live 20170415 Broilers01Es ist Samstagabend in Frankfurt am Main: Tausende von Menschen strömen in die Festhalle an der Messe: Ob sehr jung oder schon älteren Semesters, ob männlich oder weiblich, ob Neu-Fans und Die Hards, ob Punks, Skins , Rock’n’Roller oder „Normalos“: Sie alle wollten die Band sehen, der es nach den ÄRZTEN und den TOTEN HOSEN gelungen ist, den Punkrock wieder massenkompatibel zu machen. Das Bier fließt in Strömen, bergeweise Merchandise wandert über den Verkaufstisch und „Mainhattan“ erlebt ein feines Spektakel. Aber von vorn...

THE BABOON SHOW

Los ging es um 20 Uhr mit THE BABOON SHOW aus Stockholm, Schweden. Von der ersten Minute an wirbelte Sängerin Cecilia Boström, ein wahres Energiebündel, in zerfetzter Strumpfhose und silbernem Glitzerkleid über die Bühne, ohne sich auch nur eine Sekunde Verschnaufpause zu gönnen. Radschlagen inklusive. Ihre Bandkollegin Frida Ståhl am Bass bestach hingegen eher durch ihre betonte Lässigkeit. Auch Schlagzeuger Niclas Svensson, unverkennbar mit seinem Markenzeichen „Basecap nach russischer Art“ auf dem Kopf (welches sowohl als stylisches Modeaccesoire, als auch als Schutz vor grellem Bühnenlicht durchgeht), und Håkan Sörle, verantwortlich für die treibenden Gitarrenriffs, waren eher von der bescheidenen Sorte.

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Leider war die Akustik, zumindest dort wo ich zunächst stand (vorne rechts), ziemlich miserabel, so dass bei weiten Teilen des Sets nur der wummernde Bass und ein undefinierbarer Gesang bei mir ankamen. Bis endlich ein annehmbares Plätzchen in Bezug auf Sicht UND Akustik gefunden war, war die Band dann auch schon fast durch. Hier offenbarten sich erstmals Probleme bei der Beschallung der Örtlichkeit. Zusätzliche Boxen an beiden Seiten hätten meines Erachtens doch erheblich dazu beitragen können auch das Hörvergnügen für jene sicherzustellen, die sich nicht in den Bereich frontal zur Bühne rein drängeln wollten.

THE BABOON SHOW, das kann man festhalten, das ist explosiver Punkrock - inklusive einer fast besessen wirkenden Sängerin. Das schwedische Quartett konnte an dem Abend mit ihrem kurzweiligen Set sicher einige neue Fans dazu gewinnen. Ihren Anheiz-Job haben sie jedenfalls tadellos gemeistert. Es lohnt sich bestimmt noch einmal zukünftig bei einer Club-Show der Band reinzuschauen, denn vielversprechend war die gebotene Live-Show zweifellos.

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Setlist THE BABOON SHOW

Queen Of The Dagger
The Shame
Faster Faster Harder Harder
Me Myself And I
Jugando Con Fuego
You Got A Problem Without Knowing It
High Five With The Guys
Punk Rock Harbour

BROILERS

Gegen 21:15 Uhr war es dann soweit und die BROILERS legten mit ihrem rund zweistündigen Set los, nachdem das Intro von Sham 69 „If The Kids Are United (They Will Never Be Divided) verklungen, und das große Front-Transpi, welches die gesamte Bühne verhüllt hatte, unter dem Jubel des Publikums, gefallen war.

