Clutch PsychicWarfareZugegeben, ich hatte meine Anlaufschwierigkeiten mit dieser Band. Als ich sie 1994 zum ersten Mal live sah, war mir nur die Singleauskopplung „A Shogun Named Marcus" aus dem Erstling „Transnational Speedway League" bekannt. Damals war die Truppe noch ungestüm und noiselastig und haben live ganz schön den Bau abgerissen. Während die Single mit allen anderen Hits der Neunziger lief und auch mit ihnen ein wenig in der Versenkung verschwand, tat es auch das Interesse an dieser Band gleichermaßen. Eine Dekade später klangen die aktuellen Alben schon wesentlich strukturierter, aber dennoch nicht allzu spannend für mich, der Bluesrock-Einschlag war nix für den harten Metaller. Und dann kam „Earthrocker" und hat mich total in den Bann gezogen.

Seitdem habe ich die Truppe wieder voll im Fokus, denn nicht nur live, sondern auch mit ihren Vorgängeralben überzeugen mich die Amis immer wieder aufs Neue. Der Vorgänger zum neuen Werk bedeutete nicht nur für mich eine Art Neubeginn, denn CLUTCH traten heftiger und wesentlich rocklastiger auf und ließen ihre weit umfassenden Kreativität freien Lauf. Und auch wenn „Earth Rocker" rauf und runter lief und dabei nie langweilig wird, war man dennoch interessiert an einer neuen Scheibe, die nun in Form von „Psychic Warfare" erscheint. Vorab gab es bereits einen Appetizer in Form von „X Ray Visions" mit dem entprechenden Videoclip, der CLUTCH von seiner besten Seite präsentiert. Voller Vorfreude und hohen Erwartungen rotiert nun das neue Werk, und ich muss sagen – diese wurden nicht ganz erfüllt. Die Singleauskopplung zu Beginn des Albums ist der perfekte Einstieg, aber dann geht es doch etwas steinig weiter. Neil Fallon ist nach wie vor stimmlich over the top, und der eigene Stil der Band spiegelt sich in jedem der 12 Songs, aber dennoch zündet kein Song so wie der Videohit.
Irgendwie wollen die Hüften nicht so wackeln wie gewohnt, aber es fällt schwer zu beschreiben, woran es liegt. Es ist zwar kein allzu großer Sprung zu „Earth Rocker", aber vielleicht war wirklich die Messlatte zu hoch angelegt.

CLUTCH klingen auch 2015 100% authentisch, immerhin existiert diese Band schon in der gleichen Besetzung seit ihrer Gründung vor 22 Jahren. Aber es ist nun mal kein Überflieger wie „Blast Tyrant"oder eben „From Beale Street To Oblivion", sondern eher vom Kaliber „Robot Hive / Exodus" oder „Strange Cousins From The West". Es fehlt an den Hits, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen, aus Liedern, die einen zwanghaft in Bewegung versetzen und die nicht nur unter der Dusche oder im Auto mitgesungen werden wollen. Es gibt auch kein einziges schlechtes Lied auf „Psychic Warfare", ebenso keine echte Ballade, lediglich die Halbballaden „Our Lady Of Electric Light" und „Son Of Virginia", die beide absolut hörenswert sind und wieder, vor allem dank Neils Stimme, für absolutes Gänsehautfeeling und bevorstehenden Tränenfluss sorgen. Aber auch bei allen Bemühungen schlägt das neue Album nicht so bombenmäßig ein wie der Vorgänger. Vielleicht braucht die Band aus Maryland einfach noch ein paar weniger gute Scheiben, bevor wieder ein Kracher folgt.

Mir tut es auf jeden Fall leid, dass es keine höhere Note von mir geben kann, und es fällt mir schwer, nun doch noch eine weitere Plattenrunde auf den nächsten Überflieger zu warten, aber dennoch werde ich die Band weiterhin in Ehren halten und live abfeiern, denn das haben die vier bodenständigen Jungs einfach verdammt nochmal verdient! (Jochen)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 39:55 min
Label: Weathermaker Music
Veröffentlichungstermin: 02.10.2015

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