Im Rahmen der aktuellen Vinyl-Rereleases der kanadischen Ausnahmekünstlerin LOREENA MCKENNITT sind wir jetzt auch endlich zum 25-jährigen Jubiläum bei einem meiner absoluten Lieblingsalben angelangt. „The Visit“, das vierte Album der Dame mit der roten Lockenpracht und der glockenklaren Sopranstimme gelangt nun auch endlich wieder zu neuen Ehren in kreisrundem Schwarz, nachdem es vor über zwei Jahrzehnten ihrer Schöpferin bereits Goldene Schallplatten bescherte.

Und wie schon bei den zuvor veröffentlichten Vinyl-Rereleases hat das Remastering auch „The Visit“ richtig gut getan. Beginnend mit dem traumhaft schönen „All Souls Night“ erreicht das Album seinen ersten Höhepunkt bereits mit dem zweiten Song „Bonny Portmore“. Die wunderschöne und todtraurige Ballade über den durch Abholzung herbeigeführten Tod von Irlands uralten Wäldern war für mich damals der erste Kontakt mit LOREENA MCKENNITT’s Musik überhaupt – ich hörte den Song damals als Teil des Soundtracks zum dritten Highlander-Film. War der Film eher mäßig, zog mich die Musik sofort in den Bann. Nie zuvor und nie wieder danach habe ich eine vergleichbare Stimme gehört. Man möge mir den klischeehaften Ausdruck verzeihen, aber bei keinem anderen ist er so treffend: das ist Engelsgesang. Doch zurück zum Remastering: diesem ist es zu verdanken, dass die Songs auf Vinyl nun noch klarer und wärmer klingen, die Instrumente noch besser zur Geltung kommen. Hier wurde wieder ganz großartige Arbeit geleistet. Besonders Harfe, Cello und Fiddle kommen jetzt noch viel besser und klarer in den Vordergrund.

Natürlich hat „The Visit“ neben den bereits genannten Songs noch etliche weitere Klassiker der Kanadierin mit an Bord: das wunderschöne Epos „The Lady Of Shalott“ nach Alfred Lord Tennyson, das mir jedes Mal eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken jagt, das ebenso klassische und legendäre „Greensleeves“, in der Fassung von MCKENNITT bis heute meiner Meinung nach die beste Interpretation oder das wundervolle „Tango To Evora“. Auch „Courtyard Lullaby“ dürfte jedem Fan der Frau ein Begriff sein, ebenso wie „The Old Ways“, das mit seiner dominierenden Fiddle direkt ins Ohr geht und sich durch die virtuose Zusammenstellung seiner einzigartigen Instrumente auf ewig in meinen Gehörgang gebrannt hat.

Zusammenfassend kann man über „The Visit“ mit Sicherheit sagen, dass es in seinem neuen 180g-Vinyl-Gewand eine Wiedergeburt erfahren hat wie noch keines der anderen wiederveröffentlichten Alben. Hier wird Fans, selbst denen, die das Album schon hunderte Male gehört haben, ein neues Erlebnis zuteil. „The Visit“ verkörperte als erstes Album im kreativen Schaffen der außergewöhnlichen Künstlerin ihre einzigartige Mixtur aus Weltmusik, irisch-schottischen Traditionals und orientalischen Klängen, die ihren Sound zu dem gemacht haben, was er heute ist und kann daher mit Fug und Recht als einer der bedeutendsten Meilensteine ihres Werks betrachtet werden, der jetzt zu neuem Leben erweckt wurde und auf jeden Plattenteller gehört. (Dennis)

Bewertung:

 9 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 49:56 min
Label: Quinlan Road Music
Veröffentlichungstermin: 24.06.2016