Wenn eine Band satte sieben Jahre bis zum Full-Length-Debüt verstreichen lässt, dann liegt dies entweder in einer gemütlichen Genügsamkeit, oder aber in hohen Ansprüchen begründet. Die schottische Band HAAR ist ein Beispiel für letzteren Fall, da der von ihnen dargebotene, moderne Black Metal schon aufgrund seiner Komplexität sehr aufwendig ist. Das Werk „The Wayward Ceremony“ ist dafür auch eine kleine Perle geworden, die es sich zu hören lohnt.

Geboten wird ein von stimmigen Dissonanzen getragenes Klangbild, das insgesamt sehr kohärent wirkt. Es dominieren pfeilschnelle und überraschende Läufe neben rhythmisch betonten Riffs und einem hochpräzisen Drumming. Auch der Sänger gibt mit seinem tiefen Keifen einen beängstigenden Beitrag, der die Musik insgesamt sehr anspruchsvoll und intensiv wirken lässt. Allenfalls zahlreiche, inhaltsleere Shouts zur Verzierung werden etwas inflationär zelebriert.
Leider kann in der heutigen Zeit in Bezug auf disharmonische Klangführung nicht mehr wirklich die Rede von Eigenständigkeit sein. Allen voran DEATHSPELL OMEGA, aber auch Bands wie  DODECAHEDRON oder THANTIFAXATH bedienten sich eben dieser Idee. Allerdings steht HAAR qualitativ nicht wesentlich unterhalb der genannten Größen. Tatsächlich ist „The Wayward Ceremony“ ein durchweg gefälliges und spannendes Werk, das keine Langeweile aufkommen lässt.

Für Fans des modernen, authentischen und rohen Black Metals ist HAAR auf jedem Fall eine wertvolle Empfehlung. Auch Freunde der oben genannten Bands werden uneingeschränkte Freude an „The Wayward Ceremony“ haben. Wer allerdings auf der Suche nach etwas wirklich Neuem ist, der wird hier nicht fündig werden. (Jannick)

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 59:59 min
Label: Aeternitas Tenebrarum Musicae Fundamentum
Veröffentlichungstermin: 28.04.2015