Ever Return?“, die trotz des hohen Kitschfaktors sehr gelungen ist. Wer auch immer diese Kalema ist, diese Dame ist ohne Übertreibung eine Gesangsgöttin. 

Der große Minuspunkt an „Shackleton's Voyage“ ergibt sich bereits als Umkehrschluss. Die Instrumentalorgien, die Frank Bossert zelebriert, sind schlicht und einfach erstens zu viel des Guten und zweitens allzuoft zu uninspiriert, wie im ersten Abschnitt in „Heading South“ oder „Icebound“! Immerhin das Eröffnungsinstrumental „Departure“ (ganz tief in den symphonischen 70ern verwurzelt) und das keltisch-folkige „Plenty Of Time“, das ziemlich entspannt rüberkommt, wissen zu gefallen. Zusätzlich fehlt es im zweiten (düsteren) Abschnitt an Spannung, ich für meinen Teil hätte zum Beispiel bei den Songs nach „The Turning Point“, als es um Leben oder Tod geht, erwartet, dass an Härte oder zumindest Dramatik zugelegt wird. Aber nichts da, denn es sind gerade Songs wie „Into The Lifeboats“ oder „The Rescue“ , die mehr oder weniger an einem vorbeirauschen. Eine löbliche Ausnahme ist diesbezüglich der zweite Teil von „In Search Of Relief“, in dem es mal ein wenig abgeht.

Schade ist ebenso, dass man es unterlassen hat, dass (angeblich tolle) Booklet der Promoversion beizulegen, so dass es (mir) schwer fällt, zu verstehen, um was es in den instrumentalen Songs eigentlich genau geht; da hat man am falschen Ende gespart. Käufer der regulären Version werden dieses Problem hoffentlich nicht haben.

Mit einer Bewertung in Form einer Note tue ich mich ehrlich gesagt in Bezug auf „Shackleton's Voyage“ ziemlich schwer. Eigentlich ist das Werk im großen und ganzen eine hörenswerte Angelegenheit, bei der man spüren kann, dass da eine Menge Herzblut drinsteckt, und das thematische Fundament ist wie gesagt ziemlich klasse. Die drei richtigen Songs sind ebenso großartig, was umgekehrt für die Vielzahl an instrumentalen Stücke leider häufig nicht gilt, und die sind nun mal in der großen Überzahl. Weniger Leerlauf und „Shackleton's Voyage“ wäre ein sehr gutes und sehr empfehlenswertes Album, in dieser Form ist nicht mehr als eine zwei mit einem Minus drin. (Maik)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 51:14 min
Label: Tempus Fugit/Inside Out Music
Veröffentlichungstermin: 05.06.2009  
Kategorie: CD-Reviews