MaidaVale - Tales Of The Wicked West

maidavale talesofthewickedwestFrage am Anfang: Ist es mutig oder dämlich als schwedische Retro-Band mit Frau am Steuer Anfang August ein Album zu veröffentlichen, wenn die ganze Welt sowieso nur auf BLUES PILLS schaut, die gerade Platz 1 der nationalen Albumcharts für sich beansprucht haben, was bei dem Medienrummel um Elin und die drei anderen aber auch gar keine große Sensation ist!

Die Antwort auf diese Frage ist meiner Meinung nach relativ einfach, weil wahrscheinlich beides zutreffend ist, letzten Endes aber auch gar keine große Rolle spielen wird, denn diese schwedische Band hier hat genügend eigene Argumente, um nicht im Fahrwasser anderer Künstler mitsegeln zu müssen, weitere Vergleiche mit den BLUES PILLS würden diesen vier jungen Damen nicht gerecht werden.

Jawohl, MAIDAVALE haben mit Matilda Roth nicht nur eine Sängerin wie so viele andere 60ties/70ties beeinflusste Bands auch, sondern mit Sofia Ström (Gitarre), Linn Johannesson (Bass) und Johanna Hannsson (Schlagzeug) gesellen sich zur Frontfrau drei weitere Damen hinzu. Das ist auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal und das Besondere daran ist, dass die vier sowohl an ihren Instrumenten topfit sind als auch als Songschreiberinnen etwas drauf haben. Beides Dinge, welche MAIDAVALE positiv von anderen All-Girl-Bands abheben, ganz egal in welchem Genre wir uns bewegen.

Für ein Debütalbum klingt „Tales Of The Wicked West“ enorm professionell, neu klingt hier natürlich nichts, die 2012 gegründete Band hat sich aber auch so eine eigene kleine Nische geschafft, nicht allzu weit entfernt von RIVAL SONS und GRAVEYARD, man bewegt sich mehr im psychedelischen Blues, rockt aber zumindest stellenweise recht ordentlich. Um dieser Tatsache Ausdruck zu verleihen, bietet die Band uns sogleich ein total hippiemäßiges Video zum Albumopener „(If You Want The Smoke) Be The Fire“, also bei den Klamotten wird da jedes Klischee ausgereizt. Fehlen nur noch die Blumen in den Haaren oder habe ich diese übersehen?

Überraschenderweise ist das Herzstück der Band dann auch nicht Sängerin Matilda Roth, die zwar eine gute Leistung abliefert, wenngleich ihrer Stimme das gewisse Etwas noch fehlen mag, es sind die Songs der vier Schwedinnen, die hier im Mittelpunkt stehen. Egal ob der bereits genannte Opener, die rockigeren „Colour Blind“ und „Dirty War“ oder das ruhigere „The Greatest Story Ever Told“, hier hat fast alles Hand und Fuß, vielleicht abgesehen vom einminütigen „Thruth-Lies“, das nicht wirklich eine Daseinsberechtigung hat.

Den Vogel schießen MAIDAVALE dann mit dem 11-minütigen Albumabschluss „Heaven And Earth“ ab, eine Nummer die so etwas wie psychedelischen Doom anbietet. Selten war ein Outro zu einem Album so monoton und trotzdem so hinreißend spannend wie dieses hier. Auch einen solchen Song auf ein Album zu packen, ist vermutlich dämlich und mutig zugleich. Lobend zu erwähnen sind die Lyrics der Sängerin, die sich dem ursprünglichen Spirit der Musik folgend auch gerne mit den ernsthaften Seiten des Lebens und der Menschheit befassen. Das kann man gerne genau so machen.

Ich habe „Tales Of The Wicked West“ in den vergangenen Wochen recht häufig gehört und inzwischen so das Gefühl, dass MAIDAVALE so eine Art Anti-Girl-Band sind, die genau das haben, was anderen reinen Frauenbands zumeist fehlt. Der Band selber fehlt vermutlich jetzt nur noch das eigene „Devil Man“, also ein Hit. Dieser ist auf dem Debüt der vier Schwedinnen nicht enthalten, dafür besticht das Album rundum in seiner Gesamtheit. (Maik)


Bewertung: 

Maik 20168,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 44:59 min
Label: The Sign Records/Cargo
Veröffentlichungstermin: 05.08.2016

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