„Wir werden heute mit euch durch die Decke gehen“ erklärte Frontmann und Gitarrist Sammy Amara schon ziemlich früh das Tagesziel. Trotz inzwischen besserem Standort machte die Akustik in der Halle weiterhin schwer zu schaffen. Die Ansagen von Ines Maybaum waren aufgrund der Mikrolautstärke überhaupt nicht zu verstehen und auch insgesamt war die Lautstärke für meinen Geschmack VIEL zu leise. Ich hätte jetzt nicht unbedingt erfahren müssen, dass es im Publikum Leute gibt, die tatsächlich noch schlechter singen können als ich – leider gelang es der Band nicht, diese zu übertönen. Gerade in so großen Hallen, die im Vergleich zu Club-Shows sehr weniger Intimität mit der Band versprechen, ist ein ordentliches Klangerlebnis unabdingbar. An vielen Stellen in der Halle schien dann auch keine wirklich ansteckende Stimmung aufkommen zu wollen. Zu allem Überfluss verweigerte die Person an der Garderobe die Annahme des Foto-Equipments meines Kollegen, mit dem Verweis das sei jetzt zu spät nach Konzertbeginn, so dass er dazu verdammt blieb die Show im Foyer abzusitzen, ohne in den Genuss des Konzerts zu kommen. Sehr ärgerlich!

Dabei gaben alle alles und der Band ist offensichtlich kein Vorwurf dafür zu machen. Da ist die enorme Bühnenpräsenz und positive Ausstrahlung der Bassistin Ines Maybaum, in deren Gesicht man Emotionen oft lesen kann wie in einem Buch. Da ist das dynamische Gitarrenspiel von Ron Hübner, der fast immer in Bewegung ist. Und auch Schlagzeuger Andi Brügge und Chris Kubczak (Organ & Keys) sind stets mit Feuereifer dabei. Natürlich ist da auch der charismatische Sammy Amara mit seiner markanten Stimme, der es versteht mit wunderbar durchdachten Ansagen das Publikum zu entertainen. Unterstützt wurde die Band bei zahlreichen Songs durch ihre Bühnenmusiker Jon Boutin (Trompete), Björn-Michael Röhlich (Posaune), und der, u.a. bei einem Solo laut umjubelte, Saxophonist Julius Schmitter (auch: Mundharmonika, Mandoline).

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Das obligatorische „Reißen wir die Drecksbude jetzt ab?“ durfte natürlich auch in Frankfurt nicht fehlen. Pogende Gruppen hier und da, erinnerten immer wieder daran wo die Band ihre musikalischen Wurzeln hat. Dies obwohl selbst Lieder aus den 90er-Jahren wie „Paul Der Hooligan“ oder das irisch-folkige „Cigarettes & Whiskey“ heute live längst nicht mehr so hart präsentiert werden, wie sie auf der EP-Collection „Loco Hasta La Muerte“ aus dem Jahr 2011 noch klingen. Auch bei „33 RPM“ ging es etwas härter zur Sache. Der ein oder andere kam dann auch auf dem inzwischen schon ziemlich schlüpfrigen Boden zu Fall. In dem ein oder anderen Fall trug mit Sicherheit auch der Alkoholpegel zur Verringerung der Standsicherheit bei. Jederzeit waren jedoch helfende Hände am Start, um die Betroffenen wieder zurück auf die Füße zu bringen. „Held In Unserer Mitte“ durfte diesmal ein kleiner Junge auf den Schultern seines Vaters sein, um den sich der Circle Pit drehte – nicht jedoch ohne mehrfache, eindringliche Warnungen, dass „ihr diesmal richtig vorsichtig sein müsst.“

Fast noch besser beherrschten die BROILERS jedoch die gefühlvolleren Momente. „Den Sommer in die Stadt holen“ schickte man sich bei „Wie Weit Wir Gehen“ an. Zuvor hatte Sammy Amara das Publikum aufgefordert sich jeweils zu zweit zusammenzutun und den „Lieblingsmenschen“ auf die Schultern zu nehmen - einer Aufforderung der auch einige nachkamen. Das sind die Dinge, die wahrscheinlich nur bei solch großen Konzerten ihre volle Wirkung entfalten. In Momenten, bei denen bei anderen Bands üblicherweise die Feuerzeuge gezückt werden, entflammen bei den BROILERS Bengalische Feuer - so gesehen bei „Nur Nach Vorne Gehen“, wo sich nicht nur Amara für das Entzünden zweier Bengalos verantwortlich zeigte, sondern auch der ein oder andere im Publikum gesichtet werden konnte.

