Rose Tattoo + V8Wankers (30.08.18, Karlsruhe)

20180830RoseTattooNachdem ich ROSE TATTOO bisher aufgrund ungünstiger Zwischenfälle, die hier nicht weiter thematisiert werden, verpasst habe, war die Vorfreude auf diesen Abend umso größer. Endlich würde ich den legendären Angry Anderson mit der aktuellen Reinkarnation von ROSE TATTOO live sehen. Und eines lässt sich vorab sagen, ich wurde zu keiner Sekunde enttäuscht!

V8 WANKERS

Wenn ich mich richtig entsinne, habe ich die V8 Wankers vor mehr als 10 Jahren zusammen mit W.A.S.P. gesehen. Musikalisch passte das Ganze damals nicht wirklich zur Hauptband, und die Grundhaltung der V8 WANKERS kam mir etwas zu überzogen rüber. An diesem Abend ist das anders, zunächst einmal passt der Stil der Band perfekt zu der Musik und dem Image der Tatts. Zum anderen ist die Band in den letzten Jahren ordentlich gewachsen, ähnlich wie die Kugel, die Sänger Lutz Vegas vor sich her trägt und hin und wieder damit applaudiert (!). Und das ist in diesem Fall für mich tatsächlich ein wichtiger Punkt, denn die Band nahm sich meiner Erinnerung nach damals sehr ernst. Im Substage sieht das anders aus, auf sehr sympathische Weise gewinnt das Quartett das Publikum für sich und heizt dem Raum ordentlich ein.

“Seid ihr auch wie wir? Tätowiert, assozial und Alkoholiker?” So und nicht anders sorgt Lutz für Lacher im Publikum. Musikalisch bietet die Band genau das was man erwartet, ordentlichen und harten Rock’n’Roll mit Punk-Einschlag. Der Stil der V8 WANKERS mag nicht jedem zusagen, aber das ist, wie man so schön sagt, Geschmackssache. Auf der Bühne geben die Jungs alles, und das projiziert sich zwangsläufig aufs Publikum. Kommen anfangs noch eher verhaltene Reaktionen, werden die gereckten Fäuste mit jedem Song mehr. Bei der Zugabe hat die Band fast das gesamte Substage erobert. Es ist dabei nicht zu verachten wie viel Bewegung auf der Bühne vonstatten geht. Gitarrist Wally steht keine Sekunde still, und es wundert mich eigentlich, dass seine Gitarre die Show überlebt hat. Ich jedenfalls würde meine Gitarre sicherlich nicht am Betonpfeiler eines alten Schlachthofs reiben.

Was soll ich sagen, V8 WANKERS haben an diesem Abend sehr viel Spaß gemacht, und da Gitarrist Luk le Duke aus Karlsruhe stammt, wurde im Anschluss an das Konzert sicher noch ordentlich gefeiert. Wenn die Stimmung hinter der Bühne so gut war wie auf der Bühne, sicherlich bis in die frühen Morgenstunden.

 

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ROSE TATTOO

Nach einer kurzen Umbaupause kommen ROSE TATTOO unter tosendem Applaus der Menge auf die Bühne. Angry begrüßt das nun prall gefüllte Substage mit einem “It’s hot here brothers and sisters, right?” und wirft einige Flaschen Wasser in die Meute. Daraufhin steigt die Band mit “One Of The Boys” in ihr gut 90-minütiges Set ein, und das hat es in sich. Das Publikum frisst der Band und allen voran Angry Anderson von der ersten Sekunde an aus der Hand. Nach ziemlich jedem Song redet er mit dem Publikum, dabei geht es um die unterschiedlichsten Themen “Sister, are you feeling good? - You look sad?! - Smile for me!” mit seinem anschließend “Bösen Junge”-Lächeln nimmt er sich alle Sympathiepunkte und kassiert Applaus.

