Eagles (23.04.2022, New York)

live 20220423 0100 eaglesUndenkbar, dass ich mir während meines New York-Aufenthaltes die Gelegenheit hätte nehmen lassen, die „amerikanischste“ Band aller Zeiten zum zweiten Mal live zu sehen. Als am Samstag, 23. April, kurz nach 20 Uhr, ein schwarz gekleideter Mann in einer „Bellboy“-Uniform im düsteren Licht die Bühne der gigantischen Halle betritt, ist es totenstill. Mit Vinyl-Platte unter dem Arm, die das Cover des legendären „Hotel California“-Albums zeigt, nähert er sich dem Bühnenrand zu einem Plattenspieler, wo er dann theatralisch die Scheibe auflegt und die Nadel das bekannte Kratzen erzeugt. Und die Devise lautet: New York „stays at Hotel California“. Unter tosendem Applaus enthüllt der Vorhang die Band in einer Reihe stehend am vordersten Bühnenrand, alle mit Gitarren „bewaffnet“, um den Titeltrack des Millionensellers zu spielen, welches auf dem kreativen Zenit der Band entstand.

 

 

 

 

 

 

 

 

EAGLES

Der erste Eindruck der Megahalle, "made for music and hockey", ist phänomenal. Prägend ist der unfassbar klare und satte Sound, der auch die letzten Plätze der Halle erreicht im Gegensatz zu dem Soundmüll, den ich schon bei den EAGLES in der Köln-Arena 2010 erlebt habe. Und die fast 18000 Zuschauer, die das Altersgefüge von 18 bis 80 abdecken, hält es kaum auf den Sitzen, was doch für die eher sterilen US-Amerikaner untypisch erscheint.

Vorweg genommen habe ich niemals so viel Konzert für mein Geld erhalten und beim Verlassen der Halle denke ich, dass die betagten Herren jeden Dollar der doch üppigen Ticketpreise wert waren. Die Performance der Langzeit-Member Don Henley, Timothy B. Schmit, Joe Walsh sowie dem neu integrierten US-amerikanischen Country-Superstar Vince Gill, der bereits mit 22 Grammys ausgezeichnet wurde, ist derart perfekt inszeniert, dass man sich unmöglich den musikalischen Qualitäten und dem einzigartig harmonischen Satzgesang entziehen kann. Komplettiert werden die EAGLES von Steuert Smith an der Gitarre und Gesang, der seit mehr als 20 Jahren den Part von Don Felder übernimmt, allerdings kein offizielles Bandmitglied ist sowie unzähligen Studiomusikern. Die riesige Songauswahl wird zudem noch optimiert von einem fast 30-köpfigen Orchester und dem riesigen HOFSTRA CHAMBER CHOR, der bei den Songs „The Last Resort“ und „Desperado“ der Band unter endlosem Jubel die Show stiehlt. Nicht mehr dabei ist Deacon Frey, der Sohn des 2016 verstorbenen Gründungsmitgliedes Glenn Frey, der kürzlich bekannt gegeben hat, nun eigene Wege einzuschlagen.

Die Zuschauer werden Zeuge, dass ein wahrer Meilenstein der Rockgeschichte, das legendäre Album „Hotel California“ von 1975 im ersten Set des Konzertes in Gänze gespielt wird. Zwischen den Songs verkündet Don Henley den Fans, dass sie eine dreistündige Auszeit des momentan weltweiten Chaos erwarten können und dass die Band im zweiten Set „alles spielen werde, an was sie sich noch erinnern kann“.

Nach den 9 Songs des Klassikers folgt ein kurzes Break und die Band startet das zweite Set mit wunderbaren, im Anfangsteil A Capella gesungenen Klassiker „Seven Bridges Road“, welches perfekt durch die wunderschönen Gesangsharmonien besticht. Was folgt sind Hits und Highlights ohne Unterbrechung. Vince Gill, der eine echte Bereicherung der Band darstellt, meistert die früher von Glenn Frey gesungenen Parts perfekt. Bei „Take It Easy“ ist er allerdings kaum zu hören, denn die fast 18000 Besucher singen den Text von der ersten bis zur letzten Zeile. Die EAGLES, die aus so unterschiedlichen begnadeten Sängern und Musikern bestehen, scheinen durch ihre Professionalität zu Recht zum amerikanischen Kulturgut zu gehören.

Während Vince Gill die Songs, die traditionell eher im Country-Bereich wurzeln wie „Lying Eyes“ oder „Take It To The Limit“ vorträgt, Timothy B. Schmit die ruhigeren und weicheren Klänge anschlägt mit „I Can`t Tell You Why“, Don Henley im klassischen Westcoast-Sound verwurzelt ist, bleibt dennoch Publikumsliebling Nummer eins der exaltierte „irre“ Rocker der EAGLES, Joe Walsh. Dieser bringt mit seiner sehr eigentümlichen Stimme und seiner knallharten Gitarrenarbeit das Publikum bereits bei „In The City“ zum Toben. Bei den Klassikern „#Funk 49“, „Life`s Been Good“ und „Rocky Mountain Way“ reißt es das gesamte Publikum von den Sitzen.

Zwischen den Songs ehrt Don Henley immer wieder den verstorbenen Glenn Frey und fordert das Publikum zum Singen und Tanzen auf bei „One Of These Nights“ oder „Tequila Sunrise“. Im Encore-Set liefert Don Henley eine unglaubliche Darbietung von „Desperado“; der volle Einsatz des Orchesters und des University-Chores erzeugen Gänsehaut-Feeling.

Nach 28 Songs und fast drei Stunden Spieldauer endet ein grandioses Konzert, definitiv „A Night To Remember“, welches eine Band zeigte, die mit allen Höhen und Tiefen seit fünfzig Jahren an der Weltspitze Bestand hat und nach der „Wiederauferstehung aus der zugefrorenen Hölle“ besser ist als je zuvor. Don Henley hat sein Versprechen gehalten: Die EAGLES haben an dem Abend alles gespielt, an das sie sich erinnern können, wobei die Hitdichte ihres Repertoires für eine weitere Stunde ausgereicht hätte. Die Kombination der legendären Einzelstimmen, der präzise Chorgesang, die Professionalität an den Instrumenten und die Ausdrucksstärke des Songwritings wurde in dieser Perfektion niemals von einer anderen Band erreicht. (Bernd Eberlein)

Setlist: EAGLES, New York am 23. April 2022

Set 1: Hotel California

1. Hotel California
2. New Kid In Town
3. Life In The Fast Lane
4. Wasted Time
5. Wasted Time (Reprise)
6. Victim Of Love
7. Pretty Maids All In A Row
8. Try And Love Again
9. The Last Resort

Set 2: Greatest Hits

10. Seven Bridges Road
11. Take It Easy
12. One Of These Nights
13. Peaceful Easy Feeling
14. Witchy Woman
15. Take It To The Limit
16. Tequila Sunrise
17. In The City
18. Can`t Tell You Why
19. Lyin`Eyes
20. Those Shoes
21. Life`s Been Good
22. Already Gone
23. Funk 49
24. Heartache Tonight

Set 3: Encore

25. Desperado
26. Rocky Mountain Way
27. The Boys Of Summer
28. Best Of My Love

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(Fotos: Netinfect)

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