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sixxam vol2Von der Existenz der Band SIXX:A.M. erfuhr ich 2014 eher zufällig, obwohl sie sich musikalisch eigentlich schon in einem für mich interessanten Segment (80er Hardrock Style) bewegt: Das Lied "Van Nuys" vom Album "The Heroin Diaries" aus dem Jahr 2008 war als Hintergrundmusik auf einem ziemlich bewegenden Memorial Video auf Youtube verwendet worden. Was mich damals sofort bei diesem Lied in den Bann zog war zum einen wie es gleichzeitig ziemlich abrockte aber gleichzeitig auch fast balladesk wirkte. Diesen perfekten Wechsel der leisen und lauten Töne schaffen SIXX:A.M. auch auf ihrem neuesten Album "Vol. 2, Prayers For The Blessed" . Das Gegenstück erschien bereits im April 2016 unter dem Titel "Vol. 1, Prayers For The Damned". Ich hab echt keine Ahnung warum ich mich trotz "Van Nuys" nie näher mit der Band beschäftigt habe. Immerhin mochte ich eigentlich die anderen Projekte von Nikki Sixx immer sehr gerne, ob nun MÖTLEY CRÜE oder BRIDES OF DESTRUCTION, aber irgendwie schwirrte SIXX:A.M. immer gekonnt an mir vorbei. Natürlich ist Sixx auch eine durchaus polarisierende Persönlichkeit, was sicherlich auch einen Teil dazu beigetragen hat.

Lange Vorgeschichte, kurzer Sinn: Das Album hat sich tatsächlich noch kurz vor Toresschluss in meine "Alben des Jahres 2016" katapultiert. Das liegt zum einem an dem grandiosen Gitarre-Spiel von DJ Ashba, vor allem aber auch an Sänger James Michael. Obwohl er sich als Produzent für einige Alben die mir sehr gut gefallen verantwortlich zeichnet, hatte ich ihn als Sänger so gar nicht auf dem Schirm, dabei kann er das außerordentlich gut. Michael selbst sagt, dass es ihm mit diesem Album endlich gelungen ist einiges von dem umzusetzen, das ihn in seiner gesamten Karriere bereits umtrieb.

Was also macht das Album meiner Meinung nach aus? Zum einen ist es die Energie, die von ihm ausgeht. Es sei eine "leidenschaftliche Kampfansage", so heißt es im Begleittext - und genau das hatte ich tatsächlich mehrfach beim Anhören als sich geradezu aufdrängende Assoziation im Kopf. Der Einstieg mit "Barbarians" ist bereits sehr gelungen, aber spätestens bei der Hymne "We Will Not Go Quietly" war die Sache für mich eigentlich bereits klar, denn das fängt schon ziemlich fett an und liefert einen ziemlich ohrwurmmäßigen Refrain. Stichwort Kampfansage: Wie anders soll man das Versprechen "If this is how the world will end, well you can burn it again, we will not go quietly" verstehen?

"Maybe It's Time" - ich kann gar nicht zählen wie viele Dutzende Male ich mir diesen Smasher jetzt schon angehört hab. Anderswo wurde er frecher Weise als "schmalzig" bezeichnet, ich würde es vielleicht eher radiotauglich nennen. An diesem Song stimmt meines Erachtens alles: Die Lyrics beschreiben sehr gelungen das zerrissen Sein des Protagonisten, der einerseits erkennt, dass viele seiner Probleme (offensichtlich geht es um Alkohol- oder Drogenkonsum) selbst verschuldet sind, und weiß, dass er das anpacken und in Ordnung bringen muss.
Diese Aufbruchstimmung trifft jedoch auf eine Unsicherheit und Verletzlichkeit, indem er das zunächst auf unbestimmte Zukunft verschiebt (signalisiert durch das "Vielleicht ist es Zeit"). Der inhaltliche und musikalische Durchbruch, bei dem dann sowohl bei Musikern als auch bei den Zuhörenden kein Halten mehr ist, kommt dann gegen Ende, wenn Michael singt: "But now I'm so damn ready, just take my hand and steady and we will make it through the night." Wer es nicht gemerkt hat: Ich bin wirklich begeistert von diesem Lied.
Michael erinnert zwischenzeitlich übrigens öfter mal an Chester Bennington von LINKIN'PARK, mit einer Art Sprechgesang, der sich aber gut in das Werk einfügt und zum Glück überhaupt nicht nervig rüberkommt. Bei „Catacombs“ gibt es ein ziemlich cooles Gitarrensolo auf die Ohren. Weiterhin hervorzuheben sind "That's Gonna Leave A Scar" und „Wolf At Your Door“.

Leider ist mir der Abschluss etwas zu balladesk. Zunächst liefert die Band ihre Version des HARRY NILSSON-Klassikers "Without You" ab, ein Lied welches den meisten wahrscheinlich eher durch MARIAH CAREY bekannt sein dürfte. Ähnlich soft geht es mit "Suffocate" weiter, wo wenigstens zwischendrin auch mal gerockt wird, ähnlich wie bei dem darauf folgenden "Riot In My Head", bevor das Album mit "Helicopters" einer klassischen Powerballade seinen Abschluss findet. Diese Softrock-Geschichten zum Ende hin sind eigentlich gar nicht schlecht, im direkten Vergleich zu der ersten Hälfte des Albums enttäuschen sie dann jedoch leider doch ein bisschen. Vielleicht hätte man sich ja zwei davon für ein anderes Album aufheben sollen. Dann hätte ich jedenfalls zweifelsohne 9 von 10 Punkten verteilt.

Insgesamt ist "Prayers For The Blessed" aber ein schönes, energiegeladenes Album, welches zwischenzeitlich kaum Zeit zum Durchatmen lässt. Kampfeslust, Verletzlichkeit und Hoffnung - diese Emotionen werden hier sehr gekonnt ausgespielt. Man spürt es einfach sehr deutlich, wenn Musiker etwas zu sagen haben. Sollten SIXX:A.M. sich 2017 in Deutschland blicken lassen, dann geh ich da auf jeden Fall hin, so viel ist jedenfalls schon mal sicher. You got me! (Manu)

 


Bewertung:

Manu8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 46:39 min
Label: Eleven Seven
Veröffentlichungstermin: 18.11.2016

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