dieapokalyptischenreiter tieftieferIn letzter Zeit lassen sich DIE APOKALYPTISCHEN REITER immer mehr Zeit mit ihren neuen Alben. Es hat mal wieder 3 Jahre gedauert, bis „Tief. Tiefer“ veröffentlicht wurde. Und in dieses Album muß man wirklich tief, tiefer eintauchen. Der Fünfer macht es seinen Fans nicht gerade leicht. Beim ersten Hören war ich dann doch enttäuscht. Viel zu viele ruhige Songs, keine Action, und überhaupt irgendwie seltsam.

Aber so leicht gebe ich nicht auf und so habe ich mir das Album dann doch öfter zu Gemüte geführt. Und ich muß sagen: Es wächst. Ja, es sind sehr viele ruhige Songs auf diesem Album. Bei einigen, wie z.B. „Ein Vöglein“, kann man ernsthaft anfangen zu diskutieren, ob das noch Metal ist. Das spielt aber auch keine Rolle, da die REITER sowieso nicht den Anspruch erheben, eine reine Metalband zu sein. Vielmehr wird hier eine künstlerische Freiheit gelebt, von der andere Bands nur träumen können.

Seien es jetzt Elektrosounds, die manchmal bis zur Schmerzgrenze (z.B. bei „Was bleibt bin ich“) eingesetzt werden, oder auch Anleihen an die neueren IN FLAMES (z.B. im Opener „Freiheit Gleichheit Brüderlichkeit“, aber auch in „So fern“) – Die REITER machen, wonach ihnen der Sinn steht. Dabei dürfen auch durchaus mal Songs rauskommen, mit denen nicht jeder etwas anfangen kann, ja, die fast schon belanglos wirken.

Und dann überrascht man aber doch wieder mit Songs wie „Ein leichtes Mädchen“, die mit einer wahnsinnig schönen Poesie beweisen, daß deutsche Texte nicht zwangsweise schlecht klingen müssen. Stücke wie „Wo es dich gibt“ mögen zwar ruhig sein, langweilig sind sie aber nicht. Dennoch kann ich Fans verstehen, die sagen, daß ihnen das zu viele ruhige Songs sind und sie die actiongeladenen schnellen Songs der Band vermissen. Es bleibt abzuwarten, wie die Truppe die neuen Songs live umsetzen wird und welche es überhaupt in die Setlist schaffen werden.

Den Eindruck, daß DIE APOKALYPTISCHEN REITER langsam geworden sind, verstärkt natürlich das zweite, akustische, Album „Tiefer“. Dort gibt es mit „Die Zeit“ und „Leidenschaft“ zwei neue Songs, der Rest sind neue Versionen bekannter Songs, die zum Teil extrem umarangiert wurden. Diese Neueinspielungen sind mal mehr, mal weniger gelungen.

Sehr gut gefällt mir z.B. „Friede sei mit Dir“, aufgepeppt mit herrlichen Blechbläserparts. Da muß ich ernsthaft überlegen, welche Version mir besser gefällt. Diese oder ursprüngliche? Dafür, finde ich, verliert „Das Paradies“ etwas von seiner ursprünglichen Stärke. Zwar sind die jazzigen Elemente sehr schön, insgesamt ist mir der Song aber einfach viel, viel zu langsam und ich finde, er wirkt dadurch auch kraftlos.

Umso schöner ist der neue Song „Die Leidenschaft“, der mit Streichern veredelt wurde, aber auch von seinem tollen Text lebt. Dafür ist mir „Der Wahnsinn“ mit seinen Spoken Word-Parts und den vielen experimentellen Parts einfach viel zu abgedreht. Zumal der Song unendlich langsam gespielt wird. Naja, „Der Wahnsinn“ eben. Dafür finde ich „Terra Nola“ aber wieder sehr gut umgesetzt. Trotz Spoken Words, die hier meiner Meinung nach nicht so ganz passen.

Auf jeden Fall ist „Tief.Tiefer“ ein Album, das die Gemüter spalten wird. Die einen werden Tempo und Härte vermissen, die anderen werden auch die ruhigen Songs wertschätzen. Objektiv betrachtet ist das Album jedenfalls eine gelungene Platte. Ob sie den Fans aber auch gefällt, das muß sich noch zeigen. (Anne)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 11 + 9
Spielzeit: 38:23 min + 36:54 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 30.05.2014

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