Interview mit Max Birbaum (Lunar Shadow)

interview lunarshadow 02LUNAR SHADOW verbinden auf ihrem neuesten Output melodischen Epic-Metal mit Black/Death-mäßiger Raserei und dazu noch cleane, meisterhafte Vocals. Bandkopf Max „Savage“ Birbaum hatte folgendes zu berichten.

Ralf: Hallo Max. Ich hoffe es geht Dir gut. Glückwunsch zum neuen Album „The Smokeless Fires“. Dieses lässt mich zuerst einmal mit offenem Mund zurück. Wie nahe ist es für Dich an der Perfektion?

Max: Ich danke dir. Ich bin sehr zufrieden mit dem Album, wir haben uns diesmal viel Zeit genommen, lange am Sound gebastelt, an den Mikrofonen, den Drums, dem Sound der Gitarren. Es gibt tatsächlich kaum Stellen auf dem Album, bei denen ich denke, dass wir sie noch hätten verbessern können. Und so eine Aussage ist ungewöhnlich für mich, weil ich
extrem selbstkritisch bin.

Ralf: Perfektion und Metal? Sind das nicht Begriffe, die sich beißen?

Max: Perfektion gibt es nicht. Perfektion ist übrigens auch unglaublich langweilig und nicht erstrebenswert. Fehler machen einzigartig und grenzen ab. Daher sind die Alben für mich immer am interessantesten, die an meiner subjektiven Perfektion kratzen, sie aber nie ganz erreichen. ‚"Into Glory Ride" zum Beispiel, das ist so ein Album.

Ralf: Es ist ein echt aufwändiges Album seitens der Produktion, der Texte etc. Gibt es da so etwas wie ein Konzept bzw. sind die Songs miteinander thematisch verknüpft?

Max: Das Album handelt von unseren Leidenschaften, den titelgebenden „Smokeless Fires“. Es sind die Dinge, die uns antreiben, Dinge, die uns zu den Menschen machen, die wir sind. Liebe, Freundschaft, Zorn, Trauer und Verlust, all diese Dinge sind in unterschiedlicher Weise in jedem der Songs verarbeitet. Daher kann man schon von einem übergelagerten Konzept sprechen, ich habe auch schon von mehreren Leuten gehört, dass das Album für sie als Ganzes funktioniert und betrachtet werden muss und nicht die einzelnen Songs für sich allein. Dem würde ich zustimmen.

Ralf: Wie verlief der Aufnahmeprozess?

Max: Wir haben in Leipzig mit Max Herrmann, einem Freund von mir aufgenommen. Max ist vom Fach, er hat eine unheimliche Kenntnis vom Aufnahmeprozess und den technischen und akustischen Gegebenheiten, das hat mich sehr beeindruckt. Viel wichtiger ist aber, dass er ein guter Psychologe ist und sich sehr gut in eine Band hereinversetzen kann. Er hat instinktiv verstanden, was ich ausdrücken wollte. Viele kleine aber wichtige Ideen auf dem Album stammen von ihm. Insgesamt haben wir etwa drei Monate aufgenommen und an dem Album gefeilt. Ich bin absoluter Perfektionist und jeder Take muss sehr genau passen. Zusätzlich ist unsere Musik recht komplex, es gibt viele Spuren, Overdubs, Dopplungen, das kostet alles Zeit. Jetzt habe ich auch erstmal genug von der Gitarre und werde die längere Zeit nicht mehr anfassen.

Ralf: Warum wurde eigentlich der Sänger ausgewechselt? Und stelle mal bitte den neuen Mann am Mikro vor?

Max: Ich verstehe, dass bei solchen Sachen immer ein gewisses Interesse von Seiten der Fans da ist, ich möchte mich dazu allerdings nicht äußern. Es gab Unstimmigkeiten zwischen Alex Vornam und dem Rest der Band, dabei möchte ich es jedoch belassen.
Robert war bereits seit Jahren mit den Jungs befreundet, ich selbst kannte ihn nur grob vom Sehen. Robert ist Sänger bei ORBITER, einer 70er Hardrock-Band und ich mochte seine Stimme sehr gerne. Ich habe dann mal den Kontakt herstellen lassen und ihn gefragt, ob er mal zu einer Probe kommen will. Wir haben dann zwei Songs zusammengespielt und uns allen war klar, dass wir ihn gerne an Bord hätten. Robert passt sehr gut zu uns, einerseits charakterlich, zumal er wie oben erwähnt bereits mit uns befreundet war und somit eigentlich nie wirklich „der Neue“ war. Aber auch von seiner Einstellung her, er ist unheimlich motiviert, arbeitet viel, unser ganzes Set etwa hat er in ungefähr zwei Wochen gelernt, das war beeindruckend.

