Kadavar - Abra Kadavar

Kadavar_AbraKadavarVon wegen Zeitreisen! Das Infosheet der Berliner Retrojungs lässt nichts aus, was einem nicht selbst beim Klang dieser Band einfallen würde. Spiralkabel, Fell – vor allem im Gesicht, Bandmaschinen, Plateauschuhe, Schlaghosen, Glitzer und Glimmer: die 70er sind wieder da! Und das authentischer als je zuvor. Auch wenn man noch so unnostalgisch sein mag: Jeder Musikfan, der in dieser Ära mit dieser Musik aufgewachsen ist, erlebt einen Rückfall der besonderen und vor allem erfreulichen Art. Die Band KADAVAR kann auch mit dem sophomoren Album „Abra Kadavar" kaum jemand Unbedarften überzeugen, dass es sich hier um ein Werk von 2013 handelt.

Viele aktuelle Kapellen springen auf den Retrozug auf und besinnen sich wieder musikalisch zu der Zeit zurück, als die Technologie und die ach so gehasste Musikindustrie noch nicht den Erfolg einer Band bemessen ließ, sondern nur ihre Seele und ihre erdige Tiefe. So hat sich das Hauptstadttrio an die Arbeit gemacht und ihre Intention von Musik auf Bandspule gebracht. Im hauseigenen Studio von Drummer „Tiger" (die anderen Künstlernamen beruhen auch auf fabelhafte Wesen...) nimmt die Nostalgie kein Ende, und es entstehen neun brandneue Songs in altehrwürdigem Gewand, und das mit einer 70er-Authentizität, dass es kaum zu glauben ist. Abgesehen von Albumcover respektive Bandfoto, Layout und allen optischen Bekenntnissen kann man ebenso bei den Songs wirklich nicht feststellen, dass sie erst wenige Monate alt sind. Und nicht nur kompositorisch, nein, auch soundtechnisch wird hier die Hippie-Renaissance neu er- und gelebt.

Während sich Bands wie ORCHID mehr an BLACK SABBATH orientieren, lehnen sich KADAVAR weitestgehend an Combos wie PENTAGRAM oder auch ELECTRIC WIZARD an.

Das Sympathische bei „Abra Kadavar" ist definitiv die strenge Eigenlimitierung an technischen Hilfsmitteln. Hier steht noch eine Liveband vor den Mikrofonen, die wohl über einen analogen Röhrenvorverstärker mit gelegentlich eingestreutem Bandecho und Leslie-Effekten direkt in die Bandmaschine einspielt. Kein Editieren, kein Doppeln, kein Quantisieren oder gar Triggern, hier kommt nur ehrliche Mucke aufs Celluloid.

Wenn man mal 'nen schiefen Ton singt oder eine Saite schnarrt – hier hört man es, und so bleibt es auch. Hier wird ehrliche handgemachte Musik nicht nur groß geschrieben, sondern breit gelebt. Viele Bands wie Produzenten kommen mittlerweile wieder auf den Trichter, back to the roots zu gehen, setzen Retro-Geräte ein und nehmen wieder auf wie in der guten alten Zeit, aber so konsequent wie bei KADAVAR habe ich es bisher noch nicht erlebt. Und das Ergebnis ist nichtsdestotrotz mehr als hörbar. Wer mit den Originalen der Musik von vor 40 Jahren und früher nichts anfangen konnte bzw. kann, wird auch hierbei keine Freude haben, wem es anders geht, der soll sich dieses Werk zulegen. Ihr werdet nicht enttäuscht sein! (Jochen)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 41:17 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 12.04.2013

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