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depechemode spiritDa sprachen wir im letzten Jahr unter Freunden wie schön es doch wäre wenn DEPECHE MODE wieder was machen, und wie gerne wir auf ein Konzert fahren würden. Nach „Live in Berlin“ wurde die Sucht nach der Band plötzlich wieder unfassbar groß. Dann ging jedoch alles ganz plötzlich: es wurde eine Tour in 2017 angekündigt! Ein neues Album wurde ebenfalls bei der Pressekonferenz in Mailand in Aussicht gestellt. „Spirit“ sollte der nächste Meilenstein in der langen Geschichte der Band heißen und nach vier Jahren, im fast schon gewohnten Turnus, das Vorgängeralbum „Delta Machine“ beerben.

Gleich nach dem Einstieg ins Album mit „Going Backwards“, fällt einem der veränderte Sound auf, für den sich der neue Produzent James Ford (Foals, Florence & The Machine, Arctic Monkeys), verantwortlich zeigt. Es klingt nicht so basslastig und hart nach Elektronik wie noch bei „Delta Machine“. Möglicherweise wollte man hier einen anderen Schwerpunkt setzen. Es klingt ein wenig nach Loungemusik. Fast schon organisch. So produziert springt einem der Text des Songs ziemlich schnell in Ohr, und man kann mindestens nach dem zweiten Hördurchlauf problemlos mitsingen - wenn man kann. Dave Gahans prägnante Stimme hat nämlich nichts an Strahlkraft verloren und eher noch an Tiefe dazu gewonnen.
Der zweite Song ist auch gleichzeitig die erste Singleauskopplung namens „ Where’s The Revolution“, zu dem Haus und Hof Fotograf Anton Gorbijn, in seinem weltbekannten visuellen Stil, auch ein Video gedreht hat. Alles in allem ein typischer DEPECHE MODE-Song: zwar gediegen, aber mit hohem Wiedererkennungswert.
Es geht überwiegend gemächlich zu auf „Spirit“, was jetzt nicht wirklich stört. Jedoch sticht für mich „So Much Love“ ganz besonders heraus. Die Nummer ist flott und hypnotisch, und würde live sicher gut ins Set passen, denn es ist - welch Überraschung - ein typisches DEPECHE MODE-Gewächs mit hohem Trademark-Anteil.
Sowohl Martin L. Gores als auch Dave Gahans Gesang kommt sehr gut zur Geltung. Sie ergänzen sich perfekt und man wird niemals enttäuscht.
Mit der „früher war alles besser“ - Logik kommt man hier leider nicht weiter, und wird dem musikalischen Wirken von DEPECHE MODE leider nicht gerecht. Die Band, die Musiker, die Menschen und auch die Fans entwickelten sich seit 1981 massiv weiter.

Sicherlich wird es immer schwerer was neues zu bringen und die Menschen mit was frischem zu überraschen, aber warum sollte man nicht einfach seine Markenzeichen weiter verfolgen und stetig verfeinern?. Das ewige Gejammer, nach einer Album-Veröffentlichung, gehört scheinbar schon zum guten Ton in dessen Tenor ich jedoch nicht einsteigen möchte. Der Sound von DEPECHE MODE wandelte sich schon mindestens drei Mal, jedoch war Dave Gahans Stimme immer Dreh- und Angelpunkt auf jeder neuen Veröffentlichung. Ich mag „Spirit“ sehr und die meisten Fans sind meines Erachtens damit mehr als gut bedient. Ich freue mich schon sehr auf die kommende Tour.

Von den neuen Songs werden es, wie immer, nur diejenigen in die Liveshows schaffen die dort auch wirken und die Klassiker ergänzen. Welcher Song von „Spirit“ es in den Klassiker Status schafft wird sich zeigen. Hier leiden DEPECHE MODE, so wie alle Dinosaurier der Musikindustrie, unter der präzisen Gewohnheit der leider mitalternden Fans, die stets die 80er Jahre zelebriert haben möchten. Jüngere Generationen sieht man nicht so häufig im Publikum. Ich hoffe die kommende Welttournee wird diesen Fluch durchbrechen. (Andreas)


Bewertung:

Andreas8,0 8 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 49:24 min
Label: Columbia Records/Sony Music
Veröffentlichungstermin: 17.03.2017

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