Loverboy_RnRRevivalDer Melodicrock oder gerne auch Stadionrock der frühen Achtziger scheint wieder im Aufwind zu sein. JOURNEY´s Glaubensbekenntnis wird in jeder Rockdisse rauf und runter gespielt und viele Bands touren auch auf dem alten Kontinent wieder ausgiebig. Die Kanadier fanden eigentlich nur zu Beginn bis Mitte jenes Jahrzehnts statt, konnten aber mit "Working For The Weekend" und vor allem "Turn Me Loose" zwei Riesenhits markieren. Davon zehrt man noch heute, denn auch wenn LOVERBOY nach kurzem Split 1994 wieder zusammen fanden, trat man kaum als Albumkünstler in Erscheinung. Mit den alten Hits im Gepäck tourte man seitdem durch Nordamerika und auch auf ihrem neuen Output sind frische Songs Mangelware. Vielmehr handelt es sich bei "Rock´n´Roll Revival" um Neueinspielungen ihrer Klassiker, aufgewertet mit ein paar aktuellen Kompositionen.

Die titelgebende Eröffnungsnummer legt direkt beschwingt und flott los, wenn auch Ähnlichkeiten zu "Working For The Weekend" auszumachen sind. Ein gradliniges Riff rockt schön nach vorne, bevor in der Bridge die Synthies von Doug Johnson sehr dominant sind. Das war aber bei LOVERBOY, ähnlich wie bei SURVOVOR seit jeher Standard, und wer sich erheblich daran stört, der dürfte ohnehin von vorne herein kein Interesse an derartigen Klängen haben. Im Refrain wird dann die Ähnlichkeit zu besagtem Hit aufgrund der Melodieführung am deutlichsten.
Eine gute Ecke ruhiger kommt "No Tomorrow" daher und dürfte unter Halbballade durchgehen. Ein schönes Gitarrenmotiv leitet den Song ein und taucht immer wieder auf. Die Melodien sind eher Standard und werden von zurückhaltenden Akkorden unterstützt, nur im Refrain kann man überzeugen. Der dritte neue Titel ist gar nicht weit weg vom ersten, wenn auch nicht so rau in den Strophen. Der Bezug zu einem bereits erwähnten Song lässt sich aber auch bei "Heartbreaker" nicht verleugnen.

 

Wenn dann die Keyboardflächen über einer steten Hi-Hat-Begleitung anschwellen, und der charakteristische Basslauf einsetzt, dann weiß man was die Stunde geschlagen hat. Die krachenden, verspielten Riffs belegen zumindest im Falle der Kanadier, dass früher alles besser war. Denn "Turn Me Loose" ist eine ganz andere Hausnummer als die biederen Neukompositionen. Zwei Sachen werden hier aber auf "Rock´n´Roll Revival" deutlich.
Zum ersten, dass sich Gitarrist Mike Reno ordentlich ins Zeug legt und seine Spielfreude sogar auf Platte durchscheint. Er lässt seine Axt schön rauchen und agiert noch ein wenig mutiger als auf dem Original, was manchen Songs zugute kommt. Mit der druckvolleren Produktion kommen die Riffs auch kantiger rüber. Dem steht die Leistung von Paul Dean gegenüber, der da nicht mithalten kann. Ein wenig uninspiriert wirkt seine Darbietung und auch stimmlich kommt er an seine alte Stärke nicht mehr heran.

Der Rest ist eine Auswahl an den größten Hits, welche man schon von diversen Compilations wie "Big Ones" her kennt. Ob man die als neue Versionen braucht, ist jedem selbst überlassen, hier kommt man eher an den Sound ran, den man derzeit auf der Bühne erwarten kann. Über die gesamte Länge fällt aber auch immer wieder auf, dass sich die Songcharakteristiken ihrer beiden Überhits gerne mal wiederholen.
Da wären die stampfenden Rocker der "Turn Me Loose"-Kategorie, mit den prägnanten Riffs wie dem grandiosen "Lovin´ Every Minute Of It" oder "Lucky Ones". An "Working For The Weekend" erinnern hingegen nicht nur die beiden neuen Songs, sondern auch "The Kid Is Hot Tonight". Nur das melancholische "Always On My Mind" und das Keyboard-lastige "When It´s Over" lassen sich nicht in eine der Kategorien stecken.

Ansonsten regieren hier die Trademarks, die man von dem Fünfer kennt, den prägnanten Bass, die Stadion-kompatiblen Refrains und die fast bis zur Arroganz herunter reduzierten Arrangements. Auch in ihrer Hochphase konnten sie weder musikalisch noch kommerziell an die Acts wie JOURNEY, STYX oder REO SPEEDWAGON heran reichen, die alle schon in den Siebzigern aktiv waren. Als wolle man beweisen, dass man einen härteren Siebziger-Background hat, wurden ein paar zusätzliche Soli und Gitarrenparts eingebaut.
Bei dem rauen Schlusspunkt "Hot Girls In Love" improvisiert man am Ende minutenlang, was ein wenig an THE POLICE erinnert. Diese durchaus frischen Noten könnten für manche einen Kaufanreiz bieten. Dennoch muss man festhalten, dass hier wohl auf einen fahrenden Zug aufgesprungen werden sollte. Wenigstens als Bewerbung für einige überfällige Europa-Konzerte ist "Rock´n´Roll Revival" zu gebrauchen, mögen sie bitte kommen. (Pfälzer)

Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 58:29 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 24.08.2012

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