indica_awayaway.jpg„A Way Away“ ist das erste englischsprachige Album der finnischen All-Girl-Band INDICA, die in ihrer Heimat bereits 2004 mit ihrem Debüt „Ikuinen Virta“ groß durchstartete, danach drei weitere Alben weit oben in den Charts platzierte und nun mit tatkräftiger Unterstützung ihres deutschen Labels Nuclear Blast auch in Resteuropa Erfolge feiern möchte. Dass dies auch gelingen wird, da dürften kaum Zweifel bestehen, denn dieser Eroberungsfeldzug, um es mal etwas martialisch auszudrücken, scheint geradezu generalstabsmäßig geplant zu sein. Als wichtigste Waffe zur Eroberung möglichst vieler Ohren dient das in Bälde erscheinende neue Album „A Way Away“, das im Prinzip gar kein neues Album, sondern bloß eine Best-Of Scheibe mit Songs der bisherigen vier Studioalben von INDICA ist, eben nur mit englischen Texten. Zur Not verkauft man dem Teufel halt seine Seele. So etwas kannte man in letzter Zeit eher von Pop-Acts wie MARIA MENA oder MARIT LARSEN, die für den deutschen Markt ähnliche Compilations zusammenstellen ließen, aber hoppla, das war ein Denkfehler meinerseits, INDICA sind ein Pop-Act und werden unverblümt von Nuclear Blast auch als solcher angepriesen. Und das Peinliche ist, ich habe mich wider besseren Wissens wirklich auf „A Way Away“ gefreut, zumindest ein bisschen, getreu dem Motto, wer schon mal im Vorprogramm von NIGHTWISH unterwegs war und so von Tuomas Holopainen gefördert wird, der kann doch gar nicht so übel sein.

Pustekuchen! „A Way Away“ ist der perfekt inszenierte und produzierte Nonsens. Waren INDICA eigentlich schon mal beim Eurovision Songcontest? Wenn ich es nicht besser wissen würde, könnte man auch problemlos davon ausgehen, INDICA wären eine dieser Castingbands mit Sängerin Jonsu als Chefin. Rein vom Äußeren her werden sowieso schnell Erinnerungen an die NO ANGELS wach. Bei denen gab's auch eine Rotaharige, eine Blonde, eine Brünette usw...nun gut lassen wir das. Immerhin kann man den 5 Mädels zugute halten, dass sie seit inzwischen fast 10 Jahren, also seit der Gründung, in der gleichen Besetzung aktiv sind, das schaffen selbst nur die wenigsten Metalbands. Und dass INDICA in dieser Zeit so etwas wie einen eigenen Stil gefunden haben, das kann ich ihnen auch nicht absprechen. Stellt euch mal eine Mischung aus KATE BUSH, orchestralen NIGHTWISH-Balladen, typisch finnischer Melancholie und Popmusik vor – angeblich prangt ein Sticker mit „Mystic Romantic Pop/Rock“ auf der Hülle.  

Gut wird die Musik dadurch aber noch lange nicht und dieser fade Beigeschmack will sowieso nicht verschwinden. Unter den 10 Songs gibt es mit „Scissor, Paper, Rock“ und „Straight And Arrow“ gerade mal zwei Songs, die nur bedingt radiotauglich sind, weil zur Abwechslung mal so etwas wie ein härteres Riff, ein kurzes Gitarrensolo oder für ein paar Sekunden ein Up-Tempogroove vorkommen. Der Rest der Dreiviertelstunde wurde von Produzent Tuomas Holopainen (ja der von NIGHTWISH) so dermaßen mit Weichspüler gewaschen und anschließend glattgebügelt, dass man ja nirgendwo aneckt. Mal abgesehen von der Metalfraktion, die sich derzeit in Scharen mit „A Way Away“ rumplagen darf, da Blast nun mal so was wie DAS Metallabel sind. Oder muss man inzwischen sagen waren?

Nun, wer mich kennt weiß, dass ich niemand bin, der Popmusik aus Prinzip ablehnt, aber was INDICA auf „A Way Away“ abliefern, ist selbst für mich nur schwer erträglich. Der Auftakt mit dem sehr orchestralen „Island Of Light“ und dem semi-Rocker „Precious Dark“ kann man sich noch gerade so gefallen lassen, aber was danach kommt. Oh weh! „Children Of Frost“ ist ein pathetisch-kitschiger Versuch, den Winter zu vertonen, und das mitten im Sommer. Aber das ist noch nichts im Vergleich zur Ballade, nein Moment eine der Balladen (je nach Definition gibt es auf „A Way Away“ zwischen 5 und 8 ruhige Songs), die anschließend kommt. „Lilja's Lament“ heißt diese, mein Gott was hat Sängerin Jonsu da nur für eine piepsige Stimme. Dagegen ist die derzeitige 90minütige Vuvuzela-Dauerbeschallung eine Wonne für die Ohren. Glücklicherweise ist der Gesang bei den restlichen Songs nicht ganz so...ich überlege gerade, was ich sagen soll? Anstrengend, nervig und grausam stehen zur Auswahl!

Dass man als erste Single „In Passing“ ausgewählt hat, passt danach perfekt ins Bild. Mainstreamiger kann man einen Song nicht mehr produzieren. Ich bin schon gespannt, wann man INDICA zum ersten Mal bei „The Dome“ sehen kann. Es verfestigt sich mehr und mehr der Eindruck, dass diese Zusammenstellung am Reißbrett entworfen wurde. Dazu passen dann auch die orientalischen Einflüsse in „As If“, der opulente Abschluss in Form des 8minütigen „Eerie Eden“, der zumindest versucht so etwas wie Anspruch zu vermitteln, sowie die beiden bereits erwähnten „rockigen“ Stücke wie die Faust aufs Auge. Am Besten an „A Way Away“ ist da noch das Wortspiel im Titel und der Titelsong, der einen kleinen Ausflug in Richtung Jazz macht, ist auch nicht so verkehrt, den Gesang einmal ausgeklammert.
Ich sage mal so, wer bislang INDICA mochte, wer total auf Pop Musik abfährt oder einfach alles haben muss, an dem irgendeiner von NIGHTWISH dran beteiligt war, der darf gerne „A Way Away“ kaufen und INDICA unterstützen, mir ist das alles zu seelen- und gesichtslos. Da höre ich mir lieber zum 35ten Mal die neue AMY MACDONALD an. 
  
Aufgrund des hohen Spaßfaktors, was habe ich teilweise gelacht, einiger wirklich gelungener Orchesterpassagen und der perfekt auf Pop getrimmten Produktion lasse ich mich dann doch noch zu 5 Punkten hinreißen; einen für jedes Mädel. (Maik)


Bewertung: 5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 46:42 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 25.06.2010

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