Zuerst war es etwas verrückt - nun, beim vierten Mal ist es zur liebgewonnenen Tradition geworden, im Februar auf die Färöer zu fahren um TÝR zu sehen. In der Woche vor dem Konzert meinte es der Wettergott auch gut mit mir, in der Woche danach leider nicht zu sehr. Doch hier soll es ja vor allem um das Konzert gehen. Zum dritten Mal findet das Týrfest in der Løkshøll in Rúnavík statt. Wieder bin ich recht früh da, was mir aber genügend Zeit gibt, mich mit ebenfalls schon eingetroffenen Freunden und Bekannten zu unterhalten (und einen Stuhl zum Mischpult zu schleppen, damit auch ich kleingeratene Person Fotos über das Publikum hinweg machen kann).
Auch viele Färinger treffen untypisch pünktlich ein, was daran liegen könnte, dass auf der Seite, auf der man die Tickets kaufen konnte, eine falsche Zeit für den Einlass stand und das wahrscheinlich nicht alle mitbekommen haben, obwohl TÝR darauf hinwiesen. Dennoch ist die Halle noch relativ leer, als EIMYRJA die Bühne betreten.
EIMYRJA
Die Opener EIMYRJA sind eine der neuesten Metalbands auf den Färöern und haben auch noch kein Album veröffentlicht. Im letzten Jahr kamen sie im Talentwettbewerb Sement unter die Finalisten. Ich kenne die Band bisher nur vom Namen her (interessanterweise gibt es im Saarland eine (derzeit inaktive) Band gleichen Namens) und habe keine Ahnung, welche Richtung sie so spielen und lasse mich also überraschen. Optisch ist mir Sänger Gerhard Páll Lognberg gleich sympathisch, denn er trägt ein IOTUNN-Shirt. Das zeugt schon mal von exzellentem Musikgeschmack. EIMYRJA haben es etwas schwer, denn nur wenige im Publikum kennen ihr Material. Die Band wird aber trotzdem gefeiert – auch weil sie mit ihrem nur schwer zu definierendem, irgendwo zwischen klassischem Heavy Metal, Rock’n’Roll und härteren Spielarten liegendem Stil absolut überzeugen kann. Ich habe nach dem Konzert mit niemandem gesprochen, dem sie nicht gefallen hätten, ganz im Gegenteil. EIMYRJA sind eine Band, die man auf jeden Fall im Auge behalten sollte und ich werde mir definitiv ihr Album zulegen, sobald es erscheint. Neben diversen Eigenkompositionen begeistern sie auch mit einer Metal-Version des ÁRSTÍÐIR-Songs „Things You Said“. Auf der Bühne wirken sie noch etwas steif und zurückhaltend, aber dennoch war das auf jeden Fall ein gelungener Einstieg in den Abend.
SIRENIA
Die Norweger waren 2016 gemeinsam mit TÝR auf Tour, die beiden Bands haben sich angefreundet und nun haben die Färinger SIRENIA eingeladen, mal in ihrer Heimat zu spielen. Für den Vierer ist es das erste Mal auf den Inseln und für die Färinger ist es eine seltene Chance, mal eine ausländische Metalband zu sehen. Ich glaube nicht, dass SIRENIA zu den Lieblingsbands der meisten Anwesenden gehören, aber wann verirrt sich schon mal eine Metalband auf die Inseln? Und ich glaube alleine dieser Fakt steigert auf beiden Seiten die Begeisterung. Zugleich sind SIRENIA natürlich ungleich routinierter und erfahrener auf der Bühne als EIMYRJA, so dass gleich eine ganz andere Stimmung herrscht. Insbesondere Gitarrist Nils Courbaron post als wenn es kein Morgen gäbe, sucht immer wieder den Kontakt zum Publikum oder einzelnen Fans und springt gerne mal auf die Boxen vor der Bühne. Für die sympathische Band aus Stavanger ist es ein leichtes, das Publikum um die Finger zu wickeln und sie sorgt für viel Begeisterung im Saal. Musikalisch konzentriert man sich vor allem auf das aktuelle Album „1977“, das letztes Jahr erschienen ist und bietet ansonsten einen netten Querschnitt durch das musikalische Schaffen der letzten Jahre, spielt aber auch alte Stücke, wie „My Mind’s Eye“ und „The Other Side“. Für Begeisterung sorgt auch das DESIRELESS-Cover „Voyage, Voyage“. Am Ende will das Publikum die Band gar nicht mehr gehen lassen und verlangt nach einer Zugabe, die es mit „The Path To Decay“ dann auch gibt. Damit haben sie die Zuschauer ordentlich auf die Hauptband des Abends vorbereitet. Die Mitglieder von SIRENIA freuen sich auch besonders über die vielen Kinder in den ersten Reihen und drücken diesen nach der Show Drumsticks, Plektren und die Setlisten in die Hände.
