udo decadentMehrfach-Wertungder RedaktionDie Dekadenz ist über uns gekommen, das hat der gute Udo Dirkschneider erkannt, weswegen er sich aktuell kritischer äußert, als von ihm gewohnt. Aber er meint nicht die hedonistische Dekadenz, der er in seinen Hochzeiten mit ACCEPT in den Achtzigern auch mal gefrönt haben dürfte. Vielmehr prangert er die herrschende Schicht an, die sich nicht um andere schert, obwohl sie in der Verantwortung ist. Selbstvertrauen genug müsste er aktuell haben, um so ein Thema anzugreifen, mit dem letzten Album "Steelhammer" hat er mit seiner Formation U.D.O. ordentlich verlorenen Boden gut gemacht. Nachdem man mit Machwerken wie "Rev-Raptor" die Karre ziemlich in den Dreck fuhr, wirkten sich die personellen Änderungen positiv aus. Vor allem der Wechsel zu Produzent Mattes nach Wilhelmshaven war überfällig, weswegen er für "Decadent" auch erneut auf ihn vertraut hat.

Der Name ist schon mal Programm: „Mit „Speeder" setzt es direkt zu Beginn einen Up-Tempo-Banger, wie man ihn sowohl von ACCEPT als auch U.D.O. zu Genüge kennt, und mit welcher der Einstieg immer gelingt. So auch hier, den die Nummer macht richtig Spaß, obwohl sich schon die Klangproblematik abzeichnet. Verfügte der Vorgänger noch über den typischen, kantigen Metalsound, so läuft man wieder dezent Gefahr in das geschliffene, matschige Klangbild abzudriften, unter dem schon die letzten Alben unter der Ägide von Stefan Kaufmann litten. Zwar nervt dies nicht so sehr wie bei „Rev-Raptor", doch ärgerlich ist es schon, denn Dirkschneider und der Mattes Pfeiffer, der neue Mann an den Reglern haben zuvor bewiesen, dass sie es besser können.

Dabei unterlassen sie das ein oder andere Experiment, welches sie noch auf „Steelhammer" wagten, und konzentrieren sich bei den Songs auf die Kernkompetenzen. Lediglich ein orchestrales Stück findet sich mit dem Schlusspunkt „Worlds In Flame" auch auf der neuen Langrille wieder. Eine Überraschung wie die reinrassige Pianoballade „Heavy Rain" sucht man allerdings dieses Mal vergeblich. Dafür hätte man lieber auf die RAMMSTEIN-Anbiederungen verzichten sollen, die mir schon seit „The Mastercutor" herzlich wenig gaben, weil es einfach nicht zu dem „German Tank" passt. Schon beim im Anschluss an den Opener folgenden Titeltrack gibt es eine Kostprobe davon.

So richtig Fahrt nimmt „Decadent" erst später auf, wer die gewöhnungsbedürftigen Nummern durch hat, der wird weiter hinten mit einem Sack guter Metalsongs entlohnt. Dabei fällt auf, dass die Truppe vor allem dann zu glänzen weiß, wenn sie nicht mit letztem Willen auf das Tempo drückt. Die rockigen Stücke wie „Pain" und das flotte „Of Life" stehen in der Tradition von „Livin´For Tonite", auf dem letzten Werk wusste schon „Never Cross My Way" in der Machart zu gefallen.
Die Leadfills beim zweiten genannten Song zeigen, dass Dirkschneider gut daran tut, seinen beiden jungen Gitarristen solistischen Auslauf zu gewähren. Davon profitiert auch das pumpende „Untouchable", welches neben „Breatheless" mit der stärksten ACCEPT-Schlagseite daher kommt. Die vielen eingebauten Licks geben den Stücken die nötige Würze, wenn der Rhythmus zu stoisch durchgezogen wird, kommt eher Langeweile auf. Überzeugen können Heikkinen und Smirnov auch mit sehr schönen Soli in der Ballade „Secrets In Paradise".

Zwar ist am Ende alles gut und die angesprochenen Tracks bringen die Scheibe in solide Regionen, doch ganz halten können die Fünf das Niveau von „Steelhammer" nicht. Dennoch scheint der „German Tank" auf dem richtigen Kurs, weswegen sich die Anhänger schon auf die Konzerte im März freuen dürfen. Aber seine alten Kollegen, die in „Under Your Skin" ihr Fett weg bekommen sind dennoch mindestens ein ganze Klasse besser. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 59:51 min
Label: AFM Music
Veröffentlichungstermin: 23.01.2015

Wertung der Redaktion
David Dirk Klaus Maik Matthias Ralf Pascal
6,5 6,5 7,5 6,5 6,5 7 7
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