Axxis - Monster Hero

axxis monsterheroJubiläen feiern in diesem Jahr viele, und auch wenn bei den deutschen Hardrockern nur dreißig Jahre zu Buche stehen, ist das ein Grund zu feiern. Einst zogen Bernhard Weiß und seine Kollegen aus, um das nächste große Dinge zu werden, doch den Erfolg vom Debüt "Kingdom Of The Night" mit 250.000 verkauften Platten konnten sie nie mehr wiederholen. Dennoch haben AXXIS den ganzen Rock´n´Roll-Wahnsinn durchgemacht, inklusive verschollenem Drummer und einem Gitarristen, der mitsamt Backgroundsängerin durchbrannte. Dazu haben sie schon in allen anderen Genres wie Grunge und Power Metal gewildert. Irgendwie haben sie sich aber immer durchgebissen und stehen heute geschäftlich auf eigenen Füßen. Zum Ehrentag serviert die Truppe ihren Fans mit "Monster Hero" das nunmehr vierzehnte Studioalbum.

Dabei zielt der Titel so gar nicht auf ihre fröhliche Art ab, doch mit kritischem Blick auf das Zeitgeschehen sparte man nie. Mit dem Begriff ist die zunehmende Verklärung von Despoten und ihren Taten gemeint, und in der Tat wird überall der Ruf nach der ordnenden Hand immer lauter, während wissenschaftliche Erkenntnisse in Frage gestellt werden. Da muss man eben noch lauter dagegen halten, was der Titeltrack direkt tut, wenn er vom Riffing auch etwas moderner als gewohnt um die Ecke biegt. Doch keine Sorge, außer ein paar Gitarrensalven hält man sich im traditionellen Sektor auf, die Experimente von "Voodoo Vibes" sind lange vorbei. Dazu hat das Songwritinggespann Weiß/Oellers mittlerweile ihren Stil zu sehr kultiviert.

Bereits nach der schweren Bridge biegt eine flotte Melodie im Refrain um die Ecke und zeigt ganz klar die Handschrift ihrer Urheber, so typisch und eigenständig klingt nur eine Formation. So hymnisch geht es direkt mit "Living As Outlaws" weiter, das knackig rockt, aber auch einen Anflug moderner Akkordfolgen nicht ganz abschütteln kann. Dafür steigt im Chorus der Partyfaktor mächtig an. Diese Art Stadionhymnen beherrschten die Ruhrpottler schon immer, nicht nur im Cover von "Na, Na, Hey, Hey, Kiss Him Goodbye". Noch mehr Laune macht das beschwingte "Give Me Good Times", welches sich live bestimmt gut machen wird, da hört man jetzt schon die Fans die "Oh, Oh"-Chöre mitsingen.

Die knalligen Arrangements feuern sie auch locker aus der Hüfte, was AXXIS im Hair Metal-lastigen "Gonna Be Tough" beweisen. Ab und an greifen sie vielleicht etwas zu tief in den Kitschtopf wie bei "Love Is Gonna Get You Killed", das ansonsten mit seinen atmosphärischen Keyboards überzeugen kann. Wie man Chöre richtig einbaut wissen sie aber, das flotte "Firebird" könnte mit seiner Siebziger-Schlagseite durchaus von URIAH HEEP stammen.
Jene große Dekade der Rockmusik stand auch beim treibenden "Rock Is My Religion" Pate, das auch von ihrem 2004er Output "Time Machine stammen könnte. Ganz groß in der Disziplin fällt aber "We Are Seven" aus, das wohl von dem Westernklassiker inspiriert scheint. Ist die Strophe noch schwerfällig von der Harry Oellers Orgel flankiert, so explodiert der Refrain mit einem ungeheuren Hymnenfaktor, der die Faust unweigerlich nach oben strecken lässt.
Doch auch Gas geben können die Herren immer noch, wenn auch die metallische Legierung weitestgehend abgekratzt wurde. Im ruppigen "Glory Of The Brave" bestimmt die DoubleBass das Tempo, doch auch hier ist Platz genug für Melodien. Noch besser klappt der Spagat beim Rausschmeißer "The Tragedy Of Mr. Smith", dessen Chorus gleichermaßen Nacken als auch Stimmbänder beansprucht. Zu Beginn noch zurückhaltend mit Pianoklängen schießt das Teil plötzlich los und bleibt immer hoch eingängig.

So inspiriert klang die Truppe nur selten, auch wenn seit "Retrolution" lediglich eineinhalb Jahre vergangen sind, der Spielwitz ist bei allen Titeln zu hören und auf Balladenwerk wurde verzichtet. Die starken Kompositionen sind zusätzlich von ein paar pumpenden Bässen sowie feinen Soli gewürzt, nur leider kann der Klang nicht ganz mithalten. Ein wenig komprimiert und verwaschen klingt der Sound der sechs Saiten, wobei es vor allem hierzulande weit schlimmere Beispiele gibt, und die Keyboards könnten etwas prominenter heraus gemischt sein. Dafür haut vor allem das Schlagzeug ordentlich rein und verpasst "Monster Hero" einen kräftigen Kick. Mit einem noch erdigeren Klangbild hätte da noch mehr gehen können, aber ich weiß nicht, wann ich AXXIS zuletzt so stark gehört habe. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 48:39 min
Label: Phonotraxx Publishing/Sooulfood
Veröffentlichungstermin: 05.10.2018

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