FINAL CRY haben vor Kurzem ihr vorletztes Album „Zombique“ aus dem Jahr 2018 wiederveröffentlicht. Aus diesem Grund habe ich mit Kai, Burghardt und Eiko ein Interview, bei denen es unter anderem über die Hintergründe des Voodoo-Kultes, den Ursprung der Zombiegeschichten und die haitianische Revolution geht, geführt.
Matthias: Moin, wie geht es euch?
Kai: Hallo Matthias, ich glaube wir können derzeit nicht klagen. Wir haben gerade unsere Festivalsaison hinter uns, da war die Auftakt Show beim Metal Frenzy Open Air und Mitte Juli gabs im Rahmen unseres 35jährigen Jubiläums noch zwei weitere Open Airs als Co/Headliner auf dem MUR und dem Wipfelbeben. Jetzt lassen wir uns etwas die Sonne auf den Bauch scheinen.
Burghardt: Alles top soweit.
Matthias: Ihr habt vor kurzem mit „Zombique“ euer vorletztes Album wiederveröffentlicht. Könnt ihr mir sagen was der Grund dafür war?
Kai: Der ursprüngliche Grund ist recht profan, wir haben um den Jahreswechsel eine kleine Inventur unserer Bestände gemacht und dabei festgestellt, dass wir nur noch 3 Exemplare von „Zombique“ haben. Da das Album ja keineswegs „alt“ ist, uns nach wie vor musikalisch gut repräsentiert und auch unser Live-Set zu gut 40% aus Songs davon besteht, gibts gerade auf Shows eine rege Nachfrage. Es war also keine Frage, dass wir auf jeden Fall nochmal nachpressen werden. Da das Album zudem ursprünglich nur als Eigenproduktion erschien haben wir einfach die Möglichkeit genutzt mit dem weitreichenden Vertriebsnetz von MDD die Platte in den Handel zu stellen und dort nochmal einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nur für unseren Bedarf auf Konzerten wäre eine gesamte Auflage vielleicht auch etwas viel gewesen.
Matthias: Zwischen „Neptune’s Relief“ (2006) und „Zombique“ (2018) liegen ganze 12 Jahre. Habt ihr in all der Zeit mal daran gedacht FINAL CRY an den Nagel zu hängen und warum hat es so lange gedauert?
Burghardt: Also uns kam der Zeitraum tatsächlich nicht so lange vor. Aber es gab so um 2010 rum einen Punkt, an dem die Sache auf der Kippe stand - und das hatte damit zu tun, dass wir damals einfach keine adäquaten Nachfolger:innen an den Drums und am Gesang gefunden haben. Daher rührte dann ja auch schließlich die Entscheidung, die Platte mit Eiko an den Vocals aufzunehmen. Die Songs für "Zombique" entstanden im Zeitraum zwischen 2012 und 2015, was für einen Kompositionsprozess für unsere Verhältnisse normal ist - nur lagen davor ganze vier Jahre Dornröschenschlaf und dann zogen sich die Aufnahmen, die ja auch schon 2016 mit der Vorproduktion begannen, etwas hin, so dass wir erst 2018 releasen konnten. Hatte alles Gründe - hat uns dann aber selbst überrascht, dass am Ende 12 Jahre zwischen "Neptune's Relief" und "Zombique" lagen. Umso cooler, dass man uns in der Zeit nicht vergessen hat und wir dann nochmal durchstarten konnten.
Matthias: „Zombique“ ist das einzige Album auf dem Eiko singt. Eiko, hattest du danach keine Lust mehr oder warum hast du den Posten nicht dauerhaft übernommen?
Burghardt: Es gab tatsächlich den Gedanken, dass Eiko an das Mikrofon wechselt und wir ggf. für die Live-Situationen nen Gitarristen dazu holen. Das zerschlug sich aber dann recht schnell, weil Eiko denn doch zu sehr an seiner Gitarre hängt (und sie an ihm). Die Backing-Vocals macht er ja aber noch, insofern singt er ja doch noch immer ein bisschen bei uns.
