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Moetley Crue The EndWas wild begonnen hat, endete am 31.12.2015 mit einem lauten Knall. MÖTLEY CRÜE spielten ihr letztes Konzert an jenem Ort, wo ihre Karriere einst ihren Anfang nahm, in Los Angeles. Dabei fahren die „Saints Of Los Angeles“ zwar ein großes Effektfeuerwerk auf, aber nicht alles was glänzt ist Gold.

Als ich die Konzertkritik vom diesjährigem Sweden Rock Festival las, konnte ich mir bereits denken, wie der Hase läuft. Mein letztes Konzert von MÖTLEY CRÜE 2009 in Köln liegt nun schon einige Jahre zurück, und damals kam mir Vince Neils Stimme schon nicht ganz so grandios vor. 2015 ist dazu kein Vergleich mehr zu ziehen. Womit wir bereits beim größten Kritikpunkt von „The End“ sind, einem eigentlich legendär wirkenden Mitschnitt, gerade für jemanden, der ein riesiger Mötley-Fan ist. Doch vor gewissen Tatsachen sollte man auch als Fan nicht die Augen verschließen. So fällt es schwer, „The End“ wirklich zu lieben, genauso schwer fällt es aber auch, das Konzert schlecht zu finden. Es ist ein zweischneidiges Schwert, mit dem ich es mir nicht einfach mache.

Das Konzert an sich ist grandios, die Showeinlagen sind unglaublich und übersteigen sogar KISS-Dimensionen. Nikki fährt einen Flammenwerfer am Bass auf, es gibt hydraulische Bühnenelemente, Pyros Maximus und natürlich die Schlagzeug-Achterbahn von Tommy Lee. Bereits beim Opener „Girls, Girls, Girls“ lässt die Band derart viele Pyros fliegen, die manch einer in seinem ganzen Leben nicht zündet. Aber gut, es wurde am Tag des Konzertes ja auch Silvester gefeiert, daher passt das wirklich wie die Faust aufs Auge. Auch fürs Auge gibt es einiges zu sehen, so stehen Vince Neil fast das ganze Konzert über drei knapp bekleidete Sängerinnen zur Seite, die ihn auch gesanglich unterstützen. Und das bringt uns wieder zu dem eher schlechten Teil des Konzertes, denn diese Unterstützung benötigt der Sänger ohne Frage. Es wirkt bei bestimmten Teilen sogar extrem peinlich was er präsentiert. Der Refrain von „Shout At The Devil“ wird derart ins Mikro gekrächzt, das man sich als Fan wünscht, er hätte das Publikum mitsingen lassen. Etwas, das Vince zu weiten Teilen des Konzertes auch immer wieder anwendet. Und ich übertreibe damit keineswegs, man kann von seinem Gesang halten, was man will, der klingt 2016 jedenfalls kein bisschen mehr wie der Vince Neil, den wir alle kennen. Allein aus diesem Grund ist es vermutlich besser, dass die Band nun den Stecker zieht. Das muss selbst ich als großer Fan der Band leider akzeptieren, wobei es mich wundert, dass Vince Neil nächstes Jahr wieder solo unterwegs sein soll.

Das ist im Großen und Ganzen der einzige Kritikpunkt an „The End“. Bild und Ton sind grandios, wobei einige Schnitte etwas zu schnell sind und die Zeitlupenaufnahmen bei Gitarrensolos werden sich mir niemals erschließen. Die Achterbahn von Tommy Lee bleibt an diesem Abend zufälligerweise stecken und Mick Mars spielt stattdessen ein ausladendes Gitarrensolo. Rein zufällig befindet sich über dem Schlagzeug natürlich eine Kamera, und rein zufällig stehen auch schon die Roadies bereit. Welch ein guter Schauspieler Tommy Lee ist, dürfte hingegen nicht Wenigen bekannt sein, da war ja mal was mit einer gewissen Dame von Baywatch. Dennoch, die Showeinlage gelingt, aber eben das ist auch „The End“. Eine Show, durch und durch, was angesichts des Status der Band aber auch nicht verwundert und zu erwarten war. MÖTLEY CRÜE waren schon immer eine Band der Extremen, und mit „The End“ finden Sie ihren extremen Abschluss. Ich habe wirklich selten eine derartige Bühnenshow gesehen, einfach unglaublich.

Zusätzlich zum Konzert gibt es mit Interviews und einigen Einblicken hinter die Kulissen (Nikkis Flammenwerfer, Tommys Schlagzeug-Rig) noch ausreichend Bonusmaterial, das die Veröffentlichung weiter aufwertet. Die Setlist setzt auf alle großen Hits der Band und lässt keinen Fan im Regen stehen, natürlich lässt sich immer darüber streiten, was noch alles rein gehört hätte. Ich für meinen Teil bin zufrieden, auch die Länge des Konzertes ist absolut in Ordnung. Gegen Ende geht es sogar überraschend emotional auf der Bühne zu.

„The End“ ist ein starker Konzertmitschnitt, der lediglich am Gesang von Vince Neil scheitert. Als Die-Hard-Fan wird man an dieser Veröffentlichung unter keinen Umständen vorbei kommen. Als Fan sollte man sich vorher überlegen, ob man Vince so hören möchte, für mich ist es zuweilen wirklich schwierig. Dennoch bekommt „The End“ von mir keine unterirdische Note, denn die Show stimmt, die MÖTLEY CRÜE einen gelungenen Abschluss bereitet. Auch das Bonusmaterial und die Qualität der Aufnahmen sprechen eine Sprache für sich, und wenn Mick Mars im Interview von den wilden „Bite-Times“ mit OZZY OSBOURNE berichtet, ist das für jedermann eine lustige Angelegenheit. „Es dauerte nicht lange, bis meine drei Jungs auch damit anfingen, Leute zu beißen.“. Um es in den Worten von MÖTLEY CRÜE auszudrücken: „Use It Or Lose It“. (Pascal)


Bewertung:

Pascal7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 153:00min
Label: Eagle Vision
Veröffentlichungstermin: 04.11.2016

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