blindguardian_memoriesofatimetocomeBLIND GUARDIAN, eines der Urgesteine der deutschen Metalszene, feiern in diesem Jahr ihr 25jähriges Bandjubiläum. Aus diesem Anlaß hat die Band jetzt erstmals ein Best Of-Album herausgebracht. Das ist besonders bemerkenswert in Zeiten, in denen jede Popelband schon nach dem zweiten oder dritten Album ein Best Of auf den Markt werfen muß. BLIND GUARDIAN jedenfalls hätten genug Material für mehr als eine Best Of und so ist die Scheibe auch eine Doppel-CD geworden, die in der Limited Edition zur Dreifach-CD (die dritte CD enthält Demoversionen diverser Songs, darunter auch die noch unter dem Namen LUCIFER’S HERITAGE veröffentlichte Demo) wird. Und wie man die Krefelder so kennt, haben sie nicht einfach vorhandenes Material auf einem Album zusammen gestellt, sondern bis auf eine Ausnahme wurden alle Songs neu gemixt oder sogar neu eingespielt.

Die Scheibe gliedert sich in zwei CDs mit jeweils 8 Songs und je ca. 52 Spielminuten. Auf der ersten CD befinden sich ausschließlich neu abgemischte Songs, die im Grunde fast die gesamte Bandgeschichte abdecken. Von sieben verschiedenen Studioalben sind die acht Songs zusammengestellt. Über die Qualität der BLIND GUARDIAN-Kompositionen muß man eigentlich keine Worte mehr verlieren und wohl so ziemlich jeder Metaller in Deutschland kennt zumindest den ein oder anderen Song der Band. Deshalb will ich mich hier ausschließlich auf die Bearbeitung der Songs beschränken.

Daß die Band alle Stücke nochmal neu abgemischt hat, ist äußerst löblich, allerdings erschließt sich mir der Sinn der Aktion nicht so zu 100%. Sicher, die Songs klingen klarer, differenzierter, teilweise auch härter und kraftvoller als die ursprünglichen Versionen. Das fällt vor allem bei „Imaginations From The Other Side“ oder auch „Bright Eyes“ von CD 2 auf (allerdings hat die komplette „Imaginations“-Scheibe einen ganz eigenen Sound, der jetzt etwas auf den eigentlichen GUARDIAN-Sound angepaßt wurde). Und auch die alten Sachen wie „Majesty“ oder „Follow The Blind“ rumsen deutlich mehr als früher.

ABER: Das fällt im Direktvergleich noch ganz gut auf. Ich bezweifle jedoch, daß, wenn ein Song der Best Of in einer Kneipe, Diskothek oder auf einer Party läuft, irgend jemand außer den Die Hard-Fans sagen kann, welche Version das gerade ist. Und es ist ja jetzt nicht gerade der Sinn einer Best Of, daß man sich hinsetzt und detektivisch Unterschiede sucht. Eigentlich will man einfach nur Spaß beim hören haben. Und den hat man, und den hätte man sicher auch alleine mit den alten Versionen gehabt. Aber gut, BLIND GUARDIAN sind eben Perfektionisten und versuchen immer das Optimum aus allem herauszuholen. Bei neueren Songs wie „Ride Into Obsession“ oder „This Will Never End“ muß man schon sehr genau hinhören, um hier Unterschiede festzustellen.

Ganz anders sieht es da bei den Neueinspielungen auf CD 2 aus: „Valhalla“, „The Bard’s Song – In The Forest“, „The Bard’s Song – The Hobbit“ und „And Then There Was Silence“ wurden komplett neu eingespielt. Gerade „Valhalla“ hat die Neueinspielung richtig gut getan, zumal das Stück ja für BLIND GUARDIAN-Konzerte enorm wichtig ist. Der Song tönt herrlich kraftvoll aus den Boxen, das ist kein Vergleich zur alten Version, die aus heutiger Sicht schon etwas beschissen klingt, um ehrlich zu sein. Und auch Kai Hansen war wie damals schon mit von der Partie und hat seine Gesangsparts noch einmal übernommen. Wer Angst hatte, daß eine Neueinspielung dem Song seine Magie rauben könnte, der kann beruhigt aufatmen.

Gleiches gilt auch für „The Bard’s Song – In The Forest“. Der Song wurde zwar schon 2003 einmal neu eingespielt, aber die jetzige Version ist noch mal anders. Statt es bei einer nur von der Akustikgitarre begleiteten Ballade zu belassen, hat man DIE Bandhymne auch noch um Streicher und Percussions ergänzt. Puristen könnten sich daran stören, meiner Meinung nach jedoch machen die Streicher den Song noch „epischer“. Und schöner. Und gefühlvoller. Auch hier also: Alles richtig gemacht.  

Bei „The Bard’s Song – The Hobbit“ bin ich mir nicht ganz so sicher. Auch diese Version klingt deutlich kraftvoller und härter als die alte, vor allem die Drums rumsen einfach mehr. Nur der Gesang – ich weiß nicht, da mir gefällt die alte Version besser. Ist aber wahrscheinlich einfach Geschmackssache. Bei „And Then There Was Silence“ hört man zwar auch deutlich, daß sich da was geändert hat, aber bei der Opulenz des Songs, der immerhin über 14 Minuten dauert, fällt es schwer, da konkret was zu fassen. Auf jeden Fall gefällt mir die neue Version besser als die ursprüngliche, weil der Song jetzt heavier ist, etwas vom Bombast der „A Night At The Opera“ befreit wurde und damit ausgewogener klingt.

„Memories Of A Time To Come“ ist damit nicht nur eine lose Ansammlung von Hits, sondern für Sammler und Fans gleichermaßen interessant. Für echte Fans ist die Scheibe ein Muß, wer es bisher geschafft hat, die Band tatsächlich noch nicht zu kennen, für den ist sie ein guter Einstieg, um das gesamte Schaffen der Band kennen zu lernen. Zumal die Scheibe auch zu sehr fanfreundlichen Preisen erhältlich ist. Leider kann ich nichts über CD 3 sagen, da mir zum reviewen nur die normale Ausgabe vorliegt. Ich bin mir aber sicher, daß niemand enttäuscht wird, der sich die Limited Edition holt. Von daher kann man wieder einmal sagen: Wenn BLIND GUARDIAN etwas anpacken, dann brauchen sie dafür zwar immer etwas länger als andere Bands, aber dafür hat man hinterher auch etwas richtig Wertiges, das mit viel Herzblut geschaffen wurde, in der Hand. (Anne)



Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 8 + 8
Spielzeit: 52:05 + 51:30 min
Label: EMI
Veröffentlichungstermin: 20.01.2012
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