Halestorm - Vicious

halestorm viciousNachdem die Amis von HALESTORM 2009 mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum mehr als furios gestartet sind, das Album verdient locker mal eine 9,5-er Bewertung, und auch der Nachfolger „The Strange Case Of… (2012) sehr gelungen eine Brücke zwischen Heavy Rock und Mainstream Alternative Rock schlug, zeigten sich 2015 bei dem dritten Album „Into The Wild Life“ erste Lücken in einem ansonsten perfekt arrangierten Puzzle.

Suggerierte der Titel, dass es voll auf die Zwölf gibt, fiel das Album dann insgesamt doch zu poppig und zu experimentell aus, so als ob man eine Band vor sich hat, die sich partout nicht wiederholen möchte, aber auch selber noch nicht so ganz zu wissen schien, wohin denn die Reise gehen soll.
Wieder drei Jahre später ist man nun schlauer, mit „Vicious“ hat man ein neues Album am Start, das seinem bösartigen Titel tatsächlich stellenweise gerecht wird und eine Mittelfingerattitüde zur Schau stellt.

Lassen wir für’s erste die beiden ordentlichen Quotenballaden „Heart Of Novocaine“ und „The Silence“ außen vor, dann präsentieren uns HALESTORM dieses Mal ein Album, das durch und durch rockt und heavy ausfällt und das nicht nur als Selbstzweck, um möglichst stark zu polarisieren, sondern der Ami-Vierer hat es geschafft harte Songs zu schreiben, die trotzdem melodisch sind und gut ins Ohr gehen.
Man braucht sich als Hörer „Vicious“ definitiv nicht zu erarbeiten, das Album verfügt über einen natürlichen Fluss und ist im Gegensatz zum Vorgänger in sich vollkommen stimmig. Was mir persönlich jetzt noch fehlt, ist ein emotionales Element, das die ersten beiden Alben besaßen. „Vicious“ ist von seiner gesamten Art her sehr direkt und sehr zugeschnitten auf Sängerin Lzzy Hale.

Mit dem Titelstück, dem klasse Opener „Black Vultures“, der Hymne „Killing Ourselves To Live“ sowie dem aggressiven „Uncomfortable“ haben HALESTORM mal locker vier astreine Kracher dabei, die den starken Songs der Vergangenheit in nichts nachstehen. Weiter auf der positiven Seite stehen die beiden Balladen, wenngleich diese natürlich nicht so intensiv sind wie „Familiar Taste Of Poison“ oder „Dear Daughter“, das sind Songs, die wiederholt man nicht einfach mal so auf die Schnelle.

Die coolste Nummern von „Vicious“ ist sicherlich „Do Not Disturb“, bei dem Text werden vermutlich sogar STEEL PANTHER rot im Gesicht, da kann man wirklich sagen, dass sich ein Album mal wieder ausdrücklich den „explizite Lyrics“ Stempel verdient hat. Auch mit „Painkiller“ beweist man Mut, denn bei diesem Titel bleibt einem gar nichts anderes übrig als an JUDAS PRIEST zu denken und gegen deren „Painkiller“ kann man eigentlich nur haus und hoch verlieren.

Die Songs, die ich bis jetzt noch nicht erwähnt habe, sind dann auch diejenigen, die nicht ganz so klasse sind. „Buzz“ ist in der ersten Albumhälfte weder Fisch noch Fleisch und das etwas experimentellere „Conflicted“ wirkt wenig später wie ein thematisches Anhängsel zu „Do Not Disturb“, aber ohne einem als Hörer eine Energie vermitteln zu können. Und bevor die Band dann mit „Vicious“ wieder voll ins Schwarze trifft, wirkt das durchaus hitverdächtige „White Dress“ wie eine kleine Entschuldigung für das, was man vorher textlich angerichtet hat („Sorry Mama That I Made You Cry (…) I’m Still Gonna Make You Proud“ – so in etwa geht der Text.

Betrachtet man den Sound von „Vicious“, dann kann man im Gegensatz zum „Into The Wild Life“ Album hier wirklich nichts kritisieren, auch die gesangliche Performance von Lzzy Hale ist wieder einmal atemberaubend, als Hörer würde man sich jetzt nur noch wünschen, dass sie ihre eigene Band mit ihrer Dominanz nicht so sehr in den Hintergrund stellen würde, denn normalerweise hat man bei HALESTORM nicht den Eindruck, dass es sich um eine reine Begleitband einer extrovertierten Rocksängerin handelt, sondern um eine Einheit.

Na klar, „Vicious“ ist jetzt nicht so stark wie das Debütalbum, das die Band nie wieder wird toppen werden können, aber Album Nummer vier ist auf jeden Fall wieder der erhoffte Schritt in die richtige Richtung und HALESTORM bleiben damit eine der ambitioniertesten Bands der letzten Dekade und sind damit von ihrer Bedeutung her sowas in der Art wie ALTER BRIDGE, nur halt mit Sängerin. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20168,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 43:00 min
Label: Atlantic/Warner
Veröffentlichungstermin: 27.07.2018

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