vogelfrey_12schrittezumstrickHört man so die Songtexte von VOGELFREY, könnte man meinen, die Band sei fasziniert von Tod und Vanitas. Gab es auf der letzten Scheibe „Wiegenfest“ noch Feenfleisch und ähnliche Leckereien zum essen, so heißt die neueste Veröffentlichung „12 Schritte zum Strick“. Daß es sich aber bei den Hamburgern nicht um einen Haufen selbstmordgefährdeter Trauerklöße handelt, das findet man beim Hören des Albums sehr schnell heraus.

Ganz im Gegenteil: Man findet immer wieder meisterhafte Reime, bei denen man einfach lachen muß (z.B. Latrine auf Lawine – ein lyrischer Traum). Aber auch musikalisch können VOGELFREY begeistern. Zwar klingt die Band an vielen Stellen nach SUBWAY TO SALLY, agiert jedoch meistens deutlich härter. Wirklich auffallend ist auch bei „Düsterpflicht“ die Ähnlichkeit mit TURISAS, die hier schon sehr deutlich zu Tage tritt.

Aber gerade daß die Hamburger ihren Mittelalter-Metal mit mehr Härte würzen macht sie so interessant und hebt sie aus der Masse der vielen Mittelalterkapellen heraus (obwohl man natürlich zugeben muß, daß auf diesen Zug auch immer mehr Bands aufspringen – aber noch gehören VOGELFREY zu den Pionieren). Die Platte kommt fast ohne Ausfälle aus, lediglich „Schuld ist nur der Met“ ist mir dann doch zu plakativ und klingt zu sehr nach EQUILIBRIUMS „Met“.

Ansonsten bietet man aber so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Traurige Songs („Der Tod und das Mädchen“), fröhliche Songs („6 Vaganten“), akustische Balladen („Sommer“ (schööön!)) und auch ein Zirkuslied („Der Tusch“). Ich hasse zwar Zirkuslieder, aber dafür kann die Band ja nichts. Und außerdem werde ich kurz darauf mit „Lebenslehre“, einer herrlichen Ode an die käufliche Liebe und den Alkohol, vollends entschädigt. Ein absoluter Anspieltip. Aber auch in härteren Songs wie dem sehr stark an SUBWAY TO SALLY erinnernden und textlich an Friedrich Nietzsches „Ecce Homo“ angelehnten „Flamme bin ich sicherlich“, aber auch „6 Vaganten“, „Düsterpflicht“ oder „Lindwummassaker“ können VOGELFREY überzeugen.

Die Scheibe braucht allerdings durchaus ein paar Durchgänge. Zu Beginn war ich etwas enttäuscht, ich hatte die Band von ihren Liveauftritten besser in Erinnerung. Doch das Album wächst mit jedem Durchgang und am Ende stellt man fest, daß VOGELFREY doch zu den besseren Mittelalter-Metalbands gehören und durchaus ihren eigenen Stil und Sound haben und nicht wie all die anderen Drölfmillionen Genrekollegen klingen. Und das, obwohl die Band noch recht jung ist und „12 Schritte zum Strick“ erst das zweite Album der Hamburger ist. Und doch muß ich feststellen, daß VOGELFREY es nicht zu 100 % schaffen, die Energie, die sie auf der Bühne versprühen, auch auf Platte zu bannen.  (Anne)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 51:33 min
Label: Trollzorn
Veröffentlichungstermin: 01.06.2012

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