Battle Beast + Future Palace (10.09.2022, Frankfurt)

battlebeast

Am Samstag, den 10. September stand in der Frankfurter Batschkapp finnischer Power Metal auf dem Programm: BATTLE BEAST aus Helsinki gaben sich die Ehre. Ungewohnt früh war bereits um 17 Uhr Einlass. Bei dem strömenden Regen konnte man an diesem Samstag aber sowieso wenig anderes anstellen. 

FUTURE PALACE

Den Anheizer-Part übernahm ab 18 Uhr die Band FUTURE PALACE aus Berlin. Die Band um Frontfrau Maria Lessing zeichnet sich eher durch Minimalismus aus. So besteht die Band aus nur drei Personen und Bühnenshow und Ansagen kommen eher reduziert daher. Der Musikstil bewegt sich eher im Post-Hardcore / Alternative-Bereich - schon eine interessante Kombination für das Event. Bereits vom äusseren Erscheinungsbild her, macht die Sängerin mit ihrer Kombination aus lang getragenen Bandshirt, kariertem Rock und von einem Beingürtel gehaltenen hohen Strümpfen und den lässig zusammen gebundenen Haaren einen eher punkigen Eindruck. 

An der ein oder anderen Stelle, so zum Beispiel im Song „Locked“ lieferte sie solch fantastische Screamo-Einlagen, dass man sie sich sehr gut auch in diesem Genre imaginieren könnte. Unterstützt wird Lessing von Gitarrist Manuel Kohlert und Schlagwerker Johannes Frenzel. Niemand der drei tat sich, wie bereits angedeutet, durch eine auffällige Bühnenperformance hervor. Das Trio präsentierte eine Auswahl an Songs ihrer zwei Alben „Escape“ (2020) und „Run“ (2022). Insgesamt muss man sagen, dass die Band durch die Kombination mit Synthie-Elementen einen recht individuellen Stil geschaffen hat, der schlecht in eine Schublade zu stecken ist. Musikalische Assoziationen wurden bei mir am ehesten in Richtung DEFTONES oder STAIND geweckt, was vielleicht auch an den sehr ähnlichen behandelten, sehr persönlichen Themen liegt. 

Ihre eigenen Gewalterfahrungen verband Lessing mit einem Appell, über das Thema häusliche Gewalt nicht zu schweigen. Für kurze Irritation sorgte die Ansage, der nächste Song handele von dem „Future Paradise“, das man sich als Band gemalt habe. Ein Blick auf das Backdrop gab dann die Versicherung, dass der Bandname dennoch FUTURE PALACE ist.

Trotz des Stilbruchs zum Hauptact, kam die Performance in der einigermaßen gut gefüllten Konzerthalle beim Publikum gefühlt recht gut an.

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BATTLE BEAST

Nach einer kurzen Umbaupause ging es dann auch schon mit den Finnen weiter. Und wie es sich für Finnen eben gehört, war auch hier eine gewisse erfrischende Beklopptheit mit am Start. Beim etwas ruhigeren Opener schwebte Frontfrau Noora Louhimo in ihrem panzerhaften Bühnenoutfit kampfbereit und geradezu majestätisch auf die Bühne. Trotz intensiver Versuche und genauester Betrachtung aller Fotos konnte unser Redaktionsteam nicht herausfinden, ob die beiden kunstvollen Hörner auf ihrem Kopf für jede Show mühevoll kunstvoll aus ihrem echten Haupthaar zusammengebunden werden oder ob es sich dabei um ein Addendum ihres Haarreifes handelt. Sachdienliche Hinweise hierzu werden gerne entgegen genommen. Louhimos Präsenz im Raum war jedenfalls zweifelsohne eindrucksvoll. 

Auf die Einstiegsfrage wer im Publikum die Band schon gesehen habe, wurde deutlich, dass sich hier fast ausschließlich Überzeugungstäterinnen und -täter zusammengefunden haben. Nach dem vergleichsweise ruhigen Start ging es anschließend mit „Straight To The Heart“ - meinem persönlichen Favoriten - direkt voll auf die zwölf. Die hier eingesetzte Pyrotechnik ließt bereits erahnen, dass dem Publikum heute einiges aufgeboten werden würde. Zunächst einmal wurde jedoch der Benjamin in der Truppe vorgestellt. Das junge Nachwuchstalent Atte Aho ersetzt auf der „Circus Is Coming To Town“-Tour nämlich den aus familiären Gründen nicht mittourenden Gitarristen Joona Björkroth. Und - so viel lässt sich bereits vorwegnehmen - das tut er verdammt gut und mit sehr viel Freude. Erwähnt werden muss auf jeden Fall auch das ziemlich fette Kit von Drummer Pyry Vikki mit seinen 5 Crash-Becken und der Double-Bass. 

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Bei „No More Hollywood Endings“ wurden gesanglich bei mir einige Assoziationen an die AMARANTHE-Sängerin Elize Ryd geweckt. Erst hinterher habe ich dann festgestellt, dass die beiden beim Song „Strong“ auch bereits zusammengearbeitet haben - offensichtlich war der Gedanke also nicht ganz abwegig. Ein Entertainment-Highlight lieferte alsbald Bassist Eero Sipilä mit seiner deutschen Gesangseinlage „Eine ganz neue Welt“ aus dem Aladdin Soundtrack, für die er laut Noora dem Vernehmen nach zweieinhalb Jahre während der Corona-Pandemie geübt haben soll. Schnell wurde sowieso deutlich, dass Rampensau Sipilä der heimliche zweite Frontmann der Band ist. Verdammt launig und gewitzt führte er durch die Zirkusvorstellung und verkörperte außerdem schlicht das Musikerdasein - eine echte Freude ihm dabei zuzusehen. So auch als sich Noora mit ihm ein inszeniertes Kämpfchen lieferte. 

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Ein weiteres Highlight wurde dem gut gelaunten Publikum nach „Bastard Son of Odin“ geboten: Angekündigt als neuer finnischer Export nach Nokia, Angrybirds und SUNRISE AVENUE, präsentierte man unter tosendem Jubel den „finnischen Schlagerwagen“, ein fahrendes, blinkendes Drumset, das von „Keytarist“ Janne Björkroth fachmännisch betrommelt wurde. Dazu standen ihm vier knallorangene Drumsticks zur Verfügung, von dem Sipilä einen ins Publikum pfefferte. Björkroths Beschwerde, dass er doch nur vier davon habe, wurde kess mit einem „Na dann hast du doch noch drei. Wie viele Hände hast du denn?“ erwidert. Anschließend mixte Björkroth zu den angestimmten „Döp Döp Döp“-Klängen von SCOOTERs „Maria“ den gewogenen Fans noch ein paar Longdrinks.

Nach einer Gänsehaut-Performance zu „Eden“ war das Haupt-Set auch schon zu Ende. Aber zum Glück wartete mit der aus drei Songs bestehenden Zugabe dann nochmal ein echtes Finale auf die Menge. Zu „King For A Day“ wurden nämlich erstmal noch die Laser ausgepackt. Der Song ist sowieso ein echter Hit, weshalb er im Anschluss an das Konzert im Auto und auch noch ein paar Tage danach in Endlosschleife in diesem Haushalt lief. Den formvollendeten Abschluss fand die tolle Show mit „Beyond The Burning Skies“ dann erneut im Pyroregen. Nun schlug auch die große Stunde von Gitarrist Juuso Soinio, der sich mal eben mitsamt Arm und Gitarre mitten in den Pyrostrahl schmiss und dort für mindestens eine Minute verharrte.

Ein Blick in die Menge offenbarte zu recht viele glückliche Gesichter. Ein toller Abend, der dank des frühen Beginns schon um etwa halb zehn sein Ende fand. (Manu)

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Setlist
Circus of Doom
Straight to the Heart
Familiar Hell
Armageddon
Place That We Call Home
No More Hollywood Endings
Eine ganz neue Welt (Aladdin Cover)
Where Angels Fear to Fly
Bastard Son of Odin
Russian Roulette
Wings of Light
Eden
————

Master of Illusion
King for a Day
Beyond the Burning Skies

(Fotos: Markus)

 

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