Kiss (06.07.2019, Iffezheim)

live 20190706 0200 KISS 0Es sollte das letzte Deutschland-Konzert der großen “The End Of The Road”-World Tour werden. Es sollte mit einem “Knall” enden, und es sollte die größte Show werden, die KISS je auf die Bühne gebracht haben. All das trifft gewissermaßen zu, zumindest für 45 Minuten, danach gab es eher viel “Ride The Lightning”. Denn der “God Of Thunder” meinte es an diesem Abend nicht gut mit den Fans, und damit ist nicht Gene Simmons gemeint.

 

 

 

 

 

 

 

Action-Maler DAVID GARIBALDI

Eine Vorband hatten KISS an diesem Abend nicht dabei, stattdessen betrat der Action-Maler David Garibaldi die Bühne und malte insgesamt drei Bilder unter lautem Musikeinsatz. Dabei animierte er immer wieder das Publikum, und streng genommen war es auch schön anzusehen, was er da malte. Zuweilen erinnerte mich der Aufbau der Bilder ein wenig an Bob Ross, denn zunächst erkannte man ganz und gar nicht, was das Bild später mal zeigen sollte.

Auf diese Art und Weise malte er zunächst James Hetfield (METALLICA), dann Till Lindemann (RAMMSTEIN) und anschließend selbstverständlich KISS. Die Bilder selbst werden für einen guten Zweck versteigert. Insgesamt eher eine ungewöhnliche Vorband, aber dennoch interessant. Der Erlös wird einer wohltätigen Organisation gespendet.

 

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KISS

Ursprünglich hieß es die Band würde um 20:45 Uhr starten. Letzten Endes verschob sich der Start aber auf 21:00 Uhr, LED ZEPPELINs Klassiker “Rock & Roll” ballerte durch die Boxen, das riesige KISS-Banner erhob sich und die altbekannte Ansage ertönte “You Wanted The Best And You Got The Best, The Hottest Band In The World, KISS!”. Noch immer zieht sich in mir alles zusammen, wenn die Worte ertönen, Gänsehaut bildet sich auf den Armen und das Wasser steigt einem langsam in die Augen. KISS wissen noch immer wie sie es machen. Ein lauter Knall ertönt, das Banner fällt, und die Band schwebt von oben herab zu den Klängen von “Detroit Rock City”. So muss das sein, und was KISS bereits bei diesem ersten Song an Pyros verschießen, sparen sich andere Bands für das große Finale auf. KISS haben zuvor also nicht untertrieben, atemberaubend.

Und atemberaubend geht es weiter mit “Shout It Out Loud”, bei dem die Menge gleich ordentlich mitsingt. Mein Favorit “Deuce” erklingt gleich hinterher, und etwas überraschend kommt “Say Yeah” vom “Sonic Boom”-Album zum Zuge. Dabei reiht sich das Stück sehr gekonnt in die Klassiker ein und auch hier singt das Publikum lauthals mit. Mit “I Love It Loud” und “Heaven’s On Fire” kommen zwei weitere Favoriten von mir zum Zuge. Man merkt deutlich dass KISS gut drauf sind und die Energie vom Publikum dankend annehmen. Paul Stanley ist eigentlich gut bei Stimme, auch wenn Gene Simmons, Thommy Thayer und Eric Singer ihn deutlich mehr unterstützen als früher. Es ist auch deutlich zu sehen, dass Paul die Pausen wie bei “I Love It Loud” irgendwie genießt, wenn er nicht ans Mikro muss. Ob einige seiner Passagen Playback sind, kann ich nicht wirklich beurteilen, die Diskussion kursiert seit Längerem durchs Internet.

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Letzten Endes ist es so, dass die Show bei KISS eigentlich alles übertönt, und dass Paul nicht mehr so singt wie früher, ist jedem KISS Fan bewusst. Ob man es sich nun eingesteht oder nicht, dennoch sind KISS nach wie vor einfach großartig, und das soll überhaupt nicht abwertend klingen, KISS leben von ihrer Show und werden für mich auch immer eine Showband bleiben. Das ist es ja letzten Endes auch, was die Band auszeichnet, und genau das möchte man als Fan auch sehen, zumindest wenn es nach mir geht.

Bereits bei “I Love It Loud” fielen mir die Wolken im Hintergrund auf und eine größere Regenwolke weit hinter der Bühne. An der Stelle sorgte ich mich noch maximal darum ordentlich nass zu werden. Auch die Besucher um mich herum sahen die Wolken und taten sie mit einem Kopfnicken oder besorgten Blicken ab. Noch konnte niemand ahnen, was kommen würde. Mit “War Machine” folgte eine Nummer, die ich in den letzten Jahren zu lieben gelernt hatte. Die Freude war riesig, dass sie es ins Set geschafft hat. “Lick It Up” treibt die Stimmung anschließend noch mal in ungeahnte Höhen, und auch “Calling Dr. Love” ist genau an der richtigen Position im Set. Doch leider springt, kurz bevor Tommy zum Solo ansetzt, ein Mann mit blauem Hemd auf die Bühne. Der passt so gar nicht zur Show, hat der Band aber offensichtlich etwas Wichtiges mitzuteilen. Kurz darauf wird das Publikum von jenem Herrn informiert, dass sich alle ruhig verhalten sollen. Das Konzert müsse unterbrochen werden, Unwetterwarnung mit Starkregen, Blitzschlag und Sturmböen. KISS verlassen die Bühne und können sich auch nicht richtig von den Fans verabschieden. Die Boxentürme werden heruntergefahren, die Seitenteile der Bühne abmontiert und Teile der Show schützend abgedeckt. Innerhalb von Minuten ist der Platz geräumt und alle bleiben ruhig. Ein Teil der Besucher zieht sich auf die Tribünen zurück und schützt sich dort. Nach ca. 30 Minuten und mehreren Ansagen ist klar, KISS werden nicht auf die Bühne zurückkommen, und damit endet das bis dato letzte KISS-Konzert auf deutschem Boden.

Dennoch wurden in den 45 Minuten, die KISS spielten, einige Grundpfeiler der Show präsentiert. So spie Gene Simmons bereits Feuer, Paul Stanley teilte die Menge und ließ sie lauthals gegeneinander antreten. Andere Teile der Show konnten jedoch nicht gezündet werden, so fehlte natürlich der große Abschluss mit Konfetti, das Gitarrensolo von Tommy, Gene Simmons’ Bluteinsatz bei “God Of Thunder”, das großartige Drumsolo inklusive Hebebühne und natürlich das Abschlussfeuerwerk. Ich hatte mich im Vorfeld extra nicht über Setlist oder Showelemente informiert, da ich mich gänzlich überraschen lassen wollte.

Auch wenn das Konzert sehr kurz ausfiel, haben KISS einmal mehr gezeigt, wofür ihr Name steht. Für mich waren es sehr starke 45 Minuten von einer Band, die ich niemals vergessen werde und die live einfach unschlagbar ist. Ich bin froh noch einmal die Möglichkeit gehabt zu haben ein Konzert dieser Legende zu erleben. Falls es das gewesen sein sollte, ist es kein wirklich schönes Ende gewesen, gerade für viele der ca. 14.000 deutschen Fans die zuvor noch ausgelassen bei schwülwarmen Wetter einem großartigen Konzertabend entgegen blickten.

Zum derzeitigen Zeitpunkt ist noch nicht klar, ob es eine Wiederholung gibt. (Update 19.07.2019: Konzertabbruch Kiss (06.07.2019, Iffezheim) - Informationen zur Teilrückerstattung) KISS sind noch bis Ende 2020 auf ihrer “End Of The Road World Tour” unterwegs. Ein offizielles Ende wurde noch nicht angekündigt, es wäre also möglich, dass die Band noch einmal auf deutschen Boden zurückkehrt. Seitens des Veranstalters wurde bisher noch kein offizielles Statement zum Thema “Rückerstattung” oder Ähnlichem bekannt. Letzten Endes muss man hier aber ganz klar und nüchtern sagen, dass keine andere Wahl als ein Abbruch bestand. Auch wenn natürlich im Nachgang Kritik laut wird über die lange Einlassdauer, den verspäteten Beginn und Ähnlichem. Doch letzten Endes geht Sicherheit vor, wenn ein Blitz in eine Lichttraverse eingeschlagen wäre und es anschließend Verletzte gegeben hätte, wären die Schlagzeilen über das letzte KISS Konzert in Deutschland deutlich düsterer ausgefallen. Und die Sorge um Blitze und der einsetzende Starkregen war begründet, wie leider jeder Besucher bemerkt haben wird. Eine große Frage bleibt dennoch offen und es ist zu hoffen, dass der Veranstalter sich hierzu noch äußern wird. Warum konnte das Konzert nicht fortgesetzt werden, nachdem die Blitzgefahr gebannt war? Ich bezweifele, dass KISS bei derartigem Aufwand der betrieben wird, mit diesem Abend selbst zufrieden waren. (Pascal)

Setlist KISS:
Detroit Rock City
Shout It Out Loud
Deuce
Say Yeah
I Love It Loud
Heaven's On Fire
War Machine
Lick It Up
Calling Dr. Love (vorzeitiges Ende) 

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(Fotos: Pascal)

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