overkill_-_ironbound_.jpgTotgeglaubte leben länger, heißt es. Das gilt ebenso für die Musikwelt, wie man manchmal schmerzlich feststellen muss, wenn eine Zombie-Band versucht, einen auf lebendig zu machen. Auch bei OVERKILL schlich sich dieses Symptom in ein paar Platten ein, auf der Bühne jedoch weniger, und so gab man den Burschen immer wieder gern die Chance, es beim nächsten Album besser zu machen. Und sie ergriffen diese jedes Mal aufs Neue gerne, denn zwei Durchhänger hintereinander gibt es in OVERKILL’s Diskographie eigentlich nicht.

Album Nummer 16 ist auf keinen Fall ein solcher Pausenfüller. Was für eine Platte nach über 20 Jahren!! Nicht nur die neue Labelheimat, sondern auch der frisch eingetroffene x-te Schlagzeuger Ron Lipnicki scheinen wie eine Frischzellenkur gewirkt zu haben. Zugegeben, ich war nie ein OVERKILL-Fan erster Stunde. Im Gegenteil, selbst wenn’s musikalisch gepasst hat, Blitz’ Stimme war mir immer sehr zuwider. Mittlerweile habe ich mich nicht nur daran gewöhnt, sondern habe sogar dieses Markenzeichen als ganz besondere Gabe entdeckt, die OVERKILL ausmacht. Ohne dieses Organ wäre die Band toter als tot, so wie QUEEN ohne Freddie Mercury.

Aber zum Glück hat der gute Bobby Blitz ja seine schwere Krankheit mehr als gut überwunden und ist nach wie vor einer der charismatischsten und agilsten Frontmänner in der Metal- und Thrashszene. Der neuen Platte steht die Stimme wieder mal sehr gut zu Gesicht, wenn Urmitglied Nummer zwo, D.D. Verni, seinen Bass zu den sägenden Gitarren knurren lässt und der neue Drummer deutlich zu verstehen gibt, was man in seinem Job alles für den Thrashmetalfaktor machen kann. Hut ab, da kann man sich so manche Thrashträne nicht verkneifen, wenn hier beherzt durch 10 Songs gebollert wird. Keine halbgaren Brooklynchöre zu mittelmäßigen Midtemporiffs, sondern knallharter und teils lupenreiner rasanter Thrash. Die Tour mit EXODUS scheint den Mannen aus New Jersey gut getan und ihre aktuelle Marschrichtung maßgeblich beeinflusst zu haben, siehe den Klopper „In Vain“. Nicht nur der Titeltrack beweist ein klares Back-To-The-Roots, auch das Schlusslicht „The SRC“ peitscht nur so auf dem Sitzfleisch. Zwischendurch erkennt man die ein odere andere Anlehnung an alte Tage, das Intro zu „Killing For A Living“ erinnert sehr an ihren `89er Gassenhauer „E.N.D.“, so auch die teils düster gehaltenen Akustik- bzw. Bassintros.

Die Brooklyn-Chöre sind auf ein Minimum reduziert worden, und das ist gut so, wenn auch dafür spartanisch mal eine Emostimme erklingt, was aber das Gesamtergebnis nicht weiter beeinflusst. „Bring Me The Night“ ist nach gutem alten MOTÖRHEAD-Strickmuster und klingt wie ein Rock’n’Roll Bastard erster Kajüte. All das macht das Album sehr abwechslungsreich und interessant, was man bei älteren Veröffentlichungen nicht immer behaupten konnte. OVERKILL, ich danke euch für dieses Album! (Jochen)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 57:49 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 29.01.2010

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