Eiko: Wie Burghardt schon sagte, es war auch nie geplant, dass ich dauerhaft singe. Schon gar nicht live, da gehen für mich Mainvocals und Gitarre einfach nicht zusammen. Aber es gab halt irgendwann den Punkt, da musste die Platte auch mal raus, sie lag fertig komponiert immerhin schon 2-3 Jahre in der Schublade. Hätten wir nochmal 1-2 Jahre mit dem Release gewartet, hätten wir uns das Album auch komplett klemmen können, dann wäre es das wohl gewesen mit der musikalischen Karriere, also habe ich es kurzerhand einfach gemacht.
Matthias: Burghardt, die Texte des Albums handeln von der haitianischen Revolution und den dortigen Zombie- und Voodoo-Kulten. Wie kamst du auf die Idee darüber zu schreiben und musstest du viel recherchieren?
Burghardt: Ja, "Zombique" behandelt die Geschichte Haitis, die zumindest seit der "Einführung" schwarzer Sklaven im 16./17. Jahrhundert auch eine Geschichte des karibischen Voodoo-Kults ist. Die Erzählung folgt zwei Strängen - einmal der Kolonialgeschichte, die sich vor allem auf die Kolonialmacht Frankreich bezieht (unter französischer Herrschaft wurde aus der spanischen Insel Hispaniola die französische Kolonie Saint Domingue, die es dank einer rücksichtslos und ausbeuterisch betriebenen Plantagenwirtschaft, für die damals Jahr für Jahr fast 50.000 westafrikanische Sklaven aus ihrer Heimat nach dort verschleppt wurden, zu enormem Reichtum brachte) und die Umstände der haitianischen Revolution und ihrer "Helden", die zur Unabhängigkeit 1804 führten (Haiti war nach den USA der zweite und der erste "schwarze" Staat, der sich von seinem europäischen Mutterland befreite) und einmal dem aus Westafrika importierten Voodoo-Kult, der für die Sklaven nicht nur Trost- und Kampfreligion war, sondern auch das Band zur verlorenen afrikanischen Heimat knüpfte. Bis heute ist die haitianische Gesellschaft und insbesondere die Politik (auch) vom Voodoo inspiriert. In Bezug auf den Anführer des Sklavenaufstands von 1791, den Voodoo-Priester Dutty Boukman - der Aufstand begann mit einer entsprechenden Zeremonie - hat sich auch der Diktator François Duvalier (1907-1971) später mit Voodoo-Attributen geschmückt und gab sich zuweilen als Totenherrscher Baron Samedi aus. In seinem Gemisch aus afrikanischen, französisch-katholischen und schließlich auch Elementen aus der Plantagenwirtschaft und dem revolutionären Militärwesen spiegeln die Voodoo-Riten im Grunde auch die - bittere - Geschichte und das Schicksal der Karibikinsel. Die dunkle Seite des Kults - die Welt der Petro-Loa - kennt auch den bösen Priester (Bocor), der die Macht hat, durch Beschwörungen Tote wieder zu einem (allerdings dumpfen) Leben zu erwecken. Solche "Zombie Cadavres" waren ursprünglich folgsame Diener der Bocor und wurden als Arbeitssklaven eingesetzt - in dieser Rollenumkehr spiegelt sich die von den Afrikanern selbst erfahrene Versklavung. Der Ethnologe und Okkultist W. B. Seabrook hat 1929 mit seinem Buch "The Magic Island" die Figur des Zombies dann wohl als erster in den USA und Europa "populär" gemacht und auch gleich reißerisch die entsprechenden Horrorattribute mitgeliefert. Es folgten rasch belletristische und schließlich die ersten filmischen Verarbeitungen. Soweit ich weiß, begann die Tradition des Zombiefilms mit der 1932er US-Produktion "White Zombie" und damit bzw. noch mehr mit dem Jacques Tourneur-Klassiker "I Walked With A Zombie" von 1943 nahm dann die popkulturelle Karriere der Untoten ihren Lauf - auf die wir auf "Zombique" dann auch wieder Bezug genommen haben; denn es ist interessant, wie diese Voodoo-Tradition dann, weitestgehend ihrer Ursprünge beraubt, fester Teil der "westlichen" (Pop)Kultur werden konnte und uns bis heute ja fasziniert.
