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stephenpearcy smashBei der Truppe blickt mittlerweile gar keiner mehr durch, nachdem die Reunion Ende der Neunziger trotz des guten selbstbetitelten Albums unterging, wurde die letzte 2010 gefeiert, obwohl "Infestation" doch eher mau ausfiel. Dazwischen gab es viele Soloprojekte und seit dem erneuten Auseinanderbrechen hatte zumindest Sänger STEPHEN PEARCY keine Lust mehr auf RATT. Also machte Bobby Blotzer unter eigenem Namen weiter und tourte mit dem Material durch die Lande. Blöd nur, dass seine drei verbliebenen Mitglieder plötzlich wieder eine Kehrtwende machten und ihm die Namensrechte vor Gericht streitig machten. Nach Angaben der Herren Pearcy, De Martini und Croucier ist ein neues Album so gut wie im Kasten, und soll in dem Jahr erscheinen. Warum dann erstmal der Frontmann mit einem weiteren Solowerk um die Ecke kommt, erschließt sich da auch weniger. Aber vielleicht bringt ja "Smash" etwas Licht ins Dunkel.

Da fällt zuerst einmal auf, dass seine Stammkapelle anscheinend genug Material für das angekündigte Studiooutput im Kasten haben muss, denn nur so ist es zu erklären, dass hier eine ganze Hand voll Nummern zu finden sind, die sich darauf hervorragend gemacht hätten. Bereits an zweiter Position weckt das rockige "Ten Miles Wide" Erinnerungen an seine Glanzzeit. Noch deutlicher werden die bei "Dead Roses", dessen schwerer, leicht metallischer Groove so archetypisch für RATT ist. Ihren hymnischen Pathos verkörpert hingegen "Jamie" mit seinem knalligen Chorus am besten, die Leads zu Beginn passen da perfekt ins Bild. Neben weiteren Stücken wie "I Want It Too Much" muss dann vor allem noch der Up-Tempo-Kracher "Passion Infinity" genannt werden.

Doch das ist nur eine Seite von "Smash", denn ein Soloalbum sollte mehr zu bieten haben als eine Fortführung des Hauptbeschäftigungsfeldes. Kehrte Jack Russell jüngst die ohnehin vorhandenen Blues-Wurzeln von GREAT WHITE noch mehr heraus, so versucht sich STEPHEN PEARCY ebenfalls daran, auch wenn seine Combo damit nichts zu tun hatte. Schon der schleppende Groove, der sich aus dem sphärischen Intro des Openers "I Know I´m Crazy" heraus schält, weist klar in diese Richtung. Die Strophe schlägt mit ihrem Basslauf sogar eine psychedelische Note an, bevor der Refrain rocken darf. Auch im Solo weiß Gitarrist Erik Ferentinos schön mit der Dynamik zu spielen und lässt dabei sogar die Schule von Jimmy Page durchblicken.

Kaum hat man sich mit den Gedanken angefreundet, der nicht unumstrittene Pearcy könnte sich an höchstem Hard Rock-Kulturgut vergreifen, haut einem sein Sechssaiter in "Shut Down Baby" ein derartig an LED ZEPPELIN erinnerndes Riffs um die Ohren, dass sämtliche Epigonen neidisch werden. Man muss aber zugeben, dass der Shuffle-Groove den der ehemaligen WHITE LION-Drummer Greg D´ Angelo darunter legt, sehr gut passt. Das ist kein bloßes Kopieren, sie beherrschen auch das Spontane, das Verspielte, welches in den Siebzigern so abenteuerlich wirkte. Zumindest in den Soli zeigt das Ferentinos im Verlaufe des Longplayers noch öfter, auch wenn die Kompositionen eher konventionellen Hard Rock hergeben. Einen weiterer Schwenk in Richtung der britischen Rockgötter gibt es dann noch mit dem sehr folkigen "What Do Ya Think".

Abgerundet wird das abwechslungsreiche Werk dann noch mit ein paar lässigen Partysongs wie "Lollipop" und "I Can´t Take It", sowie ruhigeren Nummern. Interessant ist dabei vor allem "Rain", dessen atmosphärische Stimmung immer wieder von mehrstimmigen Shouts durchbrochen wird, und mit einem schönen Pianooutro aufwartet. Und am Ende lässt das akustische "Summers End" sogar noch einmal das Luftschiff steigen. Natürlich kommt man von der Qualität des Songwritings nicht ganz an die glorreiche Vergangenheit heran, weder an die eigene, noch an die der Vorbilder. Dennoch ist "Smash" ein ordentliches Stück Hard Rock geworden, voraus gesetzt man mag die notorisch quäkende Stimme von STEPHEN PEARCY. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 47:36 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 27.01.2017

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