Machine Head Catharsis 200nb mehrfachwertungKaum zu glauben, dass die letzte Platte der Neo-Thrasher MACHINE HEAD "Bloodstone & Diamonds" schon fast vier Jahre zurückliegt. Nun folgt mit "Catharsis" ein etwas unerwartetes Werk, das nicht jedem Fan zusagen wird.

Denn eines sei hinsichtlich "Catharsis" vorweggenommen, der hohe Thrash-Metal-Anteil der Vorgängerwerke ist zurückgegangen. Manch böse Zungen würden gar behaupten, dass dieser nicht mehr vorhanden sei. Doch ganz so simpel ist die Angelegenheit nicht, MACHINE HEAD wurden seit jeher nicht als reine Thrash-Metal-Band gesehen, nicht von den Fans und nicht von der Band selbst. Bereits das Debüt "Burn My Eyes" aus dem Jahre 1994 bot einen Mix aus vielen Stilen, seither hat die Band auf ziemlich jedem Album etwas Anderes gemacht. Bei "The Blackening" waren das besonders ausgereifte Arrangements und bei "Bloodstone & Diamonds" der Orchesteranteil. Doch MACHINE HEAD hatten zur Jahrtausendwende auch eine Art "Nu-Metal"-Phase mit dem immer noch umstrittenen "The Burning Red" und "Supercharger". Dabei haben beide Alben durchaus Höhepunkte zu bieten, "The Blood, The Sweat, The Tears" und "Bulldozer" sind nicht zu verachten und zählen keineswegs zu den einzigen Highlights der Alben. Wobei ich persönlich beide Alben nicht so schlecht finde, wie das offenbar die Allgemeinheit tut. Mit "Catharsis" bewegt sich die Band nun stiltechnisch etwas mehr in ebenjene Richtung. Ob dies nun schlecht oder gut ist, ist zu klären. Eines ist jedoch sicher, die eigenen Erwartungen spielen beim Hören dieser Platte eine ganz gewaltige Rolle.

Der Opener "Volatile" ist eine extrem aggressive Nummer, bereits in der ersten Minute fegt uns ein flottes Riff und ein charmant gebrülltes "Fuck The World" von Frontmann Robb Flynn um die Ohren. Eigentlich der perfekte Song für jeden Montagmorgen. Das anschließende Titelstück erinnert durch die Streicher zuweilen an "Bloodstone & Diamonds" und bietet einen sehr interessanten Groove. Eines der Dinge, die an der eben erwähnten, oft verschmähten Phase der Band extrem gut war - Grooves.

Ein interessanter Song, der viel Abwechslung bietet, dabei wird der Rap-artige Gesang in Mischung mit dem cleanen "Whenever I Fall" nicht jedem zusagen, doch dieser Stil ist keineswegs untypisch für MACHINE HEAD. Es folgt mit "Beyond The Pale" ein vorab veröffentlichtes Stück, das mit jedem Durchgang besser wird, auch hier überzeugt der grandiose Groove. In Verbindung mit den gut gesetzten Pausen, den Melodiepassagen und dem eingängigen Refrain entsteht hier ein Ohrwurm, der nicht zu verachten ist.

"California Bleeding" wirkt auf den ersten Blick recht unspektakulär und bietet primär einen sehr wütenden Robb Flynn, der mit Kalifornien abrechnet. Bis auf den Refrain für mich eigentlich ein gelungener Song, der mir dennoch auch nach mehrmaligem Hören nicht wirklich viel gibt. Das anschließende "Triple Beam" kommt sehr modern daher, und Robb Flynn lässt erneut seiner Vorliebe für Rap freien Lauf. Wieder wartet die Band mit einem wahnsinnigen Groove auf. "Kaleidoscope" schlägt in eine ähnliche Kerbe, wobei der Song bereits zu Beginn deutlich flotter zu Werke geht. Der Refrain bietet die notwendige Abwechslung, eine gelungene Nummer. Mit "Bastards" wird es politisch, der Track wurde einen Tag nach der Wahl von Präsident Trump auf YouTube online gestellt. Eine wirklich ungewöhnliche Nummer, die meiner Meinung nach nicht unbedingt auf das Album gemusst hätte und gerne auf YouTube hätte bleiben können. Da klingt der Anfang von "Hope Begets Hope" wie eine Erlösung und legt anfangs einen schönen Rhythmus vor, der dann von zu vielen ruhigen Passagen stark abgebremst wird. Hier sind zwar die Hooklines gut gesetzt, generell wirkt es aber, als würde Chaos vorherrschen, für mich nicht gerade der beste Song der Platte. Mit "Screaming At The Sun" wird auf sehr moderne Art und Weise weiter gegroovt, dieser Song hätte auch gut auf "Supercharger" stehen können. Song Nummer neun hört auf den Namen "Behind A Mask" und geht als reinrassige Ballade durch, für meinen Geschmack aber keine wirklich gute Ballade.