Man merkt das komplette Konzert über deutlich, dass der 71-jährige noch immer voll bei der Sache ist und zu 200% hinter dem steht, was er macht. Angry lebt den Rock N Roll und ist meiner Meinung nach auf einer Ebene mit Legenden wie Lemmy zu sehen. Hier steht ein Original auf der Bühne, jemand, der kein Blatt vor den Mund nimmt und zu seinem Wort steht. Das wird mit jeder Minute des Konzertes deutlich, Angry lebt seine Musik, den Rock N Roll und ROSE TATTOO wie kein anderer. Es ist unglaublich zu sehen wie dieser kleine Mann noch immer die rauen hohen Schreie bei so großartigen Songs wie “Rock 'n' Roll Outlaw” oder “Scarred For Life” hin bekommt. Wem sein Gesang früher nicht gefallen hat, dem wird er auch heute nicht gefallen. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass Angrys Stimme noch immer in großartiger Verfassung ist und er die Songs noch ziemlich genau, wie auf Platte singt. Wobei, eigentlich besser als auf Platte, da mehr Druck dahinter ist. Eine wirklich großartige Leistung, gerade, wenn man das Alter des nicht mehr ganz so jungen Australiers berücksichtigt.

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So spielt sich die Band durch eine großartige Setlist, die bei mir keinerlei Wünsche offen lässt, die größten Hits sind vertreten und mit “The Butcher And Fast Eddie” auch mein absoluter Favorit. Das Publikum geht von Anfang bis Ende mit, und bei vielen der Songs gibt es vereinzelt Freudenschreie im Publikum zu hören. So kommt es trotz der hohen Innentemperatur bei “Nice Boys Don’t Play Rock’n’Roll” zu einem anständigen Moshpit. Blickt man zwischendurch mal zu seinen Nachbarn, sieht man entweder ein anständiges Wippen, eine hochgereckte “Fists of Rock’N’Roll” oder Haare, die durch die Luft fliegen. Andere blicken ehrfürchtig Richtung Bühne und das breite Grinsen verrät den Gedanken “Geil, er hat es immer noch drauf!”. Hier ist jeder zu 100% dabei und weiß das Konzert zu schätzen. Schließlich ist nicht sicher, wie lange es dauern wird, bis ROSE TATTOO erneut ihren Weg nach Europa finden und ob dies überhaupt der Fall sein wird. Wie Angry am Ende bereits selbst anmerkt “In meinem Alter weiß man nie was in den verdammten nächsten 30 Sekunden passiert, daher sage ich jetzt schon ‘Gute Nacht’, ihr seid großartig!”.

Dass ROSE TATTOO von ihrer Besetzung bis auf Angry nichts mehr mit dem Original zu tun haben ist zwar stets präsent, doch die aktuelle Besetzung ist sehr gut aufeinander eingespielt. Dabei wirkt niemand wie ein Mietmusiker, und untereinander herrscht ein sichtbar gutes Klima auf der Bühne. Natürlich ist dies ein Streitpunkt, doch zumindest von den Fans an diesem Abend hat sich niemand darüber beschwert. Letzten Endes ist Angry eben auch der letzte Überlebende dieser Band, und die Alternative wären dann eben keine Shows mehr. Dann ist es auf diese Art und Weise deutlich angenehmer.

 

Ein wirklich großartiger Abend mit zwei Bands, die alles gegeben haben, einem Publikum, das enorm viel schwitzen musste und sehr viel Rock’n’Roll. Ich hoffe wirklich, dass ROSE TATTOO noch eine Platte nachschieben und ich mir diese großartige Band noch einmal live ansehen kann. Denn letzten Endes ist die Situation, auch wenn sich viel geändert hat für die Band, die gleiche: “Nice Boys Don’t Play Rock N Roll”! (Pascal)

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Setlist ROSE TATTOO:

One of the Boys
Juice on the Loose
Man About Town
Assault & Battery
Tramp
Rock 'n' Roll Outlaw
The Butcher and Fast Eddy
Branded
Black Eyed Bruiser
Once in a Lifetime
1854
Rock 'n' Roll Is King
Scarred for Life
Bad Boy for Love
Astra Wally
We Can't Be Beaten
Remedy
Nice Boys

 (Fotos: Klaus)

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