Hui, ein sonderlich freundlicher Zeitgenosse scheint Herr VARGSANG, ehemals bei den Black Metallern Graven engargiert, und nun einziges Mitglied einer Band gleichen Namens aus dem Oberbayerischen, nicht zu sein: ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass keine Kontaktaufnahme erwünscht ist, Interviews gibt es schon gar nicht, und angewidert von der heutigen "Szene" wird das aktuelle zweite Album "Throne Of The Forgotten" sowieso die letzte Veröffentlichung unter diesem Banner sein. Stellt sich nur die Frage, ob das einen wirklichen Verlust für die "Szene" darstellt... Schon die äußerst spartanische und sinistre Aufmachung lässt stark an die frühe norwegische Schule erinnern, und erst recht nach wenigen Klängen dürften auch dem weniger im Black Metal bewanderten Namen wie Darkthrone oder Gorgoroth in den Sinn kommen. Ich gebe zu, diesem Album schon nach wenigen Minuten das Prädikat "überflüssige xundachzigste Kopie" verleihen zu wollen, aber das wäre doch etwas vorschnell gewesen. Denn nach einiger Zeit entwickelt "Throne Of The Forgotten" einen gewissen Reiz und vor allem eine teilweise sehr intensive und archaische Atmosphäre, wie sie die Frühwerke der nordischen zweiten BM-Welle ausmachte. Natürlich sind die Zutaten allesamt so unoriginell und uninnovativ wie nur sonst was, und über die ganze Distanz von über einer Dreiviertelstunde wirken die acht Songs (plus In- und Outro) arg gleichförmig, ja monoton und irgendwie ermüdend. Aber gerade, wenn VARGSANG die Geschwindigkeit rausnimmt und eher schleppend agiert, wirkt seine Rezeptur, ungeachtet der Tatsache, so etwas schon unzählige Male gehört zu haben. Herauszuheben sind diesbezüglich vor allem "Drowned In Hate And Sorrow", "The Forest Of The Frozen Shadows", der Titeltrack und "Deathgate To Eternal Live Part II", die deutlich aus dem Gesamtkunstwerk herausragen.

Um zur Eingangsfrage zurückzukommen, ob der Abgang VARGSANGS aus der Szene eben diese groß erschüttern wird, kann man prognostizieren: den Großteil sicherlich nicht, für den ist diese Band und dieses Album nichts besonderes. Aber für diesen Teil dürfte "Throne Of The Forgotten" auch gar nicht bestimmt sein, vielmehr richtet es sich an die kleine Gruppe der Anhänger des traditionellen, fundamentalistischen Underground-Black Metals. Und diesen Metalheads, die sich von der primitiven aber intensiven Atmosphäre (die sich mir, wie gesagt, nur teilweise erschließt) dieser Scheibe gefangen nehmen lassen, wird das Ende von VARGSANG sicherlich leid tun. Folglich eine Kaufempfehlung an puristische Schwarzmetall-Liebhaber, für alle anderen dürfte das hier sicherlich eher nix sein.

(Kai)

Bewertung: 7,0 / 10 Punkte

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 46:33 min
Label: Undercover Records