Pinkcream69_CeremonialZuletzt stand die Zukunft der Karlsruher Formation in den Sternen, zumal das letzte Album "In10sity" schon fast sechs Jahre auf dem Buckel hat. Das jüngste Lebenszeichen gab sie vor zwei Jahren als Opener für HELLOWEEN und STRATOVARIUS von sich. Immer wieder wurden PINK CREAM 69 ausgebremst, sei es von den gesundheitlichen Problemen des Gitarristen Alfred Kofler, den vielen Nebenprojekten ihres Sängers David Readman oder der Produzententätigkeit von Bassist Dennis Ward. Als nun auch noch Gründungsmitglied Kosta Zafiriou ausstieg, um sich auf UNISONIC und seine Promofirma Bottom Row zu konzentrieren, schienen die Tage der einst größten deutschen Hardrockhoffnung gezählt. Umso überraschender kam die kurzfristige Ankündigung eines neuen Albums. Und nur ein paar Wochen später steht "Ceremonial" tatsächlich in den Läden.

Direkt zu Beginn scheinen sich nach der langen Abwesenheit ein paar neue Töne eingeschlichen zu haben. Das schleppende „Land Of Confusion" überrascht mit orientalischen Anklängen und einer untypischen Melodieführung. Doch schon die Bridge wirkt vertrauter, bis der Refrain endgültig die unverkennbaren Urheber offenbart. Diese typischen breiten Riffs und der Groove, gepaart mit einem Strauß feiner Melodien wollen die Fans von dem Fünfer hören. Dennoch ein wenig sperrig als Opener, gerade wegen der fremden Klangtupfer, ein Schelm, wer jetzt an die neue HELLOWEEN denkt.

Die Phase der Experimente und modernen Zeitgeistanbiederung, die anfangs die David Readman-Ära prägte sind lange vorbei. PINK CREAM 69 wissen wofür sie stehen und was sie am Besten können, so steht wieder melodiebetonter Hardrock auf dem Speiseplan. Ob jetzt das mit swingenden Leads versehene, mainstreamlastige „Special" oder der Schlusspunkt „Superman", „Ceremonial" bietet eine Fülle typischer Songs. Doch so ganz auf Nummer sicher gehen sie diesmal nicht, sondern loten die Grenzen ihres Genres ein wenig aus.

Mit „Wasted Years" haben sie einen lässigen Rocker im Sortiment, der sich bestens zum etwas zügigeren Autofahren eignet. Kein Wunder, wecken die Struktur und vor allem der Chorus Erinnerungen an „Boys Of Summer", jene Bleifuß-Überhymne von DON HENLEY. Mit Tribaldrums und Classicrock-Attitüde geht man bei „Find Your Soul" zurück in die Siebziger, während „King For A Day" mit seiner Country-Schlagseite von späten BON JOVI stammen könnte.

Dort hätte auch „Right From Wrong" hin gepasst, die abgehangene Nummer klingt mehr nach LYNYRD SKYNYRD als etwa „Sweet Home Alabama" von BONFIRE vor ein paar Jahren. Dabei lassen die Jungs aber ihre Trademarks nie vermissen, bauen dafür gerade in der zweiten Hälfte des Albums dezente Blues-Licks ein. Wie bei dem bereits angesprochenen Stück agieren Kofler und Uwe Rietenauer vor allem bei „Passage Of Time" ein wenig erdiger als von ihnen gewohnt. Dabei lassen sie eine gesunde Härte nicht vermissen, machen mit „I Came To Rock" und dem fast metallischen „Big Machine" gekonnt einen auf Sleaze.

So gerät die elfte Schiebe der „Pinkies" zu einer abwechslungsreichen Angelegenheit. Dennoch lehnt sie sich stilistisch nicht zu weit aus dem Fenster und klingt wie aus einem Guss. Die ausgefeilten Kompositionen werden von der druckvollen Produktion ihres Viersaiters noch zusätzlich nach vorne gebracht. Der Mann hat einfach ein Händchen dafür, das beweist er auch hier wieder. Im Vergleich zu dem was uns die direkte Konkurrenz von SHAKRA und GIANT X kürzlich vorgesetzt hat, machen PINK CREAM 69 so viel mehr Spaß. (Pfälzer)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 50:07 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 25.01.2013

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