spocksbeard twentyyearsAls sich die Truppe vor zwanzig Jahren formierte, waren die Mitglieder alle schon im etwas reiferen Alter. Doch in dem Lebensabschnitt, in der die meisten Musiker ihre ersten Scheiben veröffentlichen, war ihre Stilistik nirgends gefragt. Als die unsäglichen Neunziger den Niedergang antraten, war der Weg frei für die Rückkehr der klassischen progressiven Klänge, SPOCK´S BEARD sind ohne Zweifel die wichtigsten Pioniere des Retro Prog. Nach ein paar Irrungen sowohl musikalisch als auch im Bandgefüge, ist man seit ein paar Jahren wieder in der Spur. Mit nun stabilem Line-up und der höchsten Chartplatzierung im wichtigen deutschen Markt ist es Zeit zurück zu schauen. Nur kurz nach ihrem aktuellen Longplayer "The Oblivion Particle" bringen die Fünf eine schlicht "The First Twenty Years" betitelte Retrospektive auf zwei randvollen Silberlingen heraus.

Ebenso pragmatisch fällt das Cover aus, welches einfach die bisherigen Artworks der Studioscheiben verbindet, auch für progressive Bands ist es mal Zeit in der Vergangenheit zu schwelgen. Auch wenn es einige Alben gab, die weder bei den Fans noch bei der Kritik besonders gut ankam, so ist doch jedes mit mindestens einem Titel vertreten. Lediglich von zwei der wichtigsten Werke, nämlich "Beware Of Darkness" und "Snow" gibt es zwei Stücke zu hören. Den einfachsten Weg gehen die Herren auch bei der Songreihenfolge, die Nummern werden chronologisch angeordnet.

So kann man aber auch sehr gut die Entwicklung der Band nachvollziehen, und den musikalischen Werdegang entdecken. Den Auftakt macht der Titelsong des Debüts "The Light", welcher schon damals alle Trademarks aufzeigte und die Fachwelt aufhorchen ließ. Meisterlich verknüpfen die Könner hier große Melodien mit tollen Gesangsarrangements sowie beeindruckende Instrumentalparts, die aber nie dem Selbstzweck dienen. Über die gesamte Laufzeit von 15 Minuten bieten SPOCK´S BEARD die komplette Palette atmosphärischen Mellotronschwaden bis zu jazzigen Abfahrten. Klangtechnisch war man beim Erstling noch ein wenig in den Ursprüngen der Siebziger gefangen, was aber nicht störend wirkte.

Noch jazziger geht es beim folgenden "Thoughts", dem ersten Beitrag von "Beware Of Darkness" zu, wobei hier die mehrstimmigen Gesänge noch beeindruckender, weil sie gar nicht harmonisches doch harmonisch zusammenfügen. Auch beim etwas zugänglicheren Longtrack "The Doorway" scheint hier vor allem die Vorliebe für YES durch. Von den folgenden "The Kindness Of Strangers" und "Day For Night" gibt es das ruhige "June", bzw. den Titelsong. Diese zeigen die sanftere Seite der Amerikaner, wobei die Vokalharmonien von den BEATLES inspiriert sind.
Das überlange "At The End Of The Day" von "V" hat dann erstmals auf dieser Compilation ein paar härtere Töne am Start, mit denen die Herren damals experimentierten. Hier brachten diese aber noch eine willkommene Abwechslung und erweiterten die Bandbreite, was neue Möglichkeiten eröffnete. Von ihrem Opus Magnum, dem letzten Werk mit Morse gibt es dann mit "Solitairy Soul" und "Wind In My Back" zwei Kostproben, welche belegen, dass SPOCK´S BEARD mit einer ausgewogenen Mischung all ihrer Einflüsse endgültig ihren Stil gefunden hatten.

Auf der zweiten CD wird dann die spätere Karrierephase nach dem Ausstieg von Neal Morse beleuchtet. Schon "The Bottom Line", der Beitrag von "Feel Euphoria" dem ersten Album ohne die frühere Führungsfigur zeigt ein anders Bild, der moderne Einstieg verschreckt da ein wenig wie der komplette Longplayer seinerzeit. Gleiches gilt für "On A Perfect Day" vom selbstbetitelten neunten Album, während man von dem dazwischen erschienenen "Octane" mit "She Is Everything" einen ruhigen Titel wählte. Der Kreis schließt sich dann mit dem wieder exorbitant langen "Jaws Of Heaven", vom schlicht "X" betitelten 2010er Langeisen. Hier kehrt die Formation zu genau der Form zurück, welche sie einst mit "Snow" erreicht hatten.

Natürlich darf man nicht verhehlen, dass man sich nun in der eigenen Nische breit macht, doch qualitativ ist man zuletzt in bestechender Form. Dies belegt "Tides Of Time" vom aktuellen Album und vor allem "Waiting For Me" vom Vorgänger "Brief Nocturnes And Dreamless Sleep", welches mit einem genialen Solo aufwartet. Als absoluten Bonus hat man mit dem zwanzigminütigen "Falling For Forever" einen großartigen Titel drauf gepackt, auf welchem alle bisherigen in der Band befindlichen Musiker zu hören sind.
Ein wenig zusammen gestückelt ist der Song schon über die gesamte Laufzeit, aber die einzelnen Teile für sich sind klasse, alleine wie der orchestrale Auftakt in einen jazzigen Lauf übergeht. Ein schöner Abschluss für eine gelungene Best of-Scheibe. Obendrauf gibt es dann noch eine DVD mit vielen bisher nicht erhältlichen Einsichten in die Band und dem kompletten Mitschnitt vom Progfest 1997 in LA. Dies ist die einzige Version, in der das Paket angeboten wird, so dass ale Käufer in den Genuss kommen. (Pfälzer)

Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 155:20 min
Label: Inside Out
Veröffentlichungstermin: 20.11.2015

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