Whitesnake - Forevermore

Mehrfach-Wertung der Redaktionwhitesnake_forevermoreWas darf Liebe alles? Kann Liebe alles verzeihen? Und ich musste David Coverdale und seiner weisen Schlange schon so einiges verzeihen. Sei es der Rauswurf von John Sykes nach dessen Jahrhundertleistung auf  "1987", die Rekrutierung von Steve Vai, der "Slip Of The Tongue" kaputt dudelte oder auch das sehr maue "Restless Heart". Vergessen darf man auch nicht wie einen der Meister all monatlich wegen seines COVERDALE/PAGE-Projektes vertröstete, um das Werk am Ende hoffnungslos überzuproduzieren. Über den schwachen Auftritt beim 90er SuperRock versucht man ebenso das Mäntelchen des Schweigens zu hüllen wie über den Bang Your Head-Eklat.
Aber alles ist vergessen wenn man den vielen Klassikern lauscht die "The Cov" uns geschenkt hat, wenn er so starke Soloscheiben wie "Into The Light" veröffentlicht oder mitreißende Gigs abliefert. Noch größer war die Freude als WHITSNAKE 2008 mit "Good To Be Bad" nach elf Jahren wieder neues Material unter das Volk brachten. Ja, und ich habe es geliebt, weil wahre Liebe ewig hält! Wie fällt meine Beziehung zu "Forevermore" aus, funkt es da auch?

Zumindest bei den Dingen die David Coverdale liebt besteht kein so großes Geheimnis, da wäre in allererster Linie der Blues. Dies hört man auch, dazu hätte er einen seiner Klassiker nicht mit denWorten "I love the Blues" beginnen müssen. Und der hält auf "Forevermore" wieder verstärkt Einzug, schon der Opener steigt mit Slide-Gitarren und Harmonika ein. Im weiteren Verlauf entwickelt sich "Steal Your Heart Away" zu einer swingenden Blues-Nummer. Nomen est Omen herrscht auch beim "Whipping Boy Blues", nach abgehangenem Anfang steigen hier die krachenden, staubigen Riffs voll ein.

Nun darf man sich aber kein zweites "Lovehunter" vorstellen, denn die letzten 25 Jahre kann der Mann auch nicht so einfach abschütteln. Mit "All Out Of Luck" oder "Tell Me How" liefert er typische harte aber dennoch kommerzielle hymnische Rocksongs. Gar in der Tradition solcher Up-Tempo-Banger wie "Bad Boys" oder "Children Of The Night" steht "Dogs In The Streets".
Doch das neue Album ist im Gegensatz zu "Good To Be Bad" ein klarer Schritt zurück zu den Wurzeln. Die erste Single "Love Will Set You Free" bringt endlich wieder die Lead-Harmonien an den Start, die einst "Lonely Days, Lonely Nights" und andere Lieder so geprägt hatten. Auch "I Need You (Shine A Light)" ist ziemlich retro ausgefallen, allerdings auch klar von den ROLLING STONES inspiriert.
Mit dem aktuellen Sound könnte er aber durchaus auch auf "Slide It In" Platz finden, womit wir zum Konsens von "Forevermore" kommen. Vieles wie auch das von Hammond-Flächen getragene "Love And Treat Me Right" klingt wie das fehlende Bindeglied zwischen eben jenem Album und dem 87er Megaseller. Am Ende spannt dann "My Evil Ways" den Bogen zum oben erwähnten Projekt mit dem LED ZEPPELIN-Axtmann.

Nicht ganz so überzeugen können die Balladen der Scheibe, "Easier Said Than Done" ist eine stumpfe Kopie von "Is This Love oder "The Deeper The Love". "One Of These Days" dagegen präsentiert eher Singer-Songwriterkost, aber wirkt  zu unspektakulär. Die einzig wirklich starke ruhige Nummer ist das abschließende Titel-Epos mit seinen prägnanten Gitarrenthemen. Auch wenn hier WHITESNAKE mal wieder zu sehr "Kashmir" zitieren, aber ich glaube das lieben sie ja.

Richtig zum Verlieben ist auf alle Fälle wieder das Soundgewand, denn was Michael McIntyre hier wieder zauberte haut tendenziell den Putz von den Wänden. Wuchtig, dynamisch, druckvoll und mit viel Volumen ballert das aus den Boxen, das es nur so Spaß macht. Gut, wenn ich der Band bös wollte könnte ich behaupten, dass dies aufgrund der stilistischen Ausrichtung zu dick aufgetragen ist. Doch nicht bei WHITESNAKE, ihr wisst ja!
"The Cov" röhrt wie eh und je seine Lust - und Libido-Prosa hinaus, keine Ahnung im wievielten Frühling er ist. Doug Aldrich und Reb Beach, seine zwei Mitstreiter an den Sechssaitigen ergänzen sich immer besser, solieren sich phasenweise ins Delirium. Ebenfalls gut eingefügt hat sich der neue Mann am Schlagzeug, Brian Tichy gefiel mir schon im letzten Jahr sehr gut an den Kesseln von FOREIGNER. Aufgrund seiner optischen Vorzüge frage ich mich nur warum ihn der Meister nicht schon früher in sein Beau-Kollektiv beordert hat.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber an die Klassiker der Formation reicht dieser Longplayer nicht heran, was aber auch nicht geht, denn bei Meisterwerken wie "Ready An´ Willing" sind unantastbar. Diese kurze Zeitspanne war ein Glücksfall, da stimmte alles, das lässt sich nicht wiederholen und erst recht nicht toppen. Das fängt schon damit an, dass auf "Forevermore" einfach die genialen Momente eines Jon Lord fehlen. Keinen Plan wer hier die Keyboards nach dem Ausstieg von Timothy Drury eingespielt hat, sie sind nicht präsent genug und können so derartige Akzente nicht setzen. Was nichts an der Tatsache ändert, dass es sich hier um ein weiteres starkes Stück Musik handelt, dass den legendären Namen mit Stolz erfüllt. Wahre Liebe vergeht eben nie! (Pfälzer)

Bewertung: 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 64:04 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 25.03.2010

Wertung der Redaktion
David Bernie Kevin Maik Mika Jochen Seb
9 7 7,5 8 7 8 7,5
Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden