Tyketto - Reach

tyketto reachVier Jahre sind seit dem letzten Longplayer ins Land gegangen, in denen nicht allzu viel passiert ist. Liveaktivitäten gab es wenige und leider wurde auch die für Herbst geplante Europatournee abgesagt. Ganz untätig waren die Mannen um Frontmann Danny Vaughn nicht, denn mit "Reach" steht ein neuer Dreher in den Läden. Gedreht hat sich auch das Besetzungskarussell, wobei nun einige alte Bekannte in dem Genre mitmischen. Keyboarder Ged Rylands war früher bei den Melodic Rockern von TEN, während man Chris Childs am Bass von THUNDER her kennt. Nachdem auch Stammgitarrist Brooke St.James von Bord ist, verpflichtete man sich den eher weniger bekannten Chris Green.

Und der macht sich Gesamtsound doch bemerkbar, weil sich nämlich die sechs Saiten deutlicher hervor heben als bei den Scheiben zuvor. Das steht zwar ein wenig im Gegensatz zur Verpflichtung eines festen Tastenmannes, doch bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass die neue Scheibe etwas vielschichtiger ausgefallen ist. Klar, vom Standard-AOR hat sich die Truppe immer ein wenig abgehoben, hier arbeitet man die individuellen Trademarks noch mehr heraus.
Da wäre vor allem dieser gewisse, ganz eigenwillige Groove zu nennen, der sich durch Lieder wie „Big Money“ oder „Kick Like A Mule“ zieht. Nur lässt hier Green sein Arbeitsgerät eben ein paar Tacken härter klingen als man es bislang von der Band gewohnt war. Die typische Begleitung der Riffs durch die Akustische bestimmt immer noch den Sound wie im lässigen „The Run“. Doch auch der neue Mann am Bass hinterlässt seine Spuren, fügt sich aber gut in das Gesamtbild ein.

So ein wenig funkig tönte die Formation schon immer, das ging meist in den dominierenden Melodien unter. Der Einfluss war nicht so stark wie beispielsweise bei EXTREME oder ähnlichen Formationen dieser Zeit. Hier hebt er sich deutlicher hervor, speziell bei „Sparks Will Fly“. Auch dezente bluesige Tupfer sind in manchen Soli auszumachen, wobei der neue Axtmann hier Akzente setzen kann. Interessant kommt auch das rockig treibende „The Fastest Man Alive“ daher, dessen Swamp-geschwängerte Strophe und die maskulinen „Uh“-Chöre Kontraste bilden. Auf Albumlänge drängen sich hier BON JOVI der Neunziger auf, nicht die schlechteste Referenz, was insbesondere für „I Need It Now“ mit seinen Leadfills gilt.

Bisherige Fans von TYKETTO müssen sich aber nicht fürchten, bereits die titelgebende Auftaktfanfare birgt noch genug von dem melodischen Stoff. Am traditionellsten tönt das treibende „Tearing Down The Sky“, welches auf dem Debüt hätte stehen können. Doch es spricht für die neue Richtung, dass gerade der süßlichste Refrain zum düstersten Titel gehört, „Remember My Name“ steigt mit unheilvoller Mundharmonika ein, bevor dann die schmachtenden Backgroundchöre kommen.
Balladen gibt es natürlich auch, wobei hier besonders „Scream“ mit einem ganz weiten Chorus überzeugen kann. Ansonsten macht sich hier auch das Fehlen wirklich zündender Hooks bemerkbar, speziell in „Circle The Wagon“. Zwar wurde die Nummer mit Orgelsolo und Streichern aufgepeppt, doch der Chorus klingt etwas dröge. Klar schippert man auf „Reach“ mehr im Fahrwasser von AEROSMITH als von JOURNEY, doch ein bisschen süffiger könnte es streckenweise zugehen, auch wenn das hier möglicherweise auf längere Sich erfüllender ist. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 56:22 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 14.10.2016

 

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