Interview mit Volguus (Lord Vigo)

Dieser Tage erschien auch ein neues Album von den Landstuhlern LORD VIGO. Dieses nennt sich “Walk The Shadows” und ist ein ganz spezielles Album, welches sich stilistisch etwas vom Metal der vorherigen Alben entfernt hat. Gitarrist Volguus aka Christian Palm bringt Licht ins Dunkel.

Ralf: Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album, ein mutiges Album!

Volguus: Vielen Dank. Ja, das hören wir öfter die Tage, haha.

Ralf: Wie kommt, es dass ihr den Metalanteil gehörig zurückgeschraubt habt?

Volguus: Das war nicht direkt geplant. Wir hatten auf „Danse de Noir“ und „We Shall Overcome“ ja bereits Einflüsse aus dem New Wave/Gothic Bereich. Die ursprünglichen Versionen der neuen Songs hatten mit Heavy Metal überhaupt nichts zu tun, von daher haben wir sie etwas kompatibler für unsere Hörerschaft umgestaltet, aber Heavy Metal im eigentlichen Sinne ist das natürlich nicht, da hast du recht. Wichtig war uns, dass es jederzeit als LORD VIGO erkennbar ist. Ich denke das ist uns gelungen.

Ralf: Musstet ihr denn lange überlegen, in welche Richtung die neuen Lieder gehen sollten?

Volguus: Eigentlich überlegen wir uns im Vorfeld nie wie ein Album klingen soll, sondern lassen uns oft selbst überraschen. Im Falle von „Walk The Shadows“ lagen sowieso besondere Umstände vor und die Richtung war mehr oder weniger bereits vorgegeben. Auch für das nächste Album, was definitiv der 3. Teil der Danse de Noir Trilogie sein wird, geben wir keine Richtung vor. Grundsätzlich ist alles erlaubt, es muss nur innerhalb des LORD VIGO-Kosmos funktionieren.

Ralf: Stimmt es, dass die Songs von Eurem Sideprojekt THE BEAUTIFUL DEAD stammen?

Volguus: Ja, das stimmt. Lediglich „We Shall Not“ ist ein komplett neuer Song. Allerdings waren „The Beautiful Dead“ kein Sideprojekt, sondern die Vorgänger Band von Lord Vigo, bei der bereits das gleiche Songwriter Team wie beim Lord aktiv war + dem damaligen Sänger Axel Westrich. Die ursprünglichen Versionen waren für das nie veröffentlichte 3. Album von „The Beautiful Dead“ gedacht, klingen allerdings doch völlig anders. Wir haben das natürlich an den Lord angepasst und Vinz hat auch neue Texte geschrieben. „The Beautiful Dead“ gibt es übrigens auch wieder aber das ist eine andere Geschichte.

Ralf: Es sind ja eindeutig Wave/Gothic-Einflüsse zu hören. Wart ihr schon immer Fans dieser Sparte?

Volguus: Ja, definitiv. Als ganz junger Bursche hab ich viel über das Radio mitbekommen, was bei uns zu Hause eigentlich immer lief. Bis ich 1987 komplett dem Heavy Metal verfallen bin und ab 1990 die New Wave und Gothic Szene entdeckt habe.
Bands wie NEW MODEL ARMY, THE MISSION und FIELDS OF THE NEPHILIM habe ich schon immer verehrt. Mittlerweile ist da noch eine ganze Menge dazu gekommen und so wird es auch bei den anderen sein. Ich betone aber, dass die Einflüsse aus den 80ern kommen und nicht dieses klebrige Zeug aus den 90ern. Da kann man mich mit jagen, haha. Only the real stuff :D.

Ralf: Habt ihr wieder in Eurem Homestudio aufgenommen und wie war es dieses Mal?

Volguus: Ja, "Walk The Shadows" wurde komplett im eigenen Sudio aufgenommen, was allerdings kein Homestudio mehr ist. Wir haben ein komplett mikrofoniertes Schlagzeug in einem eigenen Raum und überhaupt ist da ordentlich aufgestockt worden. Vinz hat gut aufgerüstet für die Produktion vom neuen Album. Wir wollten diesen bombastischen 80er Jahre Sound, der ja etwas aus der Mode gekommen ist. Das ist allerdings genau der Sound, den solche Songs brauchen, um ihre volle Atmosphäre zu entfalten. Der Aufnahmeprozess selbst war wie immer. Wir haben das komplette Album zu dritt aufgenommen. Vinz, Tony und ich, also alles wie gehabt eigentlich.

Ralf: Es gab ja Gerüchte, dass ihr Euch auflösen wolltet und High Roller Records aber noch auf ein Album bestehen würden? Ausgerechnet das trueste aller Label...

Volguus: Echt?? Das stimmt in jederlei Hinsicht nicht. Die Wahrheit ist, dass wir nicht sicher waren ob wir das Album überhaupt offiziell veröffentlichen sollen, da es stilistisch ja schon recht gewagt ist. Da dachten wir drüber nach es einfach so zu Verfügung zu stellen. Über mysteriöse Wege fand das Album zu unserem Label High Roller Records, haha. Wir dachten vermutlich die fragen ob wir noch alle beisammen haben, haha. Zu unserer Überraschung fanden sie das Album völlig fantastisch und wollten das Ding unbedingt offiziell veröffentlichen. Da haben wir natürlich nicht nein gesagt, da gerade so atmosphärische Songs ihre volle Wirkung nur zusammen mit stimmigem Artwork und allem drum und dran entfalten. High Roller hat wieder einen tollen Job gemacht und wir sind wirklich froh bei diesem Label zu sein. Die würden auch nie auf irgendwas bestehen oder uns unter Druck setzten. Steffen und seine Leute machen das vorbildlich.

Ralf: Denkst Du, das der gemeine Metalhead euren Stilwechsel nachvollziehen kann?

Volguus: Da stellt sich natürlich die Frage wer oder was der gemeine Metalhead überhaupt ist. Wenn das jemand ist, der ACCEPTs „Metal Heart“ schon zu kommerziell und gewagt empfand, dann wird die Antwort vermutlich nein sein, aber ehrlich gesagt ist dieses Spezies Metal-Fan kaum noch vorhanden. Natürlich wird es immer Leute geben, die mit diesem Stil nichts anfangen können und das ist absolut okay so. Ich hab, ehrlich gesagt, doch eher erwartet, dass wir in der Luft zerrissen werden. Das absolute Gegenteil ist der Fall. Die neue Scheibe erhält fast ausschließlich positive bis überschwängliche Resonanz. Die meistens können dem Stil einiges abgewinnen bzw. mögen ihn sowieso. Das zeigt, dass die Metal Szene sehr viel toleranter geworden ist. Gut, wir sind ja immer noch tief in den 80ern verwurzelt. Von daher passt das ja noch. Trotzdem hätte man uns 1985 vermutlich am nächsten Baum aufgeknüpft, haha. Wichtig für uns ist, dass wir trotzdem jederzeit als LORD VIGO erkannt werden und uns von modernen Einflüssen fern halten, haha.

interview lordvigo 02

Ralf: Wie geht es jetzt weiter mit LORD VIGO? Wird es Liveauftritte geben?

Volguus: Bisher ist noch nichts geplant, da wir gerade einen zweiten Live-Gitarristen suchen, aber wir wollen in naher Zukunft auf jeden Fall den ein- oder anderen Song vom neuen Album live spielen. Ich denke die werden sich gut uns Set einfügen. Ansonsten beginnen wir jetzt mit dem Songwriting für den 3. Teil der Danse de Noir Trilogie. Wir sind gespannt wo die Reise hingeht. No Rest for the wicked!

Ralf: Wie betrachtet ihr selbst die Metal-Szene in diesen Tagen? Oder seht ihr Euch gar nicht mehr als ein Teil dieser?

Volguus: Wir waren und werden immer Teil der Heavy Metal Szene sein. Das sind unsere Fans und da kommen wir her. Ich denke auch nicht, dass wir noch stilfremder werden. Sicher wird auch das nächste Album wieder anders klingen, aber ich denke, da werden wieder mehr Riffs vertreten sein. Ansonsten wird die Kluft zwischen Underground und Mainstream immer größer. Es gibt die kleinen Festivals, die mit Herzblut dabei sind und um jeden Besucher kämpfen und auf der anderen Seite die riesen Events, die innerhalb von fünf Minuten ausverkauft sind. Beide haben ihre Daseinsberechtigung, aber das ist schon beachtlich wie offensichtlich problemlos tausende Euros für Wacken ausgegeben werden, während kleine und günstige Festivals auf dem letzten Loch pfeifen. Mein Herz schlägt musikalisch und live-technisch für den Underground und da ist auch LORD VIGO zu Hause.

Ralf: Thx & See ya

Volguus: Wir danken!

 

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