Ralf: Dein Hang zur Poesie ist nicht zu überhören oder –sehen. Was inspiriert dich am meisten, wenn du Songs schreibst? Musst Du hierzu in einer gewissen Stimmung sein?

Max: Ich lese sehr viel, ich sammle auch Bücher und besitze etwa 1200 Stück, Zahl steigend. Viele Texte sind von meinen literarischen Vorbildern inspiriert, etwa Tolkien, Robert E. Howard, Lord Dunsany, Alfred Tennyson, William Somerset Maugham oder auch philosophische Werke von Spinoza oder Sartre.
Ich weiß oft bereits vor dem Schreiben, welche Stimmung ein Song transportieren soll, diese Empfindung ist sozusagen der Kern. Alles Weitere baue ich dann um diesen Kern herum, nach und nach.

interview lunarshadow 01

Ralf: Wenn Du zurückblickst, würdest Du irgendwas an „Far From Light“ verändern und schätzt Du Dich als kritischen Menschen ein?

Max: Ich bin ein sehr selbstkritischer Mensch, ich unterziehe alles einem strengen Urteil. Ich würde an dem Album gar nichts ändern, weil das falsch wäre. Es würde das Album in etwas Anderes verwandeln und das möchte ich nicht.
Aus heutiger Sicht bin ich allerdings nicht ganz glücklich mit dem Schlagzeug und dem Bass. Meine Sicht auf meine eigene Musik verändert sich jedoch auch laufend, es wäre auch fatal, wenn dem nicht so wäre. 2017 fand ich das alles sehr schlüssig und logisch, heute eben nicht mehr komplett, daher klingt „The Smokeless Fires“ auch anders. In fünf Jahren wird mir dieser Sound möglicherweise auch nicht mehr gefallen, wer weiß. Alles ist stets im Wandel.

Ralf: Was kannst du uns über das Artwork der Platte erzählen? Wer hat es gemacht?

Max: Das stammt von Adam Burke, er hat schon das Cover unserer EP gemalt. Ich wusste sofort, dass er der Richtige für den Job ist, seine Art zu malen ist sehr ausdrucksstark und prägnant.

Ralf: Was hört ein Max Birbaum privat im Moment?

Max: Grendel’s Syster, sehr schöner Folk aus Stuttgart und Marillion. Jede Menge Marillion.

Ralf: Wird es eine Tour oder Einzel-Gigs zum Support des neuen Meisterwerkes geben? Wie kann man Euch buchen?

Max: Touren werden wir nie, da haben wir keine Lust drauf, wir sehen uns auch nicht primär als Live-Band. Ob wir dieses Jahr nochmal spielen werden, kann ich gerade nicht sagen. Wie ich oben bereits erwähnt habe, habe ich darauf gerade wenig Lust. Wir spielen unsere 1-3 Konzerte im Jahr, das muss reichen, ich wähle die Shows also wirklich sehr penibel aus. Ein Festival haben wir schon bestätigt, allerdings erst im Sommer 2020. Trotzdem kann uns jeder gerne schreiben, ich lese mir alle Angebote durch und man glaube mir, wenn ich sage, dass ich mir alles Lange und gründlich durch den Kopf gehen lasse.

Ralf: Wäre nicht schlecht, das Ganze live irgendwie optisch/visuell zu unterstützen – irgendwas geplant in dieser Richtung?

Max: Nicht wirklich. Es macht wenig Sinn, viel Geld in eine Live-Show zu investieren, wenn man eh kaum spielt. Wir haben noch nicht mal ein Backdrop haha.

Ralf: Die abschließenden Worte gehören Dir?

Max: Steve Hogarth ist ein guter Sänger, aber MARILLION waren am besten mit Fish.

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Bildquelle: Band

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