Damit sind zehn Stücke der Platte durch und es folgen noch fünf weitere. Nichts gegen eine hohe Anzahl an Songs, aber hier liegt eine große Schwachstelle von "Catharsis". Die schiere Menge an Songs lässt einige der fünfzehn Stücke als reine Füller erscheinen und hinten raus kann das Album nicht das Niveau des Auftakts halten. "Heavy Lies The Crown" beginnt sehr leise und baut eine ganz eigene Dynamik auf, wird gegen Ende sogar nochmal richtig flott, und dennoch wirkt das Stück wie das letzte Aufbäumen vor dem Ende. Mit "Psychotic" folgt eine Nummer mit sehr nervigem Refrain, wohingegen "Grind You Down" anfangs an "Through The Ashes Of Empire" erinnert und mir damit wieder gut gefällt. Mit "Razorblade Smile" wird kurz vor Schluss noch ein ziemlicher Gassenhauer abgeschossen, bevor mit "Eulogy" das Album ziemlich belanglos ausklingt.

Mein grundlegendes Problem mit der Platte ist die Anzahl der Songs, die viele der Stücke als Füller erscheinen lässt und das Album in einigen Teilen belanglos macht. Ich habe keineswegs ein Problem mit dem Stil auf "Catharsis", entgegen "Supercharger", "The Burning Red" oder auch "Through The Ashes Of Empire" fehlt aber der richtige Hit. Den hatten die genannten Platten alle. "Imperium" hat mich damals auf die Band aufmerksam gemacht und seither nicht mehr losgelassen. Da helfen der Band auch Querverweise in den Lyrics der neuen Songs auf alte Hits wie "Davidian" vom Erstling nicht viel weiter. Viele werden diese sicherlich nicht einmal bemerken, wobei es sich dabei auch um einen reinen Zufall handeln könnte und keineswegs beabsichtigt sein muss.

"Catharsis" ist bei aller Liebe kein schlechtes Album, aber eben auch kein wirklich gutes. Viele der Songs wirken auch nach mehreren Durchläufen belanglos. Dabei beginnt das Album sehr stark und hat auch zwischendurch seine Momente. Ganz problematisch wird die Platte für Fans, die mit der Fortführung des roten Fadens rechnen, den die Band seit "Through The Ashes Of Empire" spannt. Sicherlich eines der Alben, das 2018 mit am meisten zu Diskussionen führen wird, und dennoch ist es meiner Meinung nach nicht so schlecht wie es zum Zeitpunkt dieser Kritik überall heißt. (Pascal)


Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 74:20 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 26.01.2018

Bewertung:

Pascal7,0 7 / 10


Dennis5,0 5 / 10

Jochen7,0 7 / 10

Klaus7,0 7 / 10

Maik5,0  5 / 10

Matthias6,0 6 / 10

Alex29,0 9 / 10

Sabrina 7,0 7 / 10


Machine Head Catharsis 700

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Maiks Avatar
Maik antwortete auf das Thema: #22437 6 Jahre 1 Monat her
Mutig sein, neue Wege gehen und so weiter ist ja durchaus eine gute Sache und das ist auch der Teil, den ich an diesem Album ok finde. Mutig sein sollte aber nie Selbstzweck sein, sondern entscheidend ist ja immer noch, was am Ende bei raus kommt und da fehlt hier schon ziemlich der verbindende Faden und zu lang ist die Scheibe auch geraten. Diesen progressiven Thrash Metal Ansatz von Unto The Locust und Through The Ashes Of Empires fand ich da deutlich besser...auch Bloodstone & Diamonds war mir vor ein paar Jahren schon wieder unnötig aufgebläht und kompliziert.

Interessant wird zu beobachten sein, ob Robb diesen Weg weiter gehen wird oder ob's beim nächsten Mal dann ein 40 minütiges voll auf die Fresse Album geben wird.
Pfaelzers Avatar
Pfaelzer antwortete auf das Thema: #22435 6 Jahre 1 Monat her
Ich bin ja irgendwie froh um die Kritik an der Band, die stand für mich immer im Schatten von SEPULTURA oder PANTERA, plötzlich galten die ja fast als unfehlbar. Beruhigend, dass Robb Flynn auch nur ein Mensch ist!
Pascals Avatar
Pascal antwortete auf das Thema: #22431 6 Jahre 1 Monat her
Das ist genau das Ding, einen Gefallen hat sich die Band hiermit sicherlich nicht getan.
Jochens Avatar
Jochen antwortete auf das Thema: #22398 6 Jahre 1 Monat her
MACHINE HEAD sind für mich weiterhin eine großartige musikalische Truppe, die sich auch mal trauen darf, vom Tellerrand zu springen. Das Ergebnis auf "Catharsis" mag Geschmackssache sein, das Experiment ist allerdings sehr gewagt. Und Mr. Flynn hat sich damit auch nicht unbedingt einen Gefallen getan, denn so manches klingt da widersprüchlich und seltsam. Dennoch ein objektiv gesehen gutes Album meiner Meinung nach.

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