Kiss - Sonic Boom

kiss_-_sonic_boom.jpgMehrfach-Wertung der RedaktionDass wir das noch erleben dürfen, ein neues Album von KISS, ja genau, DIE KISS, jene geschminkte Überlegende aus den Siebzigern! Dabei hat sich kaum eine andere Band so oft ins Abseits geschossen wie die US-Amerikaner um Paul Stanley und Gene Simmons, und doch sind sie immer noch obenauf.
Wir erinnern uns: Nach sechs Top-Alben und noch besseren Live-Scheiben bewahrheitete sich der nachträgliche Joke aus „Detroit Rock City“: „Das einzige was KISS nie machen werden ist ein verdammter Disco-Song!“ Wir wissen es besser, und das war auf den nächsten drei Alben noch die stärkste Nummer, bevor man mit “Creatures Of The Night“ endlich wieder die Kurve bekam.
Dann kam das große Abschminken, recht gute und auch wieder ganz schlechte Platten, am Ende sogar ein Modernisierungskurs. Warum man in drei Jahren Veröffentlichungsschwangerschaft kein Mäntelchen des Schweigens für den Grunge-Totalausfall „Carnival Of Souls“ fand, bleibt das sahnige Geschäftsgeheimnis des Herrn S.. Die neuerliche Aufrüstung live-technisch war der logische Schritt und zahlte sich voll aus, auch wenn das zugehörige Album „Psycho Circus“ auch wieder keine Katze hinterm Ofen vorlockte. Nun steht überraschend elf Jahre später „Sonic Boom“ in den Läden, man darf also gespannt sein, sollte es auch.

Was wurde im Vorfeld nicht alles über diese Platte geschrieben und gesagt, was hat uns die Band alles versprochen? Dabei konnte man eher skeptisch sein, denn die letztjährigen Shows hatten nicht die Klasse der 96/97er-Reunion-Gigs. Keine Ballade soll das Album enthalten, was die Hartmetallfraktion unter den KISS-Fans vor Freude strahlen ließ, diejenigen denen „Hot In The Shade“ noch im Ohr klingt weit weniger. Schließlich war damals mit „Forever“ die einzig brauchbare Nummer eben eine der ganz soften Sorte. Und wie in den Siebzigern wollte man wieder klingen, ein schweres Unterfangen.

Um es vorweg zu nehmen, die Vier haben ähnlich wie METALLICA im vergangenen Jahr weitestgehend Wort gehalten. Seichte Momente sind tatsächlich nicht auszumachen und die Siebziger klingen mehr als einmal an.
Dabei scheint es zu Beginn vor allem bei der eröffnenden Single „Modern Day Delilah“ so, als wolle man da weitermachen, wo man 1992 mit dem letzten starken Album „Revenge“ aufgehört hat. „Never Enough“ setzt dann die Zeitmaschine in Bewegung, zitiert die 80er und hätte POISON gut zu Gesicht gestanden, bis man mit „Yes I Know (Nobody´s Perfect)“ beim Partyrock der „Shout It Out Loud“-Kategorie ankommt. „Stand“ bleibt stilistisch da hängen, hat einen ordentlichen Drive und könnte als der Nachfolger von „C´mon And Love Me“ durchgehen.

Dass der Refrain etwas zu „cheesy“ ausfällt, geschenkt! Spätestens hier wird klar, dass die Herren rocken wollen. Ja, das hat Feuer, da kommt so etwas rüber das man Spielfreude nennt, ja, das hat durchaus wieder Eier. Keine altbackene Geldverdienpflichtscheibe, nein, da hat wer Spaß an den Aufnahmen gehabt.
Die Produktion knallt angenehm, die Rhythmusgruppe bringt die Songs voran, klar, Eric Singer ist schon ein Mann vom Fach. Auch gesanglich hört man keinem der Beteiligten das Alter an. Und Thommy Thayer zeigt was er so drauf hat, neben knackigen Riffs soliert er wirklich klasse, bringt etwas Feeling ins Spiel, stellt sich aber ganz in den Dienst der Lieder, sehr fein.
Das wird vor allem bei „All For The Glory“ manifestiert, einer starken Hymne, die live sicherlich viel Stimmung bringen wird. Und „Danger Us“ weckt mit seinem Groove und seinen peitschenden Soli Erinnerungen an den legendären Showopener „Deuce“. Wer hier gemeint hat, KISS hätten die guten Nummern am Anfang verbraten irrt ohnehin. Welche Band kann es sich schon leisten einen Stadion-Rocker vom Schlage „Say Yeah“ für den Schluss aufzuheben?

Sicherlich ist „Sonic Boom“ kein Überhammer, aber so ein Comeback hätte ich der Truppe nicht mehr zugetraut. Zumal der Hardrockfan in dem Jahr nun wirklich nicht sonderlich verwöhnt wurde. Gemessen an dem was die Helden in den letzten dreißig Jährchen so verbrochen haben ist das sogar fast eine Offenbarung. Mit „Creatures Of The Night“, „Animalize“ und „Revenge“ das beste Album seit „Alive 2“. (Pfälzer)

 

Bewertung: 8 / 10

 


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 43:50 min
Label: Roadrunner Records Veröffentlichungstermin: 02.10.2009

Wertung der Redaktion
David Bernie Holger Maik Mika Brix Seb
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