whitfordstholmes reunionAnfang der Achtziger existierten AEROSMITH ein paar Jahre nicht im bis heute beständigen Originalline-Up. Mit Joe Perry und Brad Whitford verließ eines der besten Gitarrenduos aller Zeiten die von Drogen und unermüdlichem Stress ausgelaugte Band. Während deren "Rock In A Hard Place" floppte, konnte Perry ein paar nennenswerte Soloscheiben auf den Markt bringen. Whitford wurde auf der Suche nach einem neuen Partner in Derek St.Holmes fündig, der bei TED NUGENT gerade von Charlie Huhn ersetzt wurde. Leider reichte es für WHITFORD/ST. HOLMES nur zu einem Album, bevor es beide zurück zu den Stammformationen zog. Heute sind bei den Luftschmieden gerade wieder jede Menge Nebenprojekte angesagt, weswegen der Terminkalender des guten Brad nicht so voll ist. Da traf es sich gut, dass sein alter Kumpel nach dem guten "Shut Up & Jam" mal wieder von "The Nuge" vor die Tür gesetzt wurde. Also riefen die beiden nach 35 Jahren das Projekt wieder ins Leben, um gemeinsam das programmatisch betitelte "Reunion" aufzunehmen.

Unterstützung bekommen die zwei Haudegen von TESLA-Schlagzeuger Troy Lucketta, Bassist Chopper Anderson und Keyboarder Buck Johnson. Mit "Shapes" legt das Quintett gleich unerwartet kraftvoll los, das Riff brettert schön in die Gehörgänge. Analog zum Songtitel wird hier der alte YARDBIRDS-Klassiker zitiert, eine interessante Entwicklung des Themas, eingängiger Refrain inklusive. Dabei bildet der Opener mit seiner Power keine Ausnahme, denn so druckvoll gehen WHITFORD/ST. HOLMES in mehreren Songs zu Werke.
Bei "Hell Is On Fire" ist wirklich die Hölle los, die fordernden Drums treiben nach vorne und der Chorus rockt richtig gut, womit sie sich nicht hinter zeitgenössischen Hardrockacts verstecken müssen. Richtig stark fällt "Gotta Keep On Movin´" aus, welches klasse zwischen funkigem Feuer und knalligen Arrangements wechselt. Mit dem Track hätten die beiden auch bei ihren Hauptbrötchengebern bestehen können. Besonders die Art wie die duellierenden Gitarren arrangiert sind, bringt eine für die betagten Herren frische Note hinein.

Bei aller vorhandenen Qualität wissen die beiden, dass sie mit ihrer Scheibe kein großes Publikum erreichen werden. Insofern können sie auch unbelastet an die Sache heran gehen, einfach Spaß haben und machen worauf sie Lust haben. So packen sie im gradlinigen "Rock All Day" die Slidegitarre aus und doppeln in den Strophen den Gesang mit der Leadgitarre. Vor STONES-Zitaten machten Whitfords Boston-Boys ohnehin nie halt, hier erinnert das rock´n´rollige "Hot For You" mit seinem Honky-Tonk-Piano an Mick Jagger & Co.. Und in "Shake It" liefern sie einen Riffrocker ab, der mit ein paar atmosphärischen Klängen im Mittelteil geschickt mit der Dynamik spielt.

Ruhigere Momente gibt es auf "Reunion" auch zu entdecken, auch wenn man von einer reinen Ballade weit entfernt ist. Okay, von TED NUGENT her ist St. Holmes diese Art Lieder nicht gewohnt und der gute Brad wird davon sicherlich genug haben. So setzen sie im lässigen "Tender Is The Night" eine Geige ein und verwandeln den Song in ein schönes Stück Americana. Im Mainstream wildern sie in "Catch My Fall" und "Flood Of Lies", die beide mit guten Melodien aufwarten. Ersterer hat mit den "Uh, Uh"-Chören eine dezente Soul-Schlagseite, während der Albumrausschmeißer mit der Orgel hymnisch anschwillt.

Ja, den ganz großen Wurf landen WHITFORD/ST. HOLMES damit sicher nicht, aber unterm Strich bleibt ein angenehmes Hardrockalbum für Kenner. Die Hits fehlen, manches ist ein wenig unspektakulär, aber die Könner haben alles gut in Szene gesetzt und lassen die Scheibe sehr unaufdringlich wirken. Damit ist vor allem Brad Whitford dem letzten Machwerk seiner Kollegen doch voraus. Vielleicht kommen sie auch für den ein oder anderen Gig zusammen. Das Album erscheint im Übrigen als Doppel-CD-Package mit der Erstveröffentlichung des Debüts als Zugabe. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 37:31 min
Label: Mailboat Records/H´art
Veröffentlichungstermin: 15.07.2016

 

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