Anthrax - Kings Among Scotland

Anthrax Kings Among Scotland Live DVD 4000pxÜber die vollständige Aufführung von Alben lässt sich bekanntlich streiten. So sicherlich auch darüber, dass ANTHRAX auf ihrer „Among The Kings“-Tour den Klassiker „Among The Living“ komplett spielten. Ich persönlich hätte gerne eines dieser Konzerte erlebt, und das sehen viele ANTHRAX-Fans sicherlich ähnlich. Nicht nur weil „Among The Living“ eben ein richtiger Klassiker ist, sondern auch weil die Setlist von ANTHRAX damit nicht so sehr den letzten Tourneen ähnelt und trotzdem erstaunlich viel Abwechslung bietet.

ANTHRAX spielen nämlich nicht nur ihr komplettes Album und verschwinden dann, entgegen vieler Kollegen beginnen sie aber auch nicht mit dem Albumklassiker. Stattdessen gibt es mit „A.I.R.“, „Madhouse“ und „Medusa“ im ersten Konzertteil drei Klassiker von „Spreading The Disease“ und mit „Be All End All“ ein weiteres 80er-Glanzlicht von „State Of Euphoria“. Umgeben von jüngeren Stücken wie „Evil Twin“, dem famosen „Blood Eagle Wings“, „Breathing Lightning“ und „Fight ‘Em ‘Til You Can’t“ kommt bereits ordentlich Stimmung auf. Darüber hinaus passt das alte und neue Material erstaunlich gut zueinander. Damit wird bei diesem Mitschnitt eines deutlich, ANTHRAX müssen zwar ihre Hits und Klassiker spielen, aber auch die neueren Stücke müssen sich keineswegs verstecken. Gerade live entfacht ein Stück wie „Blood Eagle Wings“ eine ganz eigene Dynamik. Beim Intro werde sicherlich nicht nur ich Gänsehaut bekommen, wenn Scott Ian eingehüllt in Nebel und blauem Licht („Was tut es?“ – „Es leuchtet blau“ Anm. d. Red.: siehe Rambo) auf der Bühne zu sehen ist.

Mit diesen Songs endet die erste Hälfte des Konzertes, und mit „Among The Living“ startet die Band in das Set des unsterblichen Klassikers. Wie zu erwarten folgt mit „Caught In A Mosh“ ein weiterer Knaller, dessen Text seinen Ursprung übrigens bei einem Roadie hat, der in der Menge nach einer Gitarre jagen musste. Das anschließende „One World“ überrascht zunächst, denn ANTHRAX haben die ursprüngliche Reihenfolge der Songs für ihr Set geändert. Der offizielle Grund ist mir zwar nicht bekannt, aber der Stimmung im Publikum schadet es nicht. Die direkte Folge von „I Am The Law“, hätte sicherlich einige Akkus im Publikum leerlaufen lassen, so können sich die Fans bei „One World“ erstmal die Kehle aus dem Leib schreien und anschließend Judge Dredd bei „I Am The Law“ frohlocken. „A Skeleton In The Closet“, was laut Scott Ian einer der am meisten vernachlässigten ANTHRAX-Songs aller Zeiten ist, wird ordentlich Druck erzeugt. Das dürfte kaum jemanden verwundern, da die Band diesen Song bereits bei einigen der letzten Tourneen fest im Programm hatte und er sich zu einem richtigen Live-Song entwickelt hat. Wie immer sorgt „N.F.L.“ für besonders gute Laune und lauten Chören „NICE FUCKING LIFE!“, bevor mit „A.D.I. Horror Of It All“ ein Song folgt, der nun wirklich nicht besonders oft live zu hören ist. Hier kann sich John Donais zunächst noch ordentlich an der Gitarre auslassen und zeigen, dass er die Stelle als Lead-Gitarrist nicht ohne Grund übernommen hat. „A.D.I.“ zählt für mich noch immer zu einem der unterschätztesten Songs aller Zeiten, der stampfende Rhythmus und der coole Refrain zeigen deutlich, dass Thrash Metal nicht immer schnell sein muss, ein großartiges Stück.

Über das anschließende „Indians“ werde ich sicherlich kein Wort verlieren müssen, unsterblich. Mit „Imitation Of Life“ und „Antisocial“ findet dieses großartige Konzert einen sehr gekonnten Abschluss. Sowohl Bild als auch Sound der DVD können sich hören und sehen lassen. Obwohl es keinen Blu-Ray Release des Konzertes gibt, ist die Bildqualität sehr gut und zeigt, wo ANTHRAX derzeit stehen. Man mag von den Besetzungswechseln halten was man will, live sind die New Yorker noch immer eine Macht. Die Rechnung mit „Among The Living“ geht zudem auf, entgegen vieler Kollegen packt die Band noch genügend zusätzliche Songs hinzu, und am Ende vermisst der treue ANTHRAX-Fan nicht die vielen anderen Klassiker. Wobei natürlich klar ist, dass Songs wie „Deathrider“, „Only“ oder auch „Got The Time“ dennoch schmerzlich vermisst werden, doch das ist eine nie enden wollende Diskussion.

Die Schnitte sind zwar recht hektisch, aber nie zu hektisch, und die Band scheint jede Menge Spaß zu haben. Belladonna wirkt etwas stark gebräunt, aber ansonsten ist alles beim Alten. Die gut geölte Maschine läuft rund und bietet ihr volles Live-Programm. Das Publikum nimmt dankend an und geht ordentlich mit. An diesem Abend dürfte kein Fan enttäuscht gewesen sein. Auch wenn die Reaktionen auf der letzten Konzert-DVD „Chile From Hell“ deutlich extremer ausfielen, gefällt mir „Kings Among Scotland“ besser. Ich bin nicht sicher ob es an dem beschaulichen Bonus-Material oder dem coolen KISS-Hommage-Artwork liegt. Das Bonusmaterial beinhaltet neben einem Technik-Rundgang noch eine halbstündige Tour-Doku, die zeigt, wie die Band hinter der Bühne agiert. Beides sehr interessant und zuweilen auch sehr unterhaltsam, da die Band nach wie vor viel Schabernack treibt. Zwar wird Belladonna immer noch nachgesagt, er wirke wie ein Fremdkörper auf der Bühne, aber wer kann das schon beurteilen, der bei der Band nicht mit an Bord ist. Fakt ist, dass es zu funktionieren scheint, und das sollte das Wichtigste sein.

Für mich als ANTHRAX-Fan ist „Kings Among Scotland“ ein Rundum-Sorglos-Paket, das ich jedem Fan bedenkenlos ans Herz legen kann. Für mich wird hier einmal mehr deutlich, weshalb ANTHRAX nach wie vor Legenden-Status haben und keineswegs das letzte Licht bei den sogenannten „Big-Four“ darstellen sollten. Bitte weiter so „It’s A Madhouse!“. (Pascal)


Bewertung:

Pascal9,0 9 / 10


Anzahl der Songs: 8 (CD1) / 10 (CD2) / 19 (DVD1) / - (DVD2)
Spielzeit: 51:18 min (CD1) / 71:50 min (CD2) / 120:09 min (DVD1) / 60:00 min (DVD2) 
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 27.04.2018

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