Immer wieder wurden über einen Projektor die Videos der Band zu den gespielten Songs eingespielt. Bei „Die Beste Aller Zeiten“ wurde dieser dafür genutzt Fotos der Bandmitglieder in jungen Teenager-Jahren zu zeigen.

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Sichtlich begeistert trank „der halbe Hesse“ Sammy (seine Mutter stammt aus dem Taunus) in den Durchschnauf-Pausen immer wieder den guten alten „Äppelwöi“ - mal pur, mal sauer gespritzt, aber natürlich jederzeit standesgemäß aus einem Bembel. Wie sich das gehört. Dies brachte ihn irgendwann auf die Idee, die Band könne doch demnächst auch mal BROILERS-Bembel ins Merchandise-Programm aufnehmen. Die Lacher auf seiner Seite hatte Amara auch, als er dem Publikum über die Leinwand den Bühnenteppich, zeigen ließ. Dabei handelte es sich nämlich um einen dieser bekannten Spielteppiche für Kinder. „Ihr müsst das sehen. Ich muss da beim Spielen die ganze Zeit drauf schauen und dabei versuchen ernst zu bleiben“.

Zweimal ließ die Band sich insgesamt zu einer Zugabe bitten. Die erste davon wurde von einem meiner persönlichen Highlights des Abends eigneleitet: „Die Letzten (An der Bar)“, kommt live noch eine Spur gefühlvoller als vom Plattenteller. Am Ende der Ersten dieser beiden Extra-Runden brachte „Meine Sache“ die Halle endlich endgültig zum Beben. Auch bei „Ruby, Light & Dark“ zu Beginn der Zweiten brandete tosender Jubel auf. Vergleichbare Lautstärke des Publikums hatte es vorher nur nach der Ansage zu „Keine Hymnen Heute“ gegeben, welche ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Rechtspopulismus und fremdenfeindliche Hetze darstellte. Diese Inbrunst des Publikums hätte ich mir für das ganze Konzert gewünscht, wenngleich, wie bereits erwähnt, meines Erachtens die mangelhafte Beschallung einen wesentlichen Teil dazu beitrug. Abgeschlossen wurde das Set wie immer mit dem Lied „Blume“. Hier hieß es dann: Schluss, aus, vorbei.

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21 Gigs haben die BROILERS seit Ende Februar zur Promotion und Präsentation ihres neuen Albums „[sic!“] in Deutschland und der Schweiz gespielt, die Meisten davon in ausverkauften Hallen. Nach Frankfurt ist es damit nun erst einmal vorbei. Erst Mitte Juli geht es dann unter freiem Himmel bei den geplanten Open Air-Konzerten und natürlich bei den Festivals weiter. (Manu)

Setlist BROILERS:

Preludio
Zurück Zum Beton
Tanzt Du Noch Einmal Mit Mir?
Bitteres Manifest
Paul Der Hooligan
Wo Es Hingeht
Die Beste Aller Zeiten
Ist Da Jemand?
Meine Familie
In 80 Tagen Um Die Welt
Zu Den Wurzeln
Ihr Da Oben
Lofi
Harter Weg (Go!)
Wie Weit Wir Gehen
Keine Hymnen Heute
Ich Brenn‘
33 Rpm
Dumm Und Glücklich
Held In Unserer Mitte
Zusammen (SLIME Cover)
Nur Nach Vorne Gehen
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Zugabe 1:
Die Letzten (An Der Bar)
Cigarettes & Whiskey
Irgendwas In Mir
Meine Sache

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Zugabe 2:
Ruby, Light & Dark
Blume

(Fotos: Alex)

 

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