Derdian - Human Reset

Derdian-Human ResetDie italienischen Symphonic-Power-Metaller DERDIAN legen mit "Human Reset" ihr fünftes Studio-Album vor. Nachdem sich die 1998 gegründete Combo auf ihren ersten drei Alben mit dem üblichen Fantasy-Material auseinandergesetzt haben, bewegt man sich mittlerweile im moderneren Kontext der menschlichen Gesellschaft und ihrer Probleme.

Nach dem Intro "Eclipse" geben die Jungs mit "Human Reset" gleich ordentlich Gas, und vom ersten Moment an ist die typische italienische Schule der Neunziger unüberhörbar. Textlich mag man sich vom Fantasy-Klischee gelöst haben, musikalisch ist aber immer noch alles sehr pathetisch, chorallastig und mit den typischen, schnellen Gitarrenläufen und Keyboardarrangements versehen, die man vom italienischen Power Metal kennt. Glücklicherweise hat Sänger Ivan Giannini jedoch kein so hohes Organ wie die meisten seiner Kollegen, so dass der Gesang angenehm klingt, statt einem schon nach der ersten Note auf den Sack zu gehen und die Gitarren von Enrico Pistolese und Dario Radaelli klingen auch nicht so penetrant nach "Nintendo-Metal", wie man das von vielen italienischen Bands der Neunziger kennt. Bassist Marco Banfi bleibt vornehm im Hintergrund - man weiß, dass der Bass da ist, hört ihn aber nicht raus.

Der Kurs wird auch bei "In Everything" gehalten, schöne Gitarrenläufe und ein hohes Grundtempo. Positiv hervor sticht dann erstmals der vierte Song "Mafia", der für klassischen italienischen Power Metal eher ungewohnte und modernere Pfade einschlägt und mit einem tollen Chorus begeistern kann. "These Rails Will Bleed" startet mit einem netten kleinen Piano-Einsatz von Keyboarder Marco Garau und tritt dann in bester RHAPSODY-Manier das Gaspedal voll durch, mit einer sehr verschnörkelten Grundmelodie und den typischen Gitarren, wie man sie von Turilli und Co. kennt. "Absolute Power" kommt dann schon eher klassisch rockig daher und weist einen tollen Rhythmus vor, um sich dann im Mittelteil zu astreinem Happy Metal zu entwickeln.

Auch bei "Write Your Epitaph" und "Music Is Life" wird gewohnte Kost geboten, während "Gods Don't Give A Damn" schon fast progressiv daher kommt und mit einem tollen Riff und genialen Gitarrenlinien begeistern kann, dazu gesellt sich ein teilweise rasend schnelles und vor allem präzises Drumming von Salvatore Giordano. Mit "After The Storm" kommt dann die obligatorische Power-Ballade, die zeigt, dass die Italiener auch ruhigere Töne beherrschen. "Alone" gibt dann wieder Gas, hat ein sehr komplexes Riff-Gefüge vorzuweisen und zeigt auch wieder, dass man nicht immer auf der Stelle treten muss, um klassischen Power Metal zu spielen. Als kleines Schmankerl vor dem Abschluss gibt's dann mit "Delirium" noch ein sehr flottes, kleines Instrumental, bevor das Album mit "My Life Back" noch einmal richtig pathetisch ausklingen kann.

Handwerklich sind hier definitiv Könner am Werk, die Jungs beherrschen ihre Instrumente und sie kennen ihre Wurzeln, sie wissen, wie italienischer Power Metal zu klingen hat. Darin liegt aber auch ein wenig die Crux, denn mit etwas mehr Mut zu ein paar Innovationen hätte "Human Reset" noch so viel besser werden können. So bleibt leider der fade Beigeschmack, dass man das alles vor zwanzig Jahren schon mal gehört hat. Jungs, Ihr könnt es doch, warum schränkt Ihr Euch freiwillig ein? Etwas mehr Originalität darf es gerne sein, wenn DERDIAN sich von den anderen Italienern im Power Metal abheben wollen. Am Sound gibt es nichts zu meckern, die Gitarren dürften gerne etwas mehr krachen, aber insgesamt ist es eine sehr gute Produktion und es gibt nix zu meckern.

Als Fazit kann man nur sagen: "Human Reset" ist ein ordentliches Power-Metal-Album der klassischen italienischen Schule, aber es fehlt an Originalität, um sich wirklich auf eine eigene Stufe zu stellen. Das Potenzial, das "Mafia" oder "Alone" zeigen, ist aber ganz klar da und lässt weiter auf einen wirklichen Geniestreich hoffen. Genre-Fans machen mit der Scheibe keinesfalls einen Fehler, wer auf Power Metal alter Schule steht, ist hier gut untergebracht.

Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 64:47 min.
Label: Eigenvertrieb
Veröffentlichungstermin: 23.07.2014

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