Setlist SIRENIA:
Addiction No 1
Dim Days Of Dolor
Into The Night
In Styx Embrace
Deadlight
Lost In Life
A Thousand Scars
Treasure N’ Treason
Nomadic
Voyage, Voyage
Wintry Heart
My Mind’s Eye
The Other Side
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The Path To Decay
TÝR
Die Umbaupause für TÝR dauert etwas länger, doch als die Band zu den Klängen von “Hel’s Prelude” die Bühne betritt, gibt es kein Halten mehr. Neben vielen heimischen Fans sind auch einige extra für das Konzert aus dem Ausland angereist, ich weiß z.B. von mehreren Norwegern, die vor Ort waren. Getroffen habe ich jedoch keinen von ihnen. Aber es ist auch schön jedes Jahr wieder die gleichen verrückten Nasen zu treffen. Von Anfang an herrscht eine tolle Stimmung im Saal, auch wenn das Konzert dieses Mal nicht ausverkauft ist. Die Leute singen mit und lassen sich gerne von den Bandmitgliedern, allen voran Bassist Gunnar Thomsen, zum Mitmachen animieren. Natürlich werden vor allem die färöischen Songs mitgesungen, da die ja ohnehin fast jeder kennt. Sänger Heri Joensen ist heute ganz schön redebedürftig und macht fast schon ungewöhnlich viele Ansagen. Schön ist zu sehen, wie viele junge Fans ganz vorne stehen und die Band abfeiern. Wer die Band verfolgt, der weiß, dass sie in diesem Jahr, nach fünf langen Jahren, endlich ein neues Album veröffentlichen wird, das im April erscheinen soll. Bisher haben sie daraus den Song „Axes“ als Single mit Video veröffentlicht. Daher gibt es nun eine Weltpremiere, wie es Sänger Heri ankündigt: Die auf dem Konzert Anwesenden sind die ersten, die die nächste Single „Hammered“ zu hören bekommen. Obwohl fast niemand im Saal den Song kennt, wird er gebührend abgefeiert. Er untermauert, was „Axes“ schon angekündigt hat: Das nächste Album wird gut! Mit „Hail To The Hammer“ und „Hold The Heathen Hammer High“ hat die Band damit gleich drei „Hammer“-Songs in der Setlist. Doch an „Hail To The Hammer“ vom ersten Album „How Far To Asgaard“ kommt man auch einfach nicht vorbei. Mit „Regin Smiður“ gibt es gleich noch ein weiteres altes Stück, bevor „Axes“ vom bald erscheinenden Album „Battle Ballads“ gespielt wird. Es gab eine Zeit, da haben TÝR ihre Auftritte mit „Sinklars Vísa“ eröffnet – heute beschließen sie ihn damit. Doch das Publikum ist heiß und will noch mehr. „Týr! Týr!“-Rufe ertönen und die Zuschauer verlangen nach einer Zugabe. Hier gibt es zunächst „Hold The Heathen Hammer High“. Letztes Jahr hatte ich ja bemängelt, dass „Ormurin Langi“ nicht gespielt wurde. Auf den Färöern gehört das einfach dazu und weil die Leute es nicht bekamen, sangen sie es nach der Show eben selbst. Diesen Fehler hat man eingesehen, und so gibt es dieses Jahr endlich wieder „Ormurin Langi“, allerdings nicht, wie so oft in der Heimat, mit Pól Arni Holm. Doch auch Heri kann natürlich diesen Part sehr gut ausfüllen. Und obwohl die Show recht lang war, hat man trotzdem das Gefühl, sie hätte gerade erst angefangen. Das Konzert ist wieder mal viel zu schnell vorbeigegangen und es gäbe noch so einige Songs, die ich gerne gehört hätte. Man hat der Band angesehen, welchen Spaß sie selbst bei dem Konzert hatte und auch Neuzugang Hans geht immer mehr aus sich heraus und wagte sich um Ende hin sogar auf die Boxen vor der Bühne. Mehr davon! Ich jedenfalls weiß jetzt schon, dass ich auch im nächsten Jahr wieder kommen werde. Und auf das neue Album kann man sich auch freuen. (Anne)
Setlist TÝR:
Hel’s Prelude
By The Sword In My Hand
Mare Of My Night
Tróndur Í Gøta
Valkyrja
Ragnars Kvæði
Hammered
The Lay Of Thrym
By The Light Of The Northern Star
Hail To The Hammer
Regin Smiður
Axes
Blood Of Heroes
Sinklars Vísa
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Hold The Heathen Hammer High
Ormurin Langi
