Scarab - Blinding The Masses

scarab_-_blinding_the_masses.jpgLangsam aber sicher entwickele ich ein Faible für ägyptischen DeathMetal. Bereits zu Beginn des Jahres haben die Landsleute von NERVECELL mit ihrem Debütalbum mächtig Wüstenstaub aufgewirbelt. Aber auch die US-Truppe NILE treibt in diesen Gefilden ihr Unwesen und schmückt ihr technisches Todesblei mit orientalisch klingenden Musikbögen. Jetzt sind SCARAB mit ihrer Eigenproduktion "Blinding The Masses" an der Reihe, die mittlerweile sogar vom französischen Label Osmose Productions in Europa vertrieben wird. 

Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass solche Scheiben, wie dies hier, den weiten Weg nach Deutschland schaffen, denn eine Metal-Szene muss man in Ägypten und Co. schonmal mit der Lupe suchen. Bemerklich macht sich dieser Umstand dann allerdings auch bei der Produktion, die man (leider) getrost als nicht konkurrenzfähig bezeichnen muss. Der Scheibe fehlt es am nötigen Bums, den eine solche Musikrichtung einfach braucht. Ebenso scheppert an manchen Stellen das Schlagzeug vor sich hin, als würde ein Dreijähriger auf Mamas Kopftöpfen rumkloppen.

Und das ist verdammt schade, denn die Jungs liefern musikalisch gesehen eine große Leistung ab. Sie erfinden zwar das Genre nicht neu, zocken aber eine gelungene Mischung aus bereits oben erwähnten NILE, aber auch Einflüsse von MORBID ANGEL oder CANNIBAL CORPSE lassen sich ohne weiteres ausmachen. Die immer wiederkehrenden stakkatoartigen Drum-Passagen sind handwerklich präzise eingeknüppelt und bilden somit das Grundgerüst der Scheibe. Aber auch gitarrentechnisch bleibt kein Platz für Nögeleien, denn die Riffgewitter sind dicht und laden zum headbangen ein. Fronter Sammy hustet in den gut 42 Minuten auch das letzte Sandkorn aus der Lunge und erlaubt sich ebenfalls keinen Ausrutscher. Ebenfalls positiv auffallend ist der geschickte Umgang mit Songstrukturen. Das merkt man vorallem dann, wenn die Songs, wie bspw. "Blinding The Masses" mal 'einwenig' länger dauern. In den zehn Minuten verknüpft der 5er-Trupp aus Kairo wiederkehrende Melodien mit experimentellen Passagen und teils brachialem Geknüppel. Leider, und das hatte ich bereits bei NERVECELL bemängelt, geizen die Jungs mit orientalisch klingenden Fragmenten. Zwar tauchen hin und wieder vereinzelt ein paar Intros oder Einspieler auf, aber für meinen Geschmack hätte man da ruhig eine Schippe mehr draufpacken können. Vielleicht denkt sich aber ein arabischer Metalfan auch, dass zu bayrischem DeathMetal mal 'ne Runde zünftige Blasmusik gehören könnte... Ohjee, lassen wir das mal lieber ;)

Es ist so, wie es ist: Die Jungs liefern, musikalisch gesehen, ein gutes Album ab, das aufgrund seiner Herkunft und der Art und Weise, wie die Jungs zu Werke gehen, überzeugen kann. Die sauber erarbeiteten Songstrukturen und das handwerkliche Geschick passt soweit. Wenn jetzt auch noch das Label mit den Fünf an einem Strang zieht, dann sollte einer ordentlichen Platte nichts im Wege stehen. Ich freu mich jetzt schon drauf! (Holger)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 41:49 min
Label: Eigenproduktion / seit 2010: vertrieben durch Osmose Productions
Veröffentlichungstermin: 2009

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