Black Star Riders - Another State Of Grace

blackstarriders anotherstateofgracenb mehrfachwertungEs war mächtig was los im Lager der THIN LIZZY-Nachfolger in den letzten Jahren. Nach dem vorherigen Longplayer "Heavy Fire" ging Drummer Jimmy DeGrasso von Bord und wurde durch Chad Szeglia ersetzt, der früher bei den namentlich ähnlichen BLACL LABEL SOCIETY war. Einschneidender war allerdings der Ausstieg von Gitarrist Damon Johnson vor den Aufnahmen zum neuen Album, da dieser gemeinsam mit Sänger Ricky Warwick den Großteil der Songs verfasst hat. Er wollte sich aber lieber auf seine Solokarriere konzentrieren und wurde durch Christian Martucci von STONE SOUR ersetzt. Somit sind mit Warwick und Urgestein Scott Gorham nur noch zwei der Gründungsbesetzung übrig, die ihrerseits den überwiegenden Teil des Songwritings stemmen müssen. Daher konnte die Schlagzahl von zwei Jahren nicht ganz gehalten werden, viel wichtiger ist aber die Frage wie sich die Umbesetzungen auf "Another State Of Grace" ausgewirkt haben.

Ein klein wenig löste man sich ja auf dem Vorgänger vom übermächtigen Erbe der "dünnen Lizzy", und legte die Songs etwas moderner an. Nun macht sich der wieder stärkere Input von Gorham bemerkbar, der ewige Geist lässt sich so natürlich weniger vertreiben. Und er ist von Beginn an lebendig, schon das eröffnende "Tonight The Moonlight Let Me Down" erinnert mit lockerem Rockrhythmus und viel Melodiereichtum an eine Komposition der alten Adresse dieses Hauses. Moment, war da nicht schon einmal was mit dem Mondlicht? Richtig, zu Hochzeiten spendierte uns Phil Lynott "Dancing In The Moonlight" mit John Helliwell von SUPERTRAMP am Saxofon. Wer hier das Sax bedient, kann ich aus dem Info-Material nicht heraus lesen, aber es ist wieder zurück.

Auch sonst hat man reichlich Parts am Start, die ihren Einfluss nicht leugnen können. Wer beim schwer rockenden "Standing In The Line Of Fire" nicht sofort an "Emerald" denkt, der hat die letzten vierzig Jahre wohl verschlafen. Klar kommen auch neue Klänge zum Zuge wie die rotzige Bridge und der euphorische Refrain. Den findet man auch im Rausschmeißer "Poisoned Heart", welches fast ein wenig rock´n´rollig daher kommt.
Wer THIN LIZZY denkt, der muss auch Twin Leads sagen, die hört der Fan etwa in "Ain´t The End Of The World", das noch melodischer ausfällt und so auch auf "Black Rose" hätte stehen können. Und am besten kommen die keltischen Motive beim Titelsong zum Tragen, der richtig kraftvoll angeschnaubt kommt. Das Gitarrenspiel lässt fast an "Wild Frontier" von GARY MOORE denken und die "Hey, Hey"-Chöre werden live für Stimmung sorgen.

Natürlich ist nicht alles eine Verbeugung vor der eigenen Vergangenheit, auch wenn die zuletzt eingeschlagene Richtung nicht fortgeführt wird. Auf "Heavy Fire" hatten die BLACK STAR RIDERS auch einen dezenten Blues-Touch, der hier eher durch eine Rückbesinnung auf die Siebziger abgelöst wird. So kommen auch verstärkt Orgel oder E-Piano zum Einsatz und bringen so neue Facetten ein. Interessant wir das beim leicht funkigen "Soldier In The Ghetto", welches einen Hauch von DEEP PURPLE zu Coverdale-Zeiten verweht.
In der folgenden Akustiknummer "Why Do You Love Your Guns" hat das Ganze noch einen etwas psychedelischen Anstrich. Textlich packt hier Ricky Warwick den Gossenpoet wie zu besten THE ALMIGHTY-Zeiten aus, und klagt Waffennarren an. Ähnlich, wenn auch ein bisschen flotter klingt die Americana-Nummer "What Will It Take", bei der die Tasten noch etwas mehr blubbern dürfen. Dazu schaltet sich noch MEAT LOAF-Tochter Pearl Aday mit ein, die schon beim Vorgänger zu hören war.

Doch die Tasten dürfen auch kräftiger gedrückt werden, beim angesprochenen "Poisoned Heart" zum Beispiel oder vor allem in "Underneath The Afterglow". Dazu stampfen und galoppieren die sechs Saiten von Gorham und Martucci wie eine Büffelherde über den Hörer hinweg. Bei solch einer Vorlage ist der Frontmann in seinem Element und lässt die breitbeinige Angriffslust seiner jungen Jahre aufflammen. Songwriterisch hat sich die Truppe entwickelt, bringt ein paar Hits an den Start, doch mir persönlich agiert Chad Szeglia streckenweise zu eindimensional. Dazu kann ich mich auch hier ebenso wenig wie bei URIAH HEEP mit der Produktion von Jay Ruston anfreunden, irgendwie passt er nicht zu klassischem Hard Rock. Damit bleibt die Band weiter unter dem ganz großen Auftritt und bekommt die von mir schon gewohnte Note. (Pfälzer)

 

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 39:10 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 06.09.2017

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Andreas 7,0 7 / 10

Jochen8,0 8 / 10

Maik8,5 8,5 / 10

Pascal8,0 8 / 10

Alex28,5 8,5 / 10

Alex29,0 9 / 10

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Kategorie: Gruppenzwang