Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da berichtete höchstens mal das Mannheimer Wochenblatt über BÜLENT CEYLAN. Der Deutschtürke startete seine Karriere nämlich bereits 1998, kam aber anfangs über Kleinkunstbühnen nicht hinaus. Tja, auch sonst verbindet Ceylan und mich so einiges. Und damit meine ich jetzt nicht, dass die Mutter des „Monnemer Türk“ und meine Mutter den gleichen Vornamen haben. Nein, der Comedian ist auch tatsächlich nur einen Stadtteil von mir entfernt aufgewachsen und wir sprechen logischerweise den gleichen Dialekt. Und eins dürft ihr mir glauben: Nicht jeder von Bülent’s Charakteren ist frei erfunden! Ich kenne mindestens einen „Harald“ und „Mompfred Bockenauer“ ist da unten gleich zigfach vertreten. Und, dass BÜLENT CEYLAN eine Schwäche für Heavy Metal hat, betont er ja nun oft genug.
Seit seinem ersten Programm „Produzier‘ mich net!“ hat der Mannheimer eine steile Karriere hingelegt und ist in Deutschland mittlerweile bekannt wie ein bunter Hund. Doch auch wenn er viel für Mannheim und das Image der Stadt getan hat, und wirklich ein supersympathischer Kerl ist, mittlerweile ist er mir dann doch ein wenig zu omnipräsent. BÜLENT CEYLAN hat sicher viele Talente. Wie er durch seine Auftritte als „Engel“ in der 2019er Staffel von „The Masked Singer“, in der er immerhin Dritter wurde, bewies gehört auch Singen dazu.
Doch muss denn wirklich jeder, der sich für einigermaßen talentiert hält oder es vielleicht, wie im Falle von Bülent sogar ist, gleich ein Album auf den ehe bereits völlig übersättigten Markt werfen? Sorry, aber diese Frage muss erlaubt sein. Sei es drum, seit dem 01.03. ist „Ich Liebe Menschen“ nun also käuflich zu erwerben.
Und wieviel Metal steckt da jetzt drin? Ich habe ehrlich gesagt lange überlegt, ob dieses Album überhaupt relevant für mich ist. Denn eins ist das hier, und das schon einmal vorneweg, auf gar keinen Fall. Nämlich Metal! So leid es mir tut.
„Ich Liebe Menschen“ beginnt mit dem Titelsong, bei dem der Künstler trotz seines wirklich vorhandenen Gesangtalents klingt wie Till Lindemann und das sich dann auch anhört wie RAMMSTEIN für Arme. Es geht aber noch peinlicher. Denn Ceylan ist sich nicht zu schade beim folgenden „Boom“ und „Yallah Hopp“ wie ELECTRIC CALLBOY in der Sparversion zu klingen. Da ist der Fremdschämfaktor dann doch schon recht hoch. Über die meisten Texte hüllt man dann auch besser den Mantel des Schweigens. Da hilft auch die Zusammenarbeit mit SALTATIO MORTIS bei „Brüder“ nicht wirklich weiter. Von den 12 auf der Scheibe enthaltenen Stücken überzeugen mit „Schmutzige Liebe“, das wie Ausschussware von DIE ÄRZTE klingt, „Anders Gleich“ mit PETER MAFFAY und das finale schwer an UNHEILIG erinnernde „Engel Fallen Weich“ gerade einmal drei.
Für Ceylan mag mit „Ich Liebe Menschen“ ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen sein, doch von jemand, der sich gerne als Metalhead bezeichnet, erwarte ich auch genau das. Und zwar ein Metalalbum und nicht etwas, das man mit viel gutem Willen als „Schlager Metal“ bezeichnen kann.
Was mich an „Ich Liebe Menschen“ so enttäuscht ist schlicht und ergreifend, dass die Scheibe nichts Eigenes hat. Alles darauf klingt wie schon einmal, und meistens noch dazu besser, irgendwo gehört. Als hätte Ceylan sich alles gegriffen was momentan erfolgreich ist und hätte es zu einem Album zusammengepackt. Ein wenig RAMMSTEIN hier, ein bisschen SALTATIO MORTIS da. Obendrauf eine riesige Portion UNHEILIG. Und wo ist BÜLENT CEYLAN? Den und seine eigene musikalische Identität finde ich hier nirgends.
Nichts für ungut, doch ich zitiere hier mal ein altes deutsches Sprichwort: „Schuster, bleib bei deinem Leisten!“ (Matthias)
Bewertung:
4 / 10
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 37:03 min
Label: Onefourall Music
Veröffentlichungstermin: 01.03.2024