Asia - Omega

Mehrfach-Wertung der Redaktionasia_-_omega_artwork.jpgDie Melodicrocker ASIA erwischten 1982 einen Start nach Maß, ein Who Is Who der britischen Progszene wendete sich melodischeren Klängen zu, mit „Heat Of The Moment“ gab es einen Welthit und das Debüt verkaufte sich Millionen Mal. Doch das Blatt wendete sich schnell, die Glanzzeit des AOR war vorbei, ein überproduziertes Zweitwerk und Besetzungswechsel führten nach „Astra“ zum Split 1986. Eine halbgare Reunion mit der Compilation „Then & Now“ scheiterte 1990, so dass es alleine Keyboarder Geoff Downes war, der das Erbe fortführte.
Mit seinem neuen Partner, dem Bassisten und Sänger John Payne, hatte er in wechselnden Besetzungen deutlich weniger Erfolg, was aber nicht an der Qualität solcher Alben wie „Aria“ oder „Arena“ gelegen haben dürfte. Eigentlich war 2007 ein neues Album im Kasten und eine Tour gebucht, als die Truppe plötzlich auseinander brach. Das wiederum nutzten die zu der Zeit wenig beschäftigten John Wetton und Steve Howe, um eine Reunion im Original-Line-Up zu forcieren. Leider geriet das Comeback mit „Phoenix“ nicht so stark wie erhofft, doch in der Folgezeit konnte man sich live rehabilitieren. Nun steht „Omega“ in den Startlöchern, versehen mit der Hoffnung endgültig an alte Tage anknüpfen zu können.

Ein paar kräftige Drumschläge, dann kracht die Gitarre rein, wie man sie so nur sehr selten bei dieser Institution gehört hat. Anfangs flankiert von ein paar Orgeltupfern ertönen danach die typischen Synthesizer-Fanfaren, die in die flotte Strophe von „Finger On The Trigger“ einleiten. Da laufen bei ASIA endlich wieder die Melodien nach vorne wie in den glorreichen Achtzigern und dann dieser Refrain, diese Hooks, getragen von der kraftvollen und warmen Stimme John Wettons. Sein Bassspiel steht dem in Nichts nach, prägt mit seiner Charakteristik das gesamte Album. Was für ein Hit zum Auftakt, damit hätte man vor 25 Jahren mehrfach sechsstellige Einheiten abgesetzt.

Mit dem Feuer geht es bei dem melancholischen „Through My Veins“ zwar nicht weiter, hier hat eher die Akustische das Sagen. Aber diese Wucht, diese Kraft, die bleibt bestehen, wo der Mann auf dem Vorläufer noch zu verhalten sang, legt er sich hier mächtig ins Zeug und holt das Optimum aus seinem Organ heraus.
Natürlich ist der neue Opus ein Zugeständnis an Wetton, aber er spielt seine Stärken hier voll aus, auch wenn es dem ein oder anderen zu poppig, zu glatt klingen mag. Heuer wurde alles straffer arrangiert, knackiger, viel direkter, mehr auf den Punkt und immer mit dem Song im Blickfeld. Vorbei sind die ausufernden Instrumentalparts, die „Vortex“ oder „Sleeping Giant“ zwar mit mehr Atmosphäre ausstatteten, ihm aber auch ein wenig Langatmigkeit brachten.
Die Virtuosität von Steve Howe und seinen Mitstreitern ist immer noch da, sie wird nur in den Dienst der Kompositionen gestellt. So beschränkt sich der Meister an der Sechssaitigen auf kurze Leadfills und kleine Licks, lediglich im treibenden „Light The Way“ darf er auffällig solieren.
Nur selten kommen die Duelle mit Geoff Downes zum Zuge, wenn dann aber auf einem begeisternden Niveau. Bei „Listen Children“ etwa, welches von einem fordernden Piano zu einem hymnischen Chorus transportiert wird. Oder auch beim wunderschönen, dramatischen „There Was A Time“ in dem raffiniert mit den Stimmungen gespielt wird.

Auch die Melodiebögen sind aus anderem Holz geschnitzt als noch vor zwei Jahren, man vergleiche nur die Ballade „Ever Yours“ mit den eher lahmeren Nummern wie „Heroine“. Das liegt auch an der viel wuchtigeren, druckvolleren Produktion für die Mike Paxman zuständig war, mit dem man schon beim legendären Debüt gearbeitet hat. Titel wie der Fanfarenzug „Believe“ hätten schon darauf stehen können.
Nicht verschweigen darf man aber, dass ein paar Tracks nicht den hohen Standard halten können, „Don´t Wanna Lose You Now“ ist doch ein eher traniger Rausschmeißer. Die ein oder anderen weniger hätte nicht geschadet, das Ergebnis wäre noch kompakter geworden. Das ändert nichts an dem Spaß, den das Album macht und den hatten die Briten auch hörbar im Studio, wo sie viel von dem Livefeeling rüber gerettet haben.

Denn so routiniert die Herren auch sind, nach 30, 40 Jahren an der Spitze der Rockszene setzen sie ihr Können punktgenau ein, die nötige Spontanität und Frische konnten sie sich bewahren. Somit gelingt ihnen hier das beste Album seit mindestens „Aria“, das uns so mancher übereifrige Journalist schon damals als verzichtbarer Bombast verkaufen wollte. Daran geändert hat sich bis heute nichts, aber ASIA kontern die Vorwürfe ihr Sound sei antiquiert mit dem Statement, dass ein guter Song ein guter Song bleibe. Und davon haben sie auf „Omega“ zu Genüge! (Pfälzer)

Bewertung: 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 61:51 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 23.04.2010

Wertung der Redaktion
David Bernie Holger Maik Mika Brix Seb
8 8,5 8 8,5 7,5 8 8
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