Matthias: Ist es eigentlich schwieriger ein Konzeptalbum zu schreiben und wie genau geht ihr dabei vor?
Burghardt: Unsere "Wavecrest"-Trilogie ("Stormclouds" - "Wavecrest" - "Spellcast") drehte sich um eine schwarzromantische Liebesgeschichte und "Wolves Among Sheep" war unsere Auseinandersetzung mit der christlichen Tradition und der Bibel. Nur "Neptune's Relief", "Zombique" und "The Ever-Rest" sind aber "echte" Konzeptalben. Es geht dabei weniger um das Erzählen einer stringenten Geschichte, sondern die Songs und die Texte sind um einen Themenkomplex herum gruppiert und komponiert, wobei es darum geht, das Thema erschöpfend, aus mehreren Perspektiven zu behandeln, mit historischem und kulturgeschichtlichem Fundament zu versehen, und so auch zum Kern des jeweiligen Mythos vorzustoßen. Im Grunde macht hier die Historizität den hauptsächlichen Reiz aus. Insofern erfordert es dann schon einiges an Literatur- und Quellenstudium, um das jeweilige Thema fassen zu können. Lektüre und Beschäftigung mit der Überlieferung stehen dann auch am Beginn eines jeden Konzeptalbums. Daraus entstehen dann die Texte und darauf aufbauend dann die Musik.
Matthias: Kai, du bist nicht nur der Sänger, sondern ja auch bei MDD Records an Bord. Siehst du das was die Band betrifft als Vorteil oder hat es auch Nachteile?
Kai: Man muss an dieser Stelle zuerst mal sagen, dass der Deal mit MDD seinerzeit angeboten und abgeschlossen wurde, bevor ich als Sänger dazu kam. Es ging eigentlich nur noch um Details zwischen Label und Band, als relativ unverhofft die Sänger Position vakant wurde, was ja auch hinsichtlich der Release Planung einige Fragezeichen aufgeworfen hat. Da das Material der Band im Grunde „genau meins“ war und auch meine letzten beiden Bands stilistisch eine große Schnittmenge mit Final Cry teilten, habe ich im Zuge der Gespräche eher „nebenbei“ in den Raum geworfen, dass ich mich ja glatt als Sänger bewerben würde. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste war, dass die Band tatsächlich ihren Stammsitz und Proberaum keine 30km von meinem aktuellen Wohnort hat. Also haben wir uns nach Abschluss des Labeldeals auf 1-2 Bier getroffen und es hat im Grunde von der ersten Minute nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich gepasst wie die berühmte Faust aufs Auge. Einen Nachteil sehe ich in der Konstellation eigentlich nicht. Auch ein Interessenskonflikt hat sich nie offenbart, was zu Beginn vielleicht eine kleine Sorge für alle Beteiligten war. In dem Moment wo wir zusammensitzen, proben, Bier trinken und Konzerte spielen, bin ich zu 200% der „Kai von Final Cry“ und nie der „Kai von MDD“. Einen spürbaren Vorteil hatte die Konstellation hingegen vor allem während der Promophase zum aktuellen Album, da hier einfach die Kommunikationswege kürzer waren als sonst vielleicht üblich. Die unterschiedlichen Promoaktionen zwischen Label und Band konnten in dem Fall nahtloser und damit auch zielgerichteter koordiniert werden, da ja quasi eine „Zwischeninstanz“ weggefallen ist. Das,- und natürlich auch der Einblick in das „Business“ hinter dem Ganzen, den man ja als Band nicht immer hat, haben im Folgenden dann sicher einige Dinge vereinfacht.
