Godslave + Hatred + Gravety (11.11.2011, Saarbrücken)

thrashihraffenDass Thrashmetal wieder einen ziemlichen Flecken auf der Landkarte hinterlässt ist mittlerweile bekannt. Doch nicht nur die klassischen Acts, die sich wieder zu alter Stärke aufgeschwungen haben sorgen für die richtige Abfuhr, auch jüngere Bands versorgen uns mit feinem Stoff. Hierzulande haben sich zwei Hoffnungsträger unter dem plakativen Motto "Thrash ihr Affen" zusammen getan und betouren die Republik. Zum einen die Mittelfranken von HATRED, die schon seit mehr als zehn Jahren aktiv sind und mittlerweile schon vier Alben unter´s Volk gebracht haben. Dazu gesellen sich die Saarländer GODSLAVE, welche  seit der eigentlichen Bandgründung einige Zeit brauchten bis die Sache richtig in Fahrt kam. Im Frühjahr veröffentlichten sie mit "Into The Black" ihren zweiten Longplayer bei SAOL. Nun sind die Labelkollegen gemeinsam auf Tour und machten am ominösen 11.11.11 Station in der Saarbrücker Garage, der Heimatstadt von GODSLAVE. Bei dem Heimspiel durften mit den Thrash-Doomern GRAVETY eine weitere lokale Band das Vorprogramm bestreiten. "Komm´ mir nicht auf die Tour", lautet der Untertitel der Rundreise, doch wir kamen ihnen auf die Tour und wollten die volle Thrash-Keule.

 GRAVETY
Als die Jungs die Bühne enterten waren die Reihen im kleinen Club noch ein wenig dünn, obwohl sich der harte Kern und ihre mitgebrachten Fans schon weiter vorne versammelt hatten. Davon ließen sich die Fünf nicht beeindrucken und legten mächtig los. Es ist schon ein Jahr her, dass ich die Truppe gesehen habe und seit der Zeit hat sie sich noch einmal sehr stark entwickelt. Das „dünnste Gitarrenduo der Welt" Gernot Gebhard und Philipp Albert spielen vor allem im Rhythmusbereich sehr gut zusammen, das brettert und groovt ordentlich. Dazu lassen die beiden ihre Matten nur so kreisen.
Vorne ackert Frontmann Kevin Portz, zwar noch mit Tattoo aber mittlerweile ohne Tolle und versucht das Publikum zu animieren. Auch sein Gesang hat sich verbessert und fällt weitaus kräftiger aus. Er beherrscht von rauen Metalscreams bis zu getragenen Lagen die komplette Bandbreite. Dazu steuert Gebhard noch ein paar fiese Growls bei.

 

Überhaupt verfügen GRAVETY über das abwechslungsreichste Material des Abends, denn ihr Thrash´n´Doom deckt so ziemlich das komplette Spektrum des traditionellen Metals ab. Nicht nur das ganz schnelle und ganz langsame Metier wurde gestreift, auch bei US-Metal schaut man gerne mal vorbei. Verewigt wurde der von ihnen erschaffene Stil schon auf dem Grabstein, der dieses Mal auf einem Case vor der kleinen Bühne Platz nehmen musste.
Im weiteren Verlauf ihres Auftritts kamen auch die Nachzügler in den Club geschlichen und die Stimmung stieg. Immer wieder gab es Anfeuerungen aus dem Publikum und am Ende Zugabe-Rufe, die leider nicht erhört wurden. Der Sänger verlangte mehrfach nach der „Epic Fist" vom Publikum, machte für all die Unwürdigen die jene nicht beherrschen, diese aber besser mal vor. Zum Abschluss gab es dann noch mal eine richtige Abreibung, die Hörner und Haare flogen und die epische Faust durfte wieder in der Tasche bleiben.

Setlist GRAVETY:

Stroke Of Fate
Judge Your God
False Messiah
Into The Grave
Asylum
Summoning Ritual
Curse Of The Catacombs
Decay Of Life
Axe Of Execution

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HATRED
Dann kamen die Mannen aus Schweinfurt an die Reihe und sofort war Leben in der Bude. Kein Wunder, das sind alles alte Hasen im Showgeschäft und wissen wie man die Leute bei den Eiern packt, am besten mit Musik mit Eiern. Die Truppe wirkt unheimlich gut eingespielt und routiniert, aber zu keiner Zeit steif oder zu abgeklärt. Im Gegenteil, die hatten richtig Spaß in den Backen, die Spielfreude war ihnen anzumerken und das sprang auch auf das Publikum über.Für Fronttier Bacchus nicht genug, denn nach zwei Songs gab es immer noch eine Höflichkeitsdistanz zum Bühnenrand. Also ab in die Menge und jeden einzeln persönlich nach vorne geschoben. Na bitte, geht doch! Der Typ ist schon eine richtige Rampensau und sehr sympathisch, entschuldigte sich sogar höflich für seinen strengen Dialekt. Gut, ich darf nichts sagen, meiner ist maximal nicht besser.

Und die Band gab anständig Gas, so viel Bewegung war an dem Abend bei keiner Band auf der Bühne. Und das wo ein Positionswechsel schon einen logistischen Gewaltakt darstellte. Bei den Gangshouts durfte jeder, der gerade seinen Hals ins Mikro streckte ran. Selbst Drummer Evil Ewald ließ seine Haare hinter der Schießbude rotieren. Im Verlauf des Gigs wurde es dem Sänger immer wieder zu eng da oben und er stolzierte durch die Reihen um auch den Letzten aus der Reserve zu locken.
Das war gar nicht nötig, denn der Thrashexpress kam nun richtig in Fahrt. Doch selbst die Anfeuerungsrufe waren den Jungs nicht genug, sie wollten ein immer lauteres „Ihr Affen" skandiert haben, was sie auch bekamen. Ist auch schwer bei der Mucke stil zu stehen, ihr im oberen Midtempo angesiedeltes Songmaterial geht in die Beine und noch mehr in die Nackenmuskeln.
Da wären sicher ein paar gerne in der Bay-Area zuhause und das nicht nur wegen dem Wetter. Klar, ist das nicht die Neuerfindung des Rades, doch der Fun-Faktor steht im Vordergrund. Und bei so viel Laune rifft man auch das kalte Wetter draußen einfach fort. Dahinter befeuert Ewald das Ganze mit dem typischen uffta-uffta-Rhythmus an und schon gibt es kein Entrinnen mehr im Pit. Am Ende wurde ein ganz starker Auftritt, der richtig Spaß machte gebührend bejubelt.

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GODSLAVE
Die Lokalmatadoren wurden schon beim Weg auf die Bühne gefeiert, die Fans waren jetzt auf Betriebstemperatur. Dabei lag die Messlatte schon hoch, doch die Fünf zeigen, dass sie der Herr im Haus sind. Es ging direkt in die Vollen, GODSLAVE machten keine Gefangenen. Da wo HATRED auf Groove setzten, hielten sie mit rasanter Geschwindigkeit dagegen. Das ist nicht zufällig, denn die Truppe entwickelte sich seit dem Debüt „Bound By Chains" in eine immer schnellere Richtung. Da gingen die Haarrotoren reihenweise auf Hochbetrieb
Wie das Publikum geht auch die Band steil. Gitarrist Michael Meyer bangte seine Glatze unentwegt und schneidet fiese Grimassen. Auf dem anderen Flügel poste sein Partner Bernhard Lorig nach aller Regel der Kunst. Viersaiter Thorsten Peeß markierte mit seinem wie ein Gewehr vorgehaltenen Bass den Steve Harris. Platz am vorderen Bühnenrand blieb für alle, denn Frontmann Thomas Pickard hing eigentlich schon in der Meute, während er seine Lyrics keifte. Warum er immer eine Sonnenbrille trägt ist mir schleierhaft, aber mittlerweile sein Markenzeichen.

Das Programm legte den Schwerpunkt auf Material vom aktuellen Album, wobei ein paar Titel älteren Datums weichen müssen. Vor allem „Dead Reckoning" wurde doch schmerzlich vermisst. Dass nach drei Songs ein paar oben ohne in der ersten Reihe standen ist auch schon Tradition. Bei der ersten Erwähnung des Wortes „nackt" fielen auch schon die Hüllen. Richtig auf die Spitze getrieben wurde das Szenario als Unterwäsche auf die Bühne flog. Pickard drapierte zuerst einen BH auf dem Schädel von Michael Meyer und zog sich dann einen roten Schlüpfer an.
Dabei wären derlei Aktionen gar nicht nötig um die Stimmung oben zu halten, die Leute machten sich auch so lautstark bemerkbar. Es zeigt aber, dass man alles nicht ganz so ernst nehmen darf, der Party-Faktor stand an erster Stelle. Zwei Mitgliedern von GRAVETY wurde dann noch die Ehre eines Gastauftrittes zuteil. Und wer nun dachte es ginge nicht mehr pornöser, der wurde bei der Zugabe eines Besseren belehrt. Denn wer blankzog durfte auch auf die Bretter, was sich einige nicht dreimal sagen ließen. Der Verfasser dieser Zeilen wurde dazu genötigt bei dem Spektakel mitzumachen, deswegen kann euch NECKBREAKER leider keine Bilder davon liefern.

So ging ein klasse Abend mit viel hartem Stoff viel zu früh zu Ende. Alle Bands zeigten eine gute Leistung, so dass die Zuschauer voll auf ihre Kosten kamen. Als Schmankerl obendrein gab es anschließend noch die beliebte 80er-Metal-Disco „Breaking The Law" als Aftershow-Party. Auch hier muss man den Einsatz der drei Bands noch mal loben, die sich allesamt unter das Volk mischten und weitere Thrash-Hits gemeinsam mit ihnen abfeierte.

Setlist GODSLAVE:
Thrashed
Anvilised
Slaves To The Black
Insomniaddict
Scholar Eclipse
Slippery When Dead
Unleash The Slaves
Uncut Unseen Unrated
Into The Black
T.N.A.
Wings Of Wrath
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