Sourvein Aquatic OccultSelten musste ich mich so intensiv in ein Album hineinhören. Dabei kannte ich die Frühwerke von SOURVEIN doch recht gut. Übler Sludge Marke EYEHATEGOD, nur noch fieser, dreckiger, perverser und verstörender. Die gallige Stimme von T-Roy bleibt da direkt kleben, verquollen von Abscheu, Ekel und blankem Hass. Als ich allerdings „Aquatic Occult“ zum ersten Mal hörte, musste ich mich erst vergewissern, ob es auch wirklich um SOURVEIN geht.

Die Stimme ließ mich da anfangs am Meisten daran zweifeln, denn hier singt jemand, und all das Negative ist kaum zu hören. Vom Sound und vom moderaten Tempo her scheine ich hier aber doch die gewünschte Band zu hören. SOURVEIN haben einen gewaltigen Entwicklungsschritt abgeschlossen. Ein Album hört sich demnach nicht mehr eindimensional an, sondern bietet viele glitzernde Facetten wie die Sonnenreflektionen auf dem unruhigen Ozean. So, Überleitung hinbekommen, denn die Weltmeere sind, dem Albumtitel und Cover geschuldet, Gegenstand des neuesten Werks. Die Verbindung von nautischen Elementen mit düsterer und zäher Musik ist ja bei Weitem nichts Neues, siehe nur AHABs Diskographie. Aber in dieser Stilistik ist es doch sehr innovativ gehalten. Meistens geht aber die Rechnung mit der Verbindung von Seemannsgarn und Musik nicht ganz auf.

Auch wenn es sich um ein Konzeptalbum handelt, klingen SOURVEIN 2016 gar nicht homogen und einheitlich, sondern eher wie eine Best-Of-Band. Nach klassischem Doom Marke SAINT VITUS oder BLACK SABBATH kommt ohne große Überleitung wieder die hässliche Sludgestimmung auf, träge und dissonant, mit Noise-Elementen und schweren Riffs, danach wieder feine Melodien auf ruhigen, flächendeckenden Riffs, sogar mal mit ruhigen Orgeltönen, dazu mit einem weitaus weniger hoffnungslosen und anmutenden Gesang.
T-Roy ist für SOURVEIN so etwas geworden wie Dwid Hellion für INTEGRITY. Ein Bandkopf, der sich nicht in eine Sparte zwängen lässt, sondern seine Emotionen und aktuellen Lebenssituation frei zum Ausdruck bringen will. Und das gelingt ihm auch erstaunlich gut, ohne dass der Geist von SOURVEIN auf der Strecke bleibt. Das freut nicht nur den geneigten Fan, sondern ist auch ganz im Sinne von T-Roy und seiner Kampagne.

Nach etlichen Durchläufen wird „Aquatic Occult“ zu einem ganz besonderen Erlebnis. Sind erst mal die Zweifel und Ungereimtheiten abgeschüttelt, haben wir es hier mit einem kleinen Geniestreich zu tun. Endlich kann Bandkopf und Riffmaster T-Roy der Welt zeigen, was für ein musikalisches Talent in ihm steckt und was er noch alles zu bieten bereit ist. Fans von Doom und Sludge sollten diesen doch schwer verdaulichen Brocken auf jeden Fall versuchen zu schlucken, der Genuss wird noch sehr lange anhalten und für wahre Begeisterung sorgen. (Jochen)

 
Bewertung:

Jochen9,0 9 / 10


Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 42:56
Label: Metal Blade Records
Veröffentlichungstermin: 08.04.2016

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