Harem Scarem - Overload

HAREM SCAREM feiern Jubiläum - denn "Overload" markiert den nunmehr zehnten Studio-Longplayer der Kanadier - wobei, "Longplayer" bei 40 Minuten Spielzeit leider fast ein wenig zu vollmundig klingt.
Nachdem es das letzte Werk "Higher" 2003 etwas überraschend gar auf Platz Eins des monatlichen RockHard-Soundchecks geschafft hatte, kündigt Sänger Harry Hess für "Overload" nun "moments of classic HAREM SCAREM" an.
Und genau das ist die spannende Frage - was in seinen Augen bei einer Band, die in ihren Anfängen Poser-Rock spielte, zwischenzeitlich so ziemlich alle Stilrichtungen zwischen Progressive und Pop ausgetestet hat, denn wohl die "klassischen (ursprünglichen?) Momente" sein mögen.

Die Frage scheint mit den ersten Takten des Openers "Dagger" bereits beantwortet - flott, fett, straight - da setzt der Gesang etwas zu dünn ein - dabei zeigt Harry nur wenig später, wie viel Power in seiner Stimme steckt - und so schwankt "Dagger" permanent zwischen rockigen, fast aggressiven Passagen und sehr seichten "Momenten".
Ähnlich abwechselnd ist das in sich aber eingängigere "Afterglow" geraten - dessen Refrain beim zweiten oder dritten Durchhören gar leichten Ohrwurmcharakter entwickelt.
"Rise And Fall" lässt es dann zunächst ruhig angehen, baut sich aber in Verbindung mit dem Soundteppich von Gitarrist Pete Lesperance immer wieder zur flotten punklastigen, in sich aber marginal zu eintönig geratenen Nummer auf.
Im zweiten Viertel scheinen HAREM SCAREM ihre balladeske Phase einzuläuten - regelrecht sphärisch beginnt das auch insgesamt gemäßigt ausgelegte "Don't Come Easy" und auch "Can't Live With You" ist über weite Strecken äußerst ruhig. Nur bei den Refrains drehen beide Songs auf - und hier entpuppt sich "Can't Live With You" als wahre Überraschung, so frisch spielen die Jungs auf - und auch das deutlich nach QUEEN klingende "All You´re Getting" ist wie ein Wolf im Schafspelz, pardon, ein monumentaler Kracher im zunächst leichten Gewand. Dazwischen schiebt sich mit "Forgive & Forget" ein Rocker erster Klasse, der den balladesken Teil fast vergessen macht - rocken Hess & Co. doch ähnlich fett wie beim Opener - besonders weiß hier die Rhythmusfraktion zu gefallen und auch stimmlich zeigt Hess hier sein ganzes Spektrum - auch "Leading Me On" profitiert von hervorragenden Gitarrenlicks und Gesangspassagen und rettet in das nachfolgende, etwas dünn und monoton geratene "Understand You" noch hinreichend Drive hinüber, dass dieser auch von dem abschließenden "Same Mistakes" noch gut an die Hand genommen werden kann und kaum Punkte einbüßen muss.
Auf den hiesigen Releases findet sich zu guter Letzt noch das kurze, instrumentell leicht an RAINBOW erinnernde "Wishing" mit erneut hervorragenden Vocals als Bonustrack wieder - und heimst nur haarscharf nicht den Titel "bester Track des Albums" ein.

Dass sich Hess & Lesperance nach ihrer Auszeit 2002 wieder zusammengetan haben, war eindeutig eine der besten Entscheidungen der Musikbranche in diesem Jahrtausend - seitdem übertreffen sich die Jungs von Album zu Album und liefern mit "Overload" ein überragendes Melodic Hard Rock-Album ab, das sich auch wieder weit oben auf diversen Listen finden wird.

Anspieltipps: "Can´t Live With You", "Forgive & Forget", "Leading Me On" (Naglagor)

Bewertung: 8,5 / 10



Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 40:41 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 23.05.2005
Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden