Koldbrann - Vertigo

koldbrann_vertigoKOLDBRANN – den Namen habe ich schon x-mal gehört, immer in einem positiven Kontext, aber irgendwie bin ich bisher nie dazu gekommen, mich mal ernsthaft mit der Musik der Band zu befassen. Allerhöchste Zeit also, das mit "Vertigo", dem dritten Album der Norweger, nachzuholen.

Sechseinhalb Jahre hat sich das Quintett, bestehend aus Vocalist Mannevond, Kvass und Voidar an den Gitarren, S.G.J. am Bass und Folkedal an den Drums seit seinem letzten Longplayer "Moribund" mit ihrem neuen Album Zeit gelassen. Ganz von der Bildfläche verschwunden war man zwar nie – es wurden in der Zwischenzeit ein paar EPs auf den Markt geschmissen – dennoch war die Wartezeit für Fans natürlich ziemlich lang. Um so drängender die Frage, ob sich das Warten denn gelohnt hat.

Mir als unbedarftem KOLDBRANN-Neuling fällt als allererstes eine Sache auf: Die Songs grooven wie die Hölle! Grooven? Darf Black Metal das? Na und ob! Black Metal-Puristen mit einer Vorliebe für Rumpel-Black Metal der Marke DARKTHRONE mögen jetzt vielleicht angewidert die Nase rümpfen. Mir hingegen gefällt es ausgezeichnet, wie der Bassist und der Drummer einfach auf Teufel komm raus – nun ja, eben grooven! Die Songs sind vor allem durch die häufigen Tempowechsel abwechslungsreich: Es wird auf keinen Fall permanent das Gaspedal durchgetreten.

Schön finde ich auch die Liebe zum Detail bei der Instrumentierung: Da erklingt im Opener "IntroVertigo" und im Rausschmeißer "Inertia Corridors" ein Mellotron, bei "Goat Lodge" meine ich kurz (ganz, ganz kurz!) ein fast schon freejazziges Saxophon zu hören (das in den Credits aber nirgendwo aufgeführt ist, kann also auch Einbildung sein. Dafür gibt es bei "Stolichnaya Smert" eine Trompete, die mir ohne die Credits wahrscheinlich erstmal entgangen wäre) und so weiter und so fort. Tausendmal interessanter als das Keyboard-Gedudel, das üblicherweise herhalten muß, wenn für "Abwechslung" gesorgt werden soll. Die Drums sind natürlich wie auf den Vorgängern ungetriggert – da legen die Jungs ja Wert drauf, hab ich mir sagen lassen. Auch sonst gibt's bei der Produktion nichts zu meckern, der Sound kommt schön fett aus den Boxen. Das ist natürlich keine typische Black Metal-Produktion, passt meiner Meinung nach aber ausgezeichnet zur Musik.

Alles in allem gefällt mir "Vertigo" ausgesprochen gut. Wir haben hier eine Scheibe modernen Black Metals vorliegen, deren Schöpfer in der Lage sind, über den Tellerrand zu schauen, ohne dabei ihre Herkunft zu verleugnen. Klare Kaufempfehlung. (Jan)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:11 min
Label: Season Of Mist
Veröffentlichungstermin: 25.01.2013
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