Great White - Elation

greatwhite_elationWas wurde diese Band nicht schon gebeutelt in der Vergangenheit, da lief ja mal alles schief. Das tolle Debüt ging unter, der Nachfolger war überproduziert, dann gelangen mit der Hinwendung zu bluesigeren Klängen zumindest in Nordamerika einige Erfolge, bevor diese vom bösen G-Wort zunichte gemacht wurden. Da geriet nicht nur die Besetzung ins Wanken, auch die musikalischen Ergüsse konnten nicht alle überzeugen. Und am 20. Februar 2003 kam es in West Warwick zur Katastrophe als die Pyrotechnik den Club abfackelte und 100 Menschen, darunter Gitarrist Ty Longley den Tod fanden.
Doch GREAT WHITE gaben nicht auf, und fanden auch um Geld für die Hinterbliebenen zu sammeln wieder mit allen verfügbaren wichtigen Mitgliedern zusammen. 2007 schaffte man es mit "Back To The Rhythm" zurück ins Rampenlicht und auch auf Europas Bühnen, zwei Jahre später erschien "Rising". Und nun wieder das: Im Streit trennte man sich von Frontmann Jack Rusell und befindet sich seitdem im Rechtstreit, in dem es auch um die Namensrechte geht. Dennoch bringt die Truppe nun mit Terry Ilous am Mikro "Elation" auf den Markt.

Beim Begriff Blueshardrock fällt natürlich immer wieder ein Name: LED ZEPPELIN. Aus der Verehrung für das britische Flagschiff machen GREAT WHITE auch keinen Hehl, schließlich haben sie 1998 unter dem Titel "Great Zeppelin" ein Coveralbum aufgenommen. Daher sollte man bei seinen eigenen Songs aber doch ein wenig den Abstand zu dem Thema wahren, was beim Eröffnungstitel nicht der Fall ist. "(I´ve Got) Something For You" ist schon recht offensichtlich bei "Rock´n´Roll" abgekupfert.
Da hat das folgende "Feelin´So Much Better" doch deutlich mehr eigene Identität. Von simplen Drums nach vorne getrieben zeichnen die Nummer gute Gesangsarrangements in Refrain und Bridge aus. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch "Heart Of A Man", aber diesen Titeln fehlt es im Rhythmusbereich an Durchschlagskraft. Da kommt das entspanntere "Shotgun Willie´s" schon besser, weil hier die Produktion am besten zu den Songs passt.

 

Und genau das ist eben das Problem der Scheibe, irgendwie kommt alles nicht so auf den Punkt. Wenn man da im Vergleich die neue EUROPE heran zieht klingt diese wesentlich homogener, "Elation" hat nicht immer das Händchen für den passenden Ton. Denn im Umkehrschluss fehlt es auch Blues-Stücken wie "Promise Land" oder dem balladesken "Lowdown" an nötigem Feingefühl. Da sieht man wieder was ein Produzent wie Kevin Shirley bewirken kann.
Das kann auch der Neuzugang am Gesang nicht wettmachen, denn auch er kann in Sachen Feeling nicht mit seinem Vorgänger mithalten. Jack Russell hatte einfach mehr Seele in der Stimme, da passten einfach die Phrasierungen besser. Stimmlich tendiert sein Nachfolger eher in Richtung Eric Martin von MR. BIG was vor allem in der akustischen Ballade "Hard To Say Goodbye" deutlich wird.

Dabei kann sich das Songmaterial durchaus sehen lassen. "Resolution" etwa ist ein heavy swingender Blues, der teilweise auch wieder an die Luftschiffer erinnert. Dazu gesellen sich im Refrain Einflüsse aus dem britischen Pub-Rock Marke SMALL FACES oder QUIREBOYS, die auf dem Album auch öfter auftauchen. Ganz typischen GREAT WHITE-Stoff bietet "Just For Tonight", das mit seinem stampfenden Rhythmus ein wenig als Nachfolger von "Rock Me" durchgeht. Hier kann auch Mark Kendall beweisen was für eine feurige Axt er immer noch zu spielen in der Lage ist. Und anschließend mit schönen Lead-Fills in der mit einer schönen Pianolinie beginnenden Ballade "Love Is Enough" auch wie viel Gefühl er besitzt.

Was sich schon bei "Rising" abgezeichnet hat wird nun klar, an die zwanzig Jahre zurück liegenden Großtaten werden die Fünf nicht mehr rankommen. Dennoch dürfte dieses in dem engen Rahmen, den dieses Genre her gibt, abwechslungsreich gestaltetes Werk keinen Fan enttäuschen. Hier wird genau das geboten was jene erwarten, vielleicht fällt man auch zu sehr in die Routine. Denn im direkten Vergleich zu anderen ehemaligen Hairmetallern, die sich in bluesige Gefilde wagen haben die Skandinavier die Nase vorn. Aber das ist in anderen Bereichen im hart rockenden Business ebenfalls normal mittlerweile. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 61:22 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 18.05.2012

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