Matthias: Würdet ihr euch eher als Death oder eher als Thrash Metal Band bezeichnen?
Burghardt: Wir sind alle vom 1980er Jahre Thrash Metal geprägt und inspiriert, das ist unsere Wiege. Merkwürdigerweise haben wir aber nie versucht das zu reproduzieren oder nachzuspielen. Es war anfangs eine etwas verschrobene Mischung, die wir um 1993/94 ganz mutig noch als "Power Metal" bezeichnet haben. Es wurde dann eine Art Markenzeichen von uns, dass wir sowohl reine Thrash Metal-Nummern als auch hymnischen Pure Metal-Stuff auf unseren Alben hatten. Durch unseren damaligen Sänger Mario blieb das alles im gesteckten Rahmen, der mit Melodic Thrash Metal ganz gut umschrieben ist. Erst mit "Zombique" kam eine Death Metal-Schlagseite dazu, die aber eindeutig mit dem Wechsel am Gesang zu tun hatte. Sowohl Eiko als auch Kai sind Death Metal-Shouter und deshalb ist diese Bezeichnung dann auch angebracht.
Kai: Ich finde ja das, rein instrumental gesehen, bereits Neptune’s Relief (2007) eine starke (Melodic-)Death Schlagseite hat. Am Ende sind es dann schon die Vocals, die dem Ganzen den entscheidenden Touch geben. Ich meine hör dir nur Mithotyn und Falconer an. Bevor da die Vocals einsetzen, könnten die Songs alle auf der gleichen Platte sein. So ähnlich ist es auch bei uns. Selbst auf „The Ever-Rest“ sind die Arrangements zum Teil sehr thrashig inspiriert, aber mein eher melodicdeath lastiges Gekeife machts am Ende wohl eher zu „Death Metal“. Wir sind sicher keine reine Thrash Metal Kapelle, wenn man sich so bezeichnet schürt das wohl eher falsche Erwartungen, aber ich habe überhaupt kein Problem damit uns als Melodic Thrash/Death oder Melodic Death/Thrash zu bezeichnen.
Matthias: Burghardt, du schreibst ja alle Texte, wo findest du deine Inspiration und bringen die anderen auch Ideen ein?
Burghardt: Das hat sich so ergeben - und da mir das Freude macht und sich bezogen auf die genannten Themen und Konzepte auch mit meinen Interessen deckt, passt das ganz gut. Vor paar Jahren hätte ich gesagt, dass mich Bücher und insbesondere Literatur und Kultur des 19. Jahrhunderts inspirieren - das ist wohl auch so - aber es können auch Zufälle sein. Das Walfänger-Thema flog mir z. B. auf dem Seefahrerfriedhof während eines Föhr-Urlaubs zu; auf Haiti kam ich, meine ich, durch die Berichterstattung über das verheerende Erdbeben 2010. Grundsätzlich würde ich aber schon sagen, dass es einen poetischen Zugang zu den Texten gibt und diese auch als Lyrik gemeint sind, also nicht nur notwendiges Beiwerk der Musik sind.
Matthias: Kai, wie kamst du zum Singen?
Kai: Wahrscheinlich ganz klassisch wie viele andere auch. Ich hab mit 15,16 meine erste E-Gitarre besessen und mich mit einem Kumpel zusammengetan der verschiedene Schlagzeugteile besaß. Gemeinsam haben wir dann in einem alten, abrissreifen Jugendclub herum gelärmt. Da wir nur zu zweit waren, hab ich praktischerweise das Singen gleich mit übernommen. Das zog sich dann so auch durch zwei Folgebands, die schon etwas ernsthafteren Charakter hatten und bei denen ich auch den Großteil der Songs geschrieben habe. Ich war also irgendwie die ersten 10 Jahre meiner musikalischen Laufbahn immer Sänger und Gitarrist. Irgendwann um die Jahrtausendwende suchte eine Band im Bekanntenkreis dann einen Sänger, und da sie keinen Bedarf an der Gitarre hatten, war ich von da an eben nur noch Vokalist. Also im Grunde hab ich damit angefangen weil halt niemand anderes da war.
Matthias: Meine Favoriten auf dem Album sind „The Serpent God“ und „Walk With The Dead” was könnt ihr mir dazu erzählen?
Burghardt: "The Serpent God" ist schon mal eine gute Wahl. Textlich geht es um den Schlangen-Loa Damballah, in dem die verschleppten Sklaven ihre Heimat und Identität, schließlich auch den Geist der Revolte verehren. Der Song erzählt also vom Anfang, der Versklavung und "Einschiffung" in Westafrika, vom leidvollen Weg über den Atlantik und von der Ankunft in der Fremde. Musikalisch halte ich das Stück für das vielseitigste und groovigste - Schade eigentlich, dass wir das Ding nicht mehr live spielen. "Walk With The Dead" hat sich hingegen - ungeplant - zu einer Art Bandhymne entwickelt, die vom Publikum immer gerne mitgegröhlt wird und in keiner Setlist fehlen darf. Der Songtitel bezieht sich übrigens auf den Romero-Reißer "Day Of The Dead" und nicht auf die bekannte Serie.
Matthias: Habt ihr einen Lieblingszombiefilm?
Burghardt: Ich muss drei nennen: "I Walked With A Zombie" von Jacques Tourneur (1943) - hier sind die Bezüge der Zombie-Thematik zum karibischen Voodoo-Kult noch vorhanden, zudem schwingt in diesem Film auch noch deutlich kolonialer Dünkel mit, was ihn zu einem spannenden Zeitdokument macht. Mit "Night Of The Living Dead" hat G. A. Romero 1968 den "modernen" Zombie geschaffen, der in der westlichen Zivilisation verankert ist - ein Meisterwerk in schwarz-weiß, das nichts von seiner Wucht eingebüßt hat. Mit "Dawn Of The Dead" hat Romero dann aber knapp 10 Jahre später den größten und wirkmächtigsten, auch kompromisslosesten und symbolkräftigsten Zombiefilm aller Zeiten geschaffen; das wäre auch der eine, wenn Du mir nicht drei zu nennen erlauben würdest.
Kai: Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich mit Zombie Filmen eigentlich gar nicht viel anfangen kann. Als Jugendlicher gabs da natürlich diese klassischen Zombie Splatterfilme wie „Ein Zombie hing am Glockenseil“ oder „Zombies unter Kannibalen“ die man hoch und runter geguckt hat, weil es so schön gore war. Aber da war ich 16. Als ernsthafte Kunstform ist mir das Thema erst wieder untergekommen, als ich mich im Zuge meines Final Cry Engagements mit dem „Zombique“-Album beschäftigt habe.
Matthias: Wo seht ihr eure Haupteinflüsse?
Burghardt: Lyrisch wie oben beschrieben gerne die große Literatur und Lyrik des 19. Jahrhunderts, aber hinsichtlich der Themen- und Konzeptalben natürlich auch die entsprechenden Sach- und Fachbücher. Musikalisch sind wir eigentlich recht offen. Da finden sich immer noch Spuren der großen Speed- und Thrash Metal-Heroen der 1980er Jahre, auch classic Stuff wie Priest und Maiden; aus den 1990ern haben wir insbesondere den schwedischen Death Metal, wie ihn Dissection, Naglfar, Necrophobic oder Gates Of Ishtar spielen bzw. gespielt haben, mitgenommen. Hinsichtlich der Death Metal-Einflüsse sind wir eindeutig mehr Richtung Skandinavien als Richtung USA orientiert. Schlussendlich kann man bei uns aber auch Deutsches raushören: ältere Accept genauso wie Running Wild, die schon in den 1980ern prägend für uns waren.
Kai: Wir hatten ja auch irgendwie das Glück die Blütezeit unserer Jugend zwischen den 80ern und 90ern zu erleben, die auch eine Blütezeit des Metals waren. Allein in den 10 Jahren zwischen 85 und 95 hat sich der Metal so rasant entwickelt, verzweigt und quasi im Jahrestakt neue Subgenres hervorgebracht - wenn man da mittendrin gewesen ist hat man das irgendwie alles aufgesaugt wie ein Schwamm. Ich glaube diese Vielschichtigkeit hat uns alle, nicht nur in Hinsicht auf unser musikalisches Schaffen, sondern auch dem was wir privat hören und mit „Metal“ verbinden geprägt.
Matthias: Wie kamt ihr zur Musik?
Kai: Auch wenn es sehr klischeehaft klingt, aber Musik war quasi von der ersten Klasse an mein täglicher Begleiter. Ich habe in der Schule zuerst Blockflöten-Unterricht gehabt und später dann Tenorhorn im örtlichen Blasorchester gespielt … bis es als Jugendlicher irgendwie cooler war in der Clique die Mädels mit dem herumschrammeln auf ner Akustik-Gitarre zu beeindrucken. Der Rest ist Geschichte.
Burghardt: Das war Eikos Idee, insofern war und ist er auch der eigentliche Bandgründer. Ich habe nur gemacht, was er gesagt hat.
Eiko: Nun, wir stammen ja aus Eschershausen - und Eschershausen so Mitte der 80er war für Jugendliche wohl der langweiligste Ort den man sich vorstellen kann. Wir hatten da quasi nichts außer unsere Musik die wir gehört haben. Ich hatte zu der Zeit auch schon mal etwas Gitarre gezupft, ich hatte wohl auch etwas Unterricht als ich 10 oder 11 war - und irgendwann hat uns das mit dem „nur Musik hören“ einfach nicht mehr gereicht. Als dann die deutsche Thrash Metal Welle losbrach gab es zudem zum ersten Mal auch Typen, die in unseren Augen nicht viel anders waren als wir. Nicht so ungreifbare Megastars wie Judas Priest und Maiden, sondern kleine pickelige Rotzlöffel wie Mille und Co, die ja auch nicht viel älter waren als wir und die da plötzlich Musik gemacht haben. Also haben wir uns gesagt „das können wir auch“. Wir konnten es natürlich nicht, aber wir dachten wir können das. Also haben wir uns die ersten Gitarren gekauft und gesagt „Wir sind jetzt eine Band“. Etwas später haben wir festgestellt, dass es eventuell auch hilfreich wäre, wenn man auf den Instrumenten auch spielen und nicht nur Lärm produzieren kann. Da wir nun aber schonmal etwas Equipment hatten, haben wir da auch etwas Ehrgeiz reingesteckt und der Rest hat sich dann entsprechend entwickelt und ist mittlerweile Geschichte.
Matthias: Gibt es etwas das ihr den Fans noch mitteilen wollt?
Kai: Zuerst mal Danke an alle, die unseren Weg all die Jahre begleitet haben, auf unsere Konzerte kommen und unsere Alben kaufen! An alle anderen: Geht auf kleine Konzerte, besucht Clubs und kleine Festivals und vor allem kauft CDs von den Bands die ihr dort cool findet. Es ist toll auf Streaming Plattformen neue Bands zu entdecken und es ist auch okay sie dort zu hören. Aber der Support auf Konzerten und durch CD oder Vinylkäufe ist das Salz in der Suppe. Das ist es was bei den Bands ankommt und die tägliche Motivation speist sich für euch ins Zeug zu legen. Support the Underground!
Burghardt: Vielen Dank für eure Riesen-Unterstützung und dass ihr uns über die Jahre die Treue gehalten habt. Ihr seid die Besten!
Matthias: Danke für eure Zeit.
Kai: Danke dir für das coole Interview!
Burghardt: Danke!