Blind Guardian - Beyond The Red Mirror

Blind Guardian-Beyond The Red Mirror 160x160mehrfach-soloGute viereinhalb Jahre ist es jetzt her, dass BLIND GUARDIAN uns mit ihrem letzten regulären Studio-Album "At The Edge Of Time" beglückten und damit einen weiteren Höhepunkt zu ihrer Diskographie hinzufügten. Gut Ding will ja bekanntlich Weile haben, von daher stehen die Zeichen für das zehnte Album "Beyond The Red Mirror" schon mal gut. Betrachtet man jetzt noch die Tatsache, dass die neue Langrille inhaltlich und konzeptionell an das absolut grandiose Meisterwerk "Imaginations From The Other Side" anknüpft, das für mich noch heute DAS Album der Jungs aus Krefeld und eines der besten Power Metal-Alben überhaupt ist, stehen die Zeichen gleich noch ein gutes Stück besser. Also schauen wir mal, was die Herren Kürsch, Olbrich, Siepen und Ehmke dieses Mal aus dem Hut gezaubert haben.

Blickt man nur mal kurz auf die Spielzeit des Openers "The Ninth Wave" wird einem schnell klar, dass die Meister des Bombast auch dieses Mal keine halben Sachen machen - der Brocken schlägt mit 9:30 min. ein! Doch wo alleine schon die Spielzeit bei mir sehnsüchtige Erinnerungen an das Wahnsinnsstück "Wheel Of Time" vom letzten Album weckt, enttäuscht mich diese Nummer etwas - klar sind epische Chöre und ein Bombastorchester am Start, aber von der Songstruktur haben die Jungs echt schon besseres geliefert - der Song gibt sich einfach etwas sehr sperrig und auch nicht sehr originell. Die Länge ist eben nicht immer alles. Der zweite Track "Twilight Of The Gods", zu dem ich bereits in meinem Review zur gleichnamigen EP meine Meinung abgegeben habe, ist für meinen Geschmack ebenfalls ein Stück zu belanglos geraten, um mich zu begeistern.

Zum Glück schlägt jedoch das folgende "Prophecies" eine ganz andere Marschrichtung ein: hier fühle ich mich mit dem unfassbar eingängigen Lead-Riff und dem absolut typischen BLIND GUARDIAN-Chorus, den sich die Band eigentlich patentieren lassen sollte, absolut an "Imaginations" erinnert - das Orchester etwas zurück genommen, die Chöre hochgefahren und das Songwriting aus den Neunzigern ausgepackt. Das alles ergibt diese faszinierende Mischung, die einen typischen Song der Krefelder ausmacht und diesen Song jetzt schon zu einem Klassiker werden lässt. Song Nummer Vier verwirrt mich etwas, denn hätte "At The Edge Of Time" nicht eigentlich auf die letzte Platte gehört? Das Stück entpuppt sich als düstere, orchestrale Stampfnummer, die mit einem gänsehautverdächtigen Chorus auftrumpft - noch so ein Hammer! Danach wird bei "Ashes Of Eternity" den Anfängen gehuldigt und ordentlich auf's Gas getreten. Wenig Schnörkelei, keine Bombastorgie, guter altmodischer BLIND GUARDIAN-Stoff! Kein Meilenstein, aber ein echtes Geschenk für die Nostalgiker.

Einen ähnlichen Kurs behält man auch bei "The Holy Grail" mit seinem schnellen Galopprhythmus bei, in dessen Mittelteil ein pfeilschnelles Solo zu hören ist. "The Throne" beginnt mit einem dramatischen Streicherteil und ist eine dieser überbordenden Orchesternummern, die einem wieder Gänsehaut verursacht. Hansi demonstriert gerade bei diesem Song wieder einmal, was er doch für ein wirklich hervorragender Sänger ist. Klasse! "Sacred Mind" gibt sich zuerst zurückhaltend, geheimnisvoll und ruhig, nur um dann mit einem Affenzahn und einem abermals fantastischen Chor los zu brettern. "Miracle Machine" ist das vorletzte Stück und die einzige echte Ballade auf dem Album. Mit der sehr minimalistischen Instrumentierung wird der Song fast nur von Hansi's Stimme und den Backgroundmusikern getragen. Es ist ein echter Jammer, dass diese Nummer nur knapp über drei Minuten lang ist, denn diese kleine Perle gehört definitiv auch zu den Highlights auf der Platte. Zum Abschluss des Werkes servieren uns die Krefelder noch eine überlange Bombast-Nummer in Form von "Grand Parade". Im Gegensatz zum Opener jedoch hat man hier absolut alles richtig gemacht. Dieses Wahnsinnsding mit seiner üppigen Orchestrierung, seinen deutlich hörbaren Anleihen bei QUEEN und den übersprudelnden Chören ist ein echtes Juwel und bringt "Beyond The Red Mirror" zu einem mehr als würdigen Abschluss.

Lediglich einen kleinen Wermutstropfen gibt es: den Sound. Der ist zwar beileibe nicht schlecht, jedoch an einigen Stellen etwas zu dünn geraten für meinen Geschmack. Hierzu sei jedoch angemerkt, dass mir das Album lediglich in MP3-Form zur Rezension vorlag, weswegen das durchaus mit der Kompression zu tun haben kann. Da ich aber nur bewerten kann, was mir vorliegt, wollte ich diese Anmerkung nicht unter den Tisch fallen lassen. Ich würde jedoch darauf wetten, dass der Sound von CD und erst recht von Vinyl ein gutes Stück besser klingt.

Nachdem ich mir das neue Album gute zehn Mal durch den Gehörgang geblasen habe, lässt sich definitiv sagen: hier haben BLIND GUARDIAN einen würdigen Nachfolger zu "At The Edge Of Time" geschaffen und die geistige Verwandtschaft zum Meisterwerk "Imaginations From The Other Side" ist überdeutlich an allen Ecken und Enden zu hören. Hier haben meine Lieblings-Krefelder ein sperriges, komplexes, aber eben auch fantastisches Stück Musik erschaffen, von dem ich im Review zum nächsten Album ebenso als Meisterwerk sprechen werde wie hier von "At The Edge Of Time". Marschiert zum Händler Eures Vertrauens und kauft Euch das Teil, es gehört nicht nur in die Sammlung von BLIND GUARDIAN-Fans, sondern auch in die eines jeden Power Metal-Fans. (Dennis)

Bewertung: 9 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 65:21 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 30.01.2015

Wertung der Redaktion
Maik Rainer Klaus Matthias Anne Katharina Pascal
9 7 8 9 8 8 8,5
Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden