Eine 40 Jahre andauernde Karriere und 20 veröffentlichte Studioalben. Das sind Marken, die in der heutigen Zeit wohl keine Band mehr so leicht erreichen dürfte, wenn sie denn überhaupt dermaßen lange Bestand hat. GRAVE DIGGER kann man also mit Fug und Recht als Urgestein des deutschen Heavy Metals bezeichnen. In all den Jahren haben die Gladbecker ihren Stil, mal abgesehen von dem unsäglichen DIGGER-Intermezzo 1987, nur marginal verändert. Egal ob sie nun über schottische Schlachten oder wie auf ihrem letzten Album „The Living Dead“ (2018) über Zombies singen. Musikalisch sind GRAVE DIGGER sich immer mehr oder weniger treu geblieben.
Trotzdem durfte man sich fragen, wo wohl die Reise beim am 29.05. veröffentlichten Jubiläumswerk, welches auf den Namen „Fields Of Blood“ hört, hingehen würde. Doch bereits bei den ersten Klängen von „The Clansmans Journey“ weiß man, auch ohne den Titel des Songs zu kennen, wo die Reise auf dem zwanzigsten Album der Gruppe hingeht. Erklingen doch an „Tunes Of War“ (1996) erinnernde Dudelsäcke.
Es geht also zurück in die schottischen Highlands, wo erneut die vereinten Clans der Schotten auf die Großmacht England treffen. Unwillkürlich fragt man sich, was denn da los ist. Denn ursprünglich war die Highland-Saga bereits mit dem 2010 veröffentlichten „The Clans Will Rise Again“ beendet. Doch was liegt näher, als zum runden Geburtstag noch mal zur erfolgreichsten Phase der Bandgeschichte zurückzukehren? Der Erfolg gibt GRAVE DIGGER Recht. Immerhin stieg man mit „Fields Of Blood“ direkt auf Platz 17 der deutschen Albumcharts ein.
Doch wie kann das überhaupt angehen, dass man auf der Scheibe noch einmal zu den Schlachtfeldern Schottlands zurückkehrt? Dafür hat Sänger Chris Boltendahl zu einem kleinen Trick gegriffen. Anstatt hier auf historische Fakten zurückzugreifen, erzählt er hier die Geschichte eines Museumswärters, der in Tagträumen in der Zeit zurückreist und so an den längst vergangenen Schlachten teilnimmt.
Musikalisch ist das alles erstklassig umgesetzt. Doch selbst nach mehreren Durchgängen bleibt hier mit „Freedom“ und dem Titelsong einfach viel zu wenig hängen. Der Rest der 12 Stücke ist genau das, was man von GRAVE DIGGER gewohnt ist und auch irgendwie erwartet. Auch die mit Unterstützung von Noora von BATTLE BEAST aufgenommene Ballade „Thousand Tears“ reißt mich persönlich nicht wirklich vom Hocker.
Die größte Schwachstelle sind jedoch, wohlgemerkt ist das meine subjektive Ansicht, die Texte. Tut mir leid, aber Zeilen wie „We are Lions of the Sea. We are sailing to be free“ wirken nicht gerade besonders einfallsreich. Auch wenn man vielleicht nicht so am lyrischen Inhalt eines Songs interessiert ist, wie ich es nun einmal bin.
Einen Knaller liefern GRAVE DIGGER mit ihrem Werk zum vierzigsten Geburtstag nicht ab. Guten Durchschnitt aber allemal. (Matthias)
Bewertung:
6 / 10
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 55:38 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 29.05.2020