Reality Bites Festival 2023 (02.07.2023, Saarbrücken)

RB2023Lange angekündigt und sehnlich herbei gewünscht sollte das REALITY BITES FESTIVAL dieses Jahr wieder mal mit hochkarätigen Bands in der Garage statfinden. Zum Glück waren es an diesem Sonntag etwas unter 30 Grad Außentemperatur, denn in der prall gefüllten Halle hieß es jetzt über sechs Stunden zu stehen und zu schwitzen.
Leider stiegen H20 kurz vorher aus der Europatour aus, aber sechs Bands sind auch genug, gerade für ältere Herrschaften wie mich. Leider fiel dann auch kurzfristig unser Fotograf aus, was mich zum Fotografieren mit dem Smartphone zwang.

ETERNAL STRUGGLE
Eine Hardcoreband aus Israel? Interessant, auch wenn sie bereits letztes Jahr ihre erst Europatour erfolgreich durchgeführt haben. Um Punkt 16 Uhr wurde der Reigen gestartet, und die meisten Besucher fanden sich schon in der kuscheligen Halle ein. Energetisch und schön aggro ging es direkt zu Werke, und auch wenn man scheinbar kaum Musiker aus Israel kennt, kam mir die Stimme des Sängers doch sehr vertraut vor. Natürlich, es war Ori Frank, der damals beim Projekt DARK TIMES COLLABORATION schon am Mikro war, damals ging es allerdings mehr um einen Mixcontest zur Lockdownzeit.
Die Mischung aus Geschwindigkeit und Groove, gemischt mit Bass-Drop Elementen ließen schon den ersten wenn auch kleinen Moshpit erkennen und bekam

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SHEER TERROR
Auf diese Band habe ich mich am meisten gefreut, weil ich sie sehr lange nicht mehr live erlebt habe und sie auch leider mehrfach verpasste. Urgestein Paul Bearer am Mikrofon ist nicht nur stimmlich eine Offenbarung, sondern auch sein Talent als Entertainer der Herzen, die er gleichermaßen an die Menge offerierte. Seine mächtige Gestalt und seine Dalmatiner-Haarpracht wirkten grimmiger als seine träge und zuvorkommene Art. Der Storyteller konnte sehr wohl mit dem Publikum interagieren und blieb den meisten in positiver Erinnerung. SHEER TERROR lebt, auch wenn Paul selbst die Band damals beim Konzert von JOE COFFEE für tot erklärte. Gut, dass es anders gekommen ist.

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Setlist SHEER TERROR:
Here To Stay
I, Spoiler
Not Waving, Drowning
Heartburn In G
Twisting And Turning
Salome
Roses
3 Year Bitch
Bulldog
Walls
Burning Time
Ain't Alright
Broken
Ashes, Ashes
Cup O' Joe
Just Can't Hate Enough

UNEARTH
Die nächste Band, die ich mit Vorfreude erwartete, waren die Jungs aus Massachusetts. Die Live-Darbietungen von UNEARTH waren immer spektakulär. Mit dem neuen Line-Up, sprich ohne Ken Susi, hatte ich die Band noch nicht erlebt, allerdings war mir das aktuelle Album „The Wretched, The Ruinous“ bestens bekannt, und so stieg meine Erwartung, die auch nicht im geringsten enttäuscht wurde. Wie von der Kette konnten Buzz McGrath und Neuzugang Peter Layman ihre Riffs, Licks und Artistik ausleben, auch wenn man merkte, dass der Zahn der Zeit nicht mehr alles wie früher erlaubte. Sänger Trevor war bestens bei Stimme und Laune, und so wurde sich quer durch die Diskographie gemosht. Leider war der Sound durchgehend sehr verschwommen, so dass es schwerfiel, einzelne Songs zu erkennen. Nichtsdestotrotz hatte Band wie Publikum einen Riesenspaß, und das ist, was letztendlich zählt.

Setlist UNEARTH:
My Will Be Done
This Lying World
The Wretched; The Ruinous
Giles
Dawn of the Militant
The Great Dividers
Black Hearts Now Reign

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SICK OF IT ALL
Okay, diese Band ist es immer wert, live zu erleben. Ich kann mich zumindest an kein schlechtes Konzert der New Yorker erinnern. So auch in der Garage – von der ersten Sekunde an ging es zu 100% ab, Pete Koller bestand zu 200% aus Energie bis in den Mohawk, und sein Bruder Lou schrie sich die Seele aus dem Leib. SICK OF IT ALL bewiesen mal wieder, dass man trotz Angepisst-sein eine positive Energie ausstrahlen kann, und dass ein gesunder Lebensstil das Altern völlig bedeutungslos macht. Aus knapp 40 Jahren Bestehen wurden alle Hits dargeboten, die Meute sang eifrig mit, und die Stagediver freuten sich über ein hitziges Spektakel. Bitte mehr davon!

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HATEBREED
Die Truppe um Jamey Jasta hat noch nie so wirklich mein Interesse geweckt. Live sind sie eigentlich ganz okay, aber dennoch konnte ich nicht nachvollziehen, wie viele Leute total ausflippen, wenn es um HATEBREED geht. Es handelte sich um den letzten Auftritt dieser Tour, und so nahmen die Hünen aus Connecticut noch einmal zum Rundumschlag aus. Hier waren zumindest die bisherigen Publikumslieblinge am Werk, und ihr Status als Co-Headliner des Festivals waren durchaus berechtigt. Von der musikalischen Seite gaben sie meines Erachtens allerdings nicht viel her, beschränkt sich ihr Repertoire doch lediglich auf das erste Drittel des Griffbretts. Dafür war der Sound wieder etwas akzeptabler, zumindest die Gitarren kamen brachial rüber, und das ist nun mal der Schwerpunkt ihres Stils. HATEBREED wurden heftig abgefeiert und um Zugaben gebeten, so dass die grimmigen und zuweilen prollig wirkenden Musiker mit einem Lächeln die Bühne für den Headliner räumten.

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Setlist HATEBREED:
ToThe Threshold
Empty Promises
Destroy Everything
Looking Down The Barrel Of Today
Live For This
Tear It Down
This Is Now
Driven By Suffering
Perseverance
Proven
Last Breath
Betrayed By Life
In Ashes They Shall Reap
Smash Your Enemies
As Diehard As They Come
Before Dishonor
Under The Knife
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I Will Be Heard

 

THE GHOST INSIDE
Und Räumen ist das passende Wort. Die Bühne bestand außer dem riesigen Backdrop nur noch aus den Musikern und ihren Instrumenten – keine Backline, kein einziges Kabel, nichts war mehr zu sehen beim Betreten von THE GHOST INSIDE, nur Nebel und Musiker. Die Band brauchte nicht viel zu machen, das Publikum sang von Anfang bis Ende lauthals mit. Dabei muss ich zugeben, dass ich außer dem Namen noch so gut wie nie etwas von der Band gehört hatte. Die einstündige Darbietung ließ aber bei mir auch nicht unbedingt das Interesse steigen. Der schon fast poppige Stil ihres modernen Metals ließ das Publikum total ausflippen, wenn auch einige wie ich dachten und eher neutral das Treiben begutachtete.
Zu erwähnen ist der traurige Teil der Bandkarriere, als Drummer Andrew Tkaczyk 2016 bei einem Unfall mit dem Tourbus sein rechtes Bein verlor. Nun hat er zwar eine Prothese, aber dennoch tat er alles, um wieder an den Kesseln sitzen zu können. Mit einer speziellen Apparatur ist es ihm nun möglich, ohne Einschränkungen wieder zu trommeln, was er an diesem Abend auch ehrwürdig unter Beweis stellte.

Setlist THE GHOST INSIDE:
Intro
Engine 45
The Outcast
The Great Unknown
Move Me
Pressure Point
One Choice
Mercy
Unspoken
Dear Youth (Day 52)
Dark Horse
Out of Control
Faith or Forgiveness
Avalanche
Aftermath

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Gegen Ende des Abends tropfte der Schweiß von tausenden Anwesenden von der Decke der ausverkauften Garage, und die Leute konnten froh und heiter, wenn auch verschwitzt und mehr als nebelfeucht, nach Hause, um nun wieder die Realität des regulären Arbeitslebens vor Augen zu haben. Aber die Woche fing für alle Anwesenden nach diesem Abend bestimmt sehr beschwingt und ausgeglichen an. (Jochen)

(Fotos